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Karas Reich

Karas Reich

Titel: Karas Reich
Autoren: Jason Dark
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waren an Haken befestigt, die in den Wänden steckten. Die Treppe führte als schmale Leiter an der linken Seite durch den Schacht, der doch ziemlich breit war und in den einzelnen Etagen später Lichthöfe bilden würde.
    Das alles nutzte mir nicht. Ich wollte nur so schnell wie möglich aus dieser Lage befreit werden.
    Ich lag nicht mehr auf dem Bauch, sondern hatte mich auf die Seite gerollt, mein Gesicht den Treppenstufen zugedreht. So konnte ich die beiden Helfer sehen, wie sie hintereinander die Stufen hochstiegen und auf meiner Höhe stoppten.
    Sie sagten mir ihre Namen und ließen die Lichtarme der Lampen über mich und das Netz hinweggleiten.
    »Wie schwierig!« meinte Turner.
    »Ich helfe Ihnen!«
    »Wie denn?«
    »Indem ich versuchen werde, mich so dicht wie möglich an den Netzrand heranzurollen.«
    »Okay, packen Sie es.«
    Die Polizisten warteten in gebückter Haltung. Den Schlangen unter mir warf ich keinen Blick mehr zu, sie sollten meinetwegen verrecken, ich wollte hier endlich weg.
    Zuvor erkundigte ich mich noch nach der Uhrzeit. »Gleich vier«, hörte ich.
    Verdammt, dann hatte ich tatsächlich einige Stunden hier in der Kälte und auf dem Netz liegend verbracht.
    Ich kam gut bis an den Rand heran. Die Männer standen in leicht geduckter Haltung auf der Treppe. Sosehr sie sich bemühten, auch wenn sie ihre Arme ausstreckten, sie würden mich nicht erreichen können, der Zwischenraum war einfach zu groß. Und meine Hände konnte ich nicht ausstrecken, weil sie auf dem Rücken gefesselt waren.
    Sie leuchteten mir den Weg. Das Licht floß über die Maschen hinweg und ließ das Netz direkt wertvoll aussehen. Jetzt lag ich wieder auf dem Bauch und bewegte mich wie ein Rekrut voran. Die Beine anziehen, mich mit den Knien so gut wie möglich abstemmen, dann vorrutschen, anschließend wieder das Strecken, danach begann der gleiche Vorgang von neuem. Und das Netz schaukelte wie verrückt, obwohl ich darauf achtete, es nicht in zu starke Schwingungen zu bringen, aber dagegen konnte ich einfach nichts tun.
    »Passen Sie auf!« flüsterte Turner.
    »Darauf können Sie sich verlassen.«
    Ich arbeitete mich weiter vor. Manchmal kam ich mir vor wie auf einem Boot, das auf einer langen Dünung tanzt, mal nach unten und dann wieder nach oben gedrückt wird.
    Zum Glück waren die Maschen stark genug, um mein Gewicht zu halten.
    Noch war keine gerissen.
    Aber etwas anderes geschah…
    Zuerst wollte ich es nicht glauben, ich hatte es auch nur durch einen Zufall gesehen, weil ich bei meinen Bewegungen immer wieder den Kopf anheben mußte und dabei mein Blick auch auf einen der Haken in der Wand gefallen war.
    Genau dieser Haken bewegte sich!
    Zuerst wollte ich es nicht zur Kenntnis nehmen, verdrängte es, schaute noch einmal hin, und dann durchfuhr es mich wie ein elektrischer Schlag.
    Der Haken bewegte sich tatsächlich.
    Er ruckte leicht, und wenn mich nicht alles täuschte, hörte ich sogar das Knirschen.
    Auch das noch!
    Ich hielt den Atem an.
    »Verdammt, der Haken!« Taggert hatte den Satz geschrien, jetzt war es auch ihm aufgefallen.
    »Festhalten!« keuchte Turner.
    Sie versuchten es, während ich bewegungslos auf dem Netz lag, an die verdammten Schlangen dachte und mich fühlte, als wollte jeder Herzschlag ein Stück meiner Brust zerreißen.
    Ich hatte den Bogen überspannt, hätte mich nicht auf das Netzende hinbewegen sollen und dachte gleichzeitig an die Raffinesse meiner Peiniger, die es tatsächlich verstanden hatten, dieses Netz so anzubringen, daß es sich bei dieser Gewichtsverlagerung lösen würde.
    Wären meine Hände vor dem Bauch gefesselt gewesen, hätte ich noch eine winzige Chance gehabt, wenn das Netz fiel. So aber würde ich in die Tiefe rutschen.
    Unten lauerten die Schlangen…
    Turner hatte sich auf den Bauch gelegt und seinen Körper gestreckt. Die Arme waren ebenfalls weit nach vorn gereckt. Taggert hockte auf den Beinen des Mannes, um ihm den nötigen Halt zu geben.
    »Ich… ich… kann ihn nicht erreichen!« keuchte er. »Verdammt, es ist unmöglich. Ich brauche Werkzeug, einen Hammer oder so. Verdammt noch mal, das ist…«
    »Lassen Sie es!« keuchte ich.
    »Der Haken bewegte sich aber weiter.«
    Das brauchte er mir nicht zu sagen, ich sah es auch so. Er war bereits abgesackt und hatte ein ziemlich großes Loch hinterlassen. Es war nur mehr eine Frage der Zeit, wann er sich endgültig aus der Wand löste.
    Turner schob sich noch ein kleines Stück vor. Dabei mußte er achtgeben,
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