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Karas Reich

Karas Reich

Titel: Karas Reich
Autoren: Jason Dark
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zunächst nur das erste Drittel der Steine. Dann aber kroch es höher, als wäre jemand dabei, aus dem Unsichtbaren hervor, die grauen Steine mit einer dunkelroten Farbe zu bestreichen.
    Das Glühen ließ sich nicht aufhalten. Es sandte selbst eine gewisse Schwingung ab, die sich mit der dunkelhaarigen Frau im Zentrum des Refugiums traf.
    Kara spürte, wie sie von einer ungewöhnlichen und kaum erklärbaren Kraft erfüllt wurde. Durch ihren Körper lief ein Kribbeln.
    Dann packten die Kräfte zu.
    Kara verschwand.
    Aufgelöst – weg. Hineingedrängt in eine andere Zeit, in die tiefe Vergangenheit…
    ***
    Ich überquerte die Straße.
    Nicht schnell, nicht rennend, aber durchaus zügig und auch entsprechend vorsichtig. Dabei mußte ich mit allem rechnen, denn die Attacken aus dem Nichts hatte ich nicht vergessen.
    Es passierte nichts mehr. Weder flog ein Auto heran, noch wurde vor mir die Straße aufgerissen, um einem Ungeheuer freie Bahn zu verschaffen.
    Ich erreichte unangefochten die andere Seite, blieb auf dem Gehsteig stehen und atmete zunächst tief durch.
    Das war geschafft.
    Ich schaute zurück.
    Harmlos und eingetaucht in die Dunkelheit der Nacht lag der Park, aus dem ich gekommen war, vor mir. Nichts wies auf eine Gefahr hin. Alles war so natürlich.
    Der Wind strich über die Bäume hinweg, löste einige Tropfen aus dem Astwerk oder spielte mit den weniger widerstandsfähigen Büschen an den Seiten.
    Auch das Auto, das mich passierte, entwickelte sich nicht zu einem Feind, abgesehen von der dumpfen Musik, die aus den offenen Fenstern klang.
    Vor mir lag die Baustelle. Groß und wenig übersichtlich. Es war nur zu erkennen, daß zwei Häuser mit mehreren Stockwerken errichtet werden sollten, und ihre Rohbauten ragten bereits wie Skelette in den dunklen Wolkenhimmel.
    Überall schimmerte die Nässe. Sie hatte sich wie Schleim auf zahlreiche Gegenstände gelegt, klammerte sich an dem Mauerwerk fest, war in die Sandberge hineingekrochen und hatte auch eine Glanzschicht auf den dort stehenden Geräten hinterlassen.
    Leer, unter dem Druck der Finsternis stehend, lag diese öde Baulandschaft vor mir.
    Nur wenige Schritte trennten mich, aber noch zögerte ich, weil ich nicht genau wußte, wo dieser Mann steckte.
    Okay, ich hatte das Licht gesehen, das aber hätte auch eine Spiegelung sein können. Die Baumaschinen boten sich dafür ja an.
    Ich betrat das Gelände. Es gab zwar eine Absperrung, die im Prinzip jedoch keine war. Der Zaun aus Maschendraht war an einigen Stellen nach unten gedrückt und konnte leicht überklettert werden.
    Dahinter versanken meine Schuhe in dem weichen Sandboden, der über dem normalen lag.
    Nach den ersten Schritten erreichte ich eine kleine Baubude. An der Schmalseite blieb ich stehen. Wenn ich an der Mischmaschine vorbeischaute, fiel mein Blick auf die Fassade mit den zahlreichen viereckigen Fensterlöchern und auch auf den breiten Eingang, der nicht einmal eine Nottür aus Eisen hatte.
    Der Bau machte auf mich den Eindruck eines modernen Ungeheuers, das darauf wartete, Nahrung zu bekommen.
    Menschen, zum Beispiel, die es verschlingen konnte, um sie anschließend als leblose, starre Körper wieder auszuspeien.
    Ich sagte mir selbst, daß es Einbildung war, doch Feigheit zählte nicht.
    Ich mußte weiter.
    Gerüste waren nicht mehr vorhanden. Wer in die oberen Etagen wollte, mußte zuerst in den Bau hinein. Das wollte ich mir für später aufheben.
    Zunächst einmal mußte ich mir die Umgebung anschauen, und ich kam mir schon sehr bald vor wie in einer Hügellandschaft im englischen Süden.
    Mein Weg führte immer wieder an ihnen vorbei. Zwei große Mischmaschinen warfen zackige Schatten auf den Boden. Sand schimmerte im Mondlicht wie die Haut von Toten.
    Ich entdeckte sehr große, dabei ziemlich flache Wannen, die mit einer erstarrten, kalkig riechenden Masse gefüllt waren.
    Ich sah den großen Kran, der ebenfalls einen Schatten warf, wobei dessen Ende gegen die Hauswand fiel und dort aussah wie der starr gewordene Arm eines Riesen.
    Ich ging weiter.
    Weicher Boden, auf dem ich Spuren hinterließ, die sich mit denen der Bauarbeiter vermischten.
    Die Luft roch hier anders. Zwar war sie noch kalt, aber der Geruch von Steinen, Mörtel und Kalk war permanent vorhanden und aus dieser Nähe nicht wegzudenken. Alles wurde eingepackt von einer bedrückenden Feuchtigkeit.
    Neben dem gewaltigen Kran blieb ich stehen.
    Allmählich stellte ich mir die Frage, ob ich mir nicht selbst etwas
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