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Karas Reich

Karas Reich

Titel: Karas Reich
Autoren: Jason Dark
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durch.
    Der Aufzug stand.
    Ich blieb sitzen, hatte die Arme vorgestreckt, hielt die Pistole mit den beiden Händen fest und zielte genau dorthin, wo sich der verdammte Dachrand befand.
    Wenn sie oben waren, mußten sie sich zeigen.
    Sie kamen nicht.
    Nach ungefähr dreißig Sekunden hatte sich noch immer nichts getan, und ich war es einfach leid.
    Ich wechselte die Beretta in die Linke und stützte mich mit der Rechten ab.
    Da der Aufzug stand, brauchte ich keine große Mühe darauf zu verwenden, auf die Beine zu kommen, mit meinem Kopf aber war das schon ein Problem. Wieder hämmerten die zahlreichen Zwerge darin herum wie in einem Stollen, den sie in die Erde treiben wollten.
    Ich verzog das Gesicht. Holte tief Luft. Kämpfte mich in die Senkrechte.
    Biß die Zähne zusammen und erwischte dabei fast meine Zunge. Im letzten Moment huschte sie vorbei.
    Dann stand ich.
    Der Wind umheulte mich, als wollte er mir persönlich eine schaurige Arie singen.
    Die Plattform schloß mit dem Rand des Dachs ab. Wenn ich das Dach betreten wollte, mußte ich nur den primitiven Holzzaun übersteigen, was im Prinzip kein Akt war.
    Ich ging nach vorn. Mein Blick glitt hinaus auf das Dach und wahrscheinlich auch darüber hinweg, so genau konnte ich das nicht erkennen.
    Ich erreichte das mir gegenüber liegende Gitter der Plattform. Der Blick besserte sich.
    Es war keiner zu sehen, was allerdings nichts besagte, denn auf dem Flachdach des Hochhauses gab es genügend Möglichkeiten, um in Deckung zu gehen.
    Große Kalksandsteine waren übereinander geschichtet worden und bildeten Figuren. Eine erste Decke war bereits gegossen worden. Der Beton schimmerte grau. Dazwischen verliefen wie starre Adern die Eisenbänder, die für einen Dehnungsausgleich innerhalb des Betons sorgten.
    Es gab auch Steinhaufen, die mit Planen abgedeckt worden waren. Die Enden dieser Decke lagen auf dem Dach und waren mit Steinen beschwert worden, damit sie der Wind nicht wegwehte.
    Dennoch fuhr er hart gegen sie. Ich hörte, wie die Planen knatterten. Es war das lauteste Geräusch in dieser Höhe und übertönte selbst das Jammern des Windes.
    Wo steckten meine Feinde?
    Sie ließen sich Zeit. Ich ebenfalls, aber ich konnte nicht bis zum Einbruch der Morgendämmerung auf der Plattform stehenbleiben, denn es gab auch einen anderen Weg zurück.
    Ungefähr in der Dachmitte befand sich eine viereckige Öffnung, die nicht gesichert war. Ich ging davon aus, daß direkt unter ihr die Treppenstufen begannen. Würden sie aus diesem Loch hervorsteigen?
    Darauf wollte und konnte ich nicht warten und bereitete mich darauf vor, das Dach zu betreten. Ich strich einmal über meine Stirn, mehr eine Geste der Verlegenheit, denn den pochenden Schmerz vertrieb ich damit nicht.
    Der Wind wühlte sich vor. Er peitschte gegen mich und sorgte dafür, daß ich zur Seite gedrückt wurde. In einer Hand hielt ich die Waffe, mit der anderen wollte ich mich am Zaun abstützen.
    Ich betrat das Dach.
    Duckte mich, denn der Wind haute scharf gegen meine linke Seite. Er zerrte an den Haaren, aber er schaffte es nicht, mich von den Beinen zu reißen. Ich drehte ihm den Rücken zu und machte mich auf den Weg zum Loch, das sich in der Dachmitte befand.
    Ich blieb auch jetzt allein.
    Keiner hielt mich auf, nur die Stimmen des Windes umsäuselten mich, spielten mit den Planenrändern, ließen sie knattern, und es war fraglich, ob die Steine noch hielten.
    Der Boden war nicht eben. Ich mußte achtgeben, nicht auf den Eisenträgern auszurutschen oder über sie zu stolpern. Obwohl kein Glatteis das Dach bedeckte, war es doch ziemlich schwierig, normal Tritt zu fassen.
    Auch eine Speismaschine stand hier. Ihre Öffnung gähnte mich an.
    Und dann hörte ich das Schaben.
    Es war ein Geräusch, das nicht zu den anderen paßte. Ich spannte mich, die Schmerzen in meinem Kopf waren vergessen. Eis kroch meinen Rücken hinab.
    Blitzschnell drehte ich mich um, weil ich mich nicht noch einmal so böse überraschen lassen wollte.
    Diesmal flog mir kein Stein entgegen. Auch kein Stück Holz. Aber das fremde Geräusch mußte etwas zu bedeuten haben, obwohl ich keine Veränderung in meiner unmittelbaren Umgebung sah.
    Es blieb mir nichts anderes übrig, als meinen Weg fortzusetzen. Nach drei weiteren Schritten stand ich so weit von der viereckigen Öffnung entfernt, daß ich einen ersten Blick hineinwerfen konnte. Wie ich es schon angenommen hatte, es gab eine Treppe, natürlich noch ohne Geländer, und nicht einmal
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