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Karas Reich

Karas Reich

Titel: Karas Reich
Autoren: Jason Dark
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vormachte. Vielleicht hatte es dem anderen gereicht, mich auf eine derartige Weise zu erschrecken. Gut, das lag im Bereich des Möglichen, andererseits fragte ich mich, welcher Grund dafür vorlag, so etwas zu tun. Da mußte es ein Motiv geben, und ich gehörte nun mal zu den Personen, die für derartige Motive prädestiniert waren.
    Ich hatte zahlreiche Feinde, die sich immer etwas Neues einfallen ließen, um mich in eine Falle zu locken.
    Hier auch?
    Ich hütete mich davor, den Bau als völlig normal anzusehen, obwohl nichts anders war.
    Aber es lauerte etwas.
    Vielleicht hinter den Mauern, verborgen in den einzelnen Etagen, wo es genügend Verstecke für das Grauen gab. Irgendwann würde ich auch das Haus durchsuchen, das stand fest, aber zuvor mußte ich mich noch hier draußen umschauen.
    Es dauerte etwas, bis ich den mächtigen Kran hinter mich gebracht hatte. Mein nächstes Ziel war der Materialaufzug, der aus einer breiten Plattform mit einem Schutzgitter bestand. Es reichte ungefähr bis zur Höhe meiner Oberschenkel.
    Der den Motor antreibende Generator stand ebenfalls in der Nähe, und ich sah auch den Hebel, mit dem der Aufzug in Bewegung gesetzt werden konnte.
    So kam man auch bis ans Dach.
    Ich überlegte, ob ich den Weg nehmen sollte, um dann von oben hinabzugehen. Riskant war es schon, denn es konnte viel passieren, und es befand sich niemand in der Nähe, der mir half.
    Vor der Plattform blieb ich stehen und legte meine Hände auf den Rand des Gitters.
    Irgendwo knackte etwas. Ich schaute nach links, wo allerdings nichts zu sehen war.
    Der Wind strich durch das Gelände. Manchmal erwischte er die Planen an ihren losen Stellen und hob sie hoch wie Decken, um sie irgendwann wieder nach unten zu drücken. Ich erschrak dabei regelmäßig.
    Gefahr!
    Mein sechster Sinn meldete mir dies. Sie war da, und sie war so verflucht nah.
    Ich löste meine Hände vom Gitterrand und drehte mich blitzschnell um.
    Das hätte ich schon vorher machen sollen, da hätte ich dem fliegenden Kantholz noch entwischen können.
    So aber war es schon zu nahe. Ich kam gerade noch dazu, mich wegzuducken, aber ich konnte ihm nicht entgehen, und es streifte über meinen Kopf hinweg wie ein Kamm mit glühenden Zinken.
    Ich verlor die Orientierung. Ich schwankte, sah nicht mehr richtig, wußte aber, daß ich der Plattform und ihrem Gitter den Rücken zugedreht hatte.
    Dann hörte ich das Lachen.
    Verdammt dicht vor mir.
    Im nächsten Augenblick erwischte mich der Stoß an der Brust. Nicht einmal hart geführt, vielleicht sogar mit der flachen Hand, aber der Treffer reichte aus, um mich aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ich fiel nach hinten.
    Da half mir auch kein Gitter mehr. Es war einfach nicht hoch genug für mich.
    Daß ich mit dem Rücken auf die harte Fläche schlug, spürte ich so gut wie nicht, weil es den Vergleich mit dem Kopftreffer nicht standhielt. Ich befand mich in einer bedauernswerten Lage, war nicht wehrlos, aber durch den verdammten Treffer am Kopf meiner Übersicht beraubt worden, wobei ich trotzdem noch daran dachte, daß etwas eingetreten war, was ich hatte verhindern wollen. Ich lag auf diesem verdammten Aufzug und hatte es nicht freiwillig getan.
    Ich wälzte mich zur Seite. Zum erstenmal ›meldete‹ sich mein Kopf. Ein zuckender Schmerz jagte in alle Richtungen.
    Ich kämpfte mit der Übersicht. Ich war nicht so hart getroffen worden, daß ich das Bewußtsein verloren hätte, aber ich fand mich nicht mehr zurecht. Die verdammten Sekunden dehnten sich in die Länge, und es kam mir niemand zur Hilfe.
    Ich wälzte mich auf den Bauch. Die Arme anziehen, die Hände gegen den Boden stemmen, dann sich erheben.
    Das Flüstern der Stimmen in meiner Nähe hörte sich an, als würden sich Geister unterhalten. Die einzelnen Sätze waren im Befehlston gesprochen worden, das bekam ich mit, ebenso wie das plötzliche Rattern, als würde jemand neben mir stehen, der mit dem Stock immer wieder gegen den Untergrund schlug.
    Ich wußte, was dieses Geräusch zu bedeuten hatte. Jemand hatte den Motor angestellt, und der Aufzug würde an der Hauswand in die Höhe fahren.
    Noch befanden wir uns in Bodenhöhe, und ich verdoppelte meine Anstrengungen.
    Mein Pech, daß sich ausgerechnet jetzt der Aufzug in Bewegung setzte, und dies geschah mit einem heftigen Ruck, der meine Bemühungen schon im Keim erstickte.
    Ich war halb auf die Knie gekommen, als mich der Ruck erwischte und ich wieder zur Seite fiel. Der Boden unter mir war feucht.
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