Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karas Reich

Karas Reich

Titel: Karas Reich
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
daß sie in den Bau hineingehen würden.
    Wenn sie sich wieder zurückzogen, würde ich nach ihnen rufen.
    Das Flüstern verstummte. Es wurde durch das Geräusch von Schritten abgelöst. Die verschwanden nicht, sondern nahmen an Lautstärke zu.
    Man hatte sich entschlossen, das Haus zu betreten.
    Zwei Männer waren es.
    Auch meine Jäger waren zu zweit gewesen. Nur glaubte ich nicht daran, daß sie es nötig hatten, sich so zu verhalten wie die beiden, die jetzt kamen.
    Das mußten andere sein. Wenn sie so weitergingen wie jetzt, dann war es einfach gegeben, daß sie auf den primitiven Zaun trafen, der als Sicherheit zum Treppenflur hin gebaut worden war.
    Wie weit gingen sie vor?
    Ich fieberte, ich hörte sie, das Licht war stärker geworden.
    Sie mußten den Zaun bald erreicht haben.
    Sie sprachen auch miteinander. Leise, aber nicht flüsternd. Ich konnte einige Fetzen nur verstehen, da der Schall in diesem leeren Haus doch weit trug.
    Sie hatten auch die Schlangen entdeckt, schwiegen. Dann stellte einer von ihnen eine Frage, mit der ich nun gar nicht gerechnet hatte. »Wo steckt denn Sinclair?«
    Ich dachte nicht darüber nach, weshalb und wieso der Frager auf mich gekommen war und gab nur eine schlichte Antwort. »Hier oben…«
    ***
    »Verdammt!« Ned Taggert stieß dieses eine Wort aus und zuckte zusammen, als hätte man ihm einen plötzlichen Schlag versetzt. Er schüttelte den Kopf und schaute fragend auf Tom Turner, der sich auf die Antwort auch keinen Reim machen konnte und ebenso wie Taggert unbeweglich auf dem Fleck stand.
    Beide Polizisten bekamen eine Gänsehaut. Turner nickte und deutete in die Höhe.
    Taggert schluckte nur. Dann zog er seine Waffe.
    Sie waren vorsichtig. Sie fühlten sich in diesem Rohbau von Feinden umzingelt, und sie bewegten zugleich ihre Arme.
    Im Netz sahen sie die Gestalt.
    »Sinclair?« flüsterte Turner dem Mann zu, der die Augen blinzend bewegte, weil er geblendet wurde vom Licht der Taschenlampen.
    »Ja, Kollegen, das bin ich!«
    ***
    Ich hatte gesprochen wie jemand, der unendlich erleichtert ist. Mir war tatsächlich ein gewaltiger Stein vom Herzen gefallen, und ich dankte dem Schicksal, das diese beiden Männer in den Rohbau geführt hatte.
    Jetzt sah die Lage schon besser aus. Aber noch war ich gefesselt und hing im Treppenhausschacht wie eine Fliege im Netz der Spinne.
    Taggert stellte eine Frage. »Ist das Ihr Wagen, der da draußen verbotswidrig steht?«
    »Sicher.«
    »Ich wollte mich nur vergewissern. Verdammt, was hat man mit Ihnen gemacht?«
    »Außer Gefecht gesetzt.«
    »Und die Schlangen?« fragte Turner.
    »Gehören leider auch dazu.« Ich schaukelte etwas auf dem Netz.
    »Fragen Sie mich bitte nicht, wie meine ›Freunde‹ es geschafft haben, das Netz anzubringen, nehmen Sie es einfach als Tatsache hin, und daß wir nun gemeinsam versuchen müssen, dies zu ändern.«
    »Scheiße«, sagte Taggert. Er schaute seinen Kollegen an. »Hast du eine Ahnung, wie sich das ändern läßt?«
    »Nein.«
    »Aber da muß doch was zu machen sein!«
    Bevor die beiden sich weiter streiten konnten, mischte ich mich ein.
    »Schauen Sie mal, wie das Netz angebracht ist. Einer muß die Treppe hochkommen. Vielleicht ist es möglich, mich herauszuziehen.«
    Damit schienen sie einverstanden zu sein, aber Turner hatte noch eine Frage. »Was ist denn mit den Schlangen?« fragte er.
    »Das weiß ich leider auch nicht. Sie sind Aufpasser, Wächter, sie halten Augen auf mich.«
    »Sonst noch was?«
    »Nein!«
    »Wer hat das getan?«
    »Ich kenne die Männer nicht.«
    »Könnte es denn sein, daß sie sich noch hier in der Nähe aufhalten?«
    »Glaube ich nicht.«
    »Tja, dann wollen wir mal«, sagte Taggert. Er suchte nach dem günstigsten Weg, nahe an mich heranzukommen, und das war nun einmal die geländerlose Treppe.
    Graue Stufen, hoch, kantig, bedeckt mit allerlei Schmutz, Staub und Mörtel, so daß die Tritte vorsichtig gesetzt werden mußten, weil die Stufen auch zu Rutschbahnen werden konnten.
    Ich hörte das Knirschen der Tritte, sah das Wippen der Lichtstrahlen, die wie die Arme von Geistern über die Wände huschten, die nackt und feucht waren.
    Das Netz nahm nicht die gesamte Breite des Treppenschachts ein. Es war mir nicht möglich gewesen, zur Treppe hinzukriechen, denn zwischen den Stufen und dem Netz befand sich noch immer ein Zwischenraum, den ich nicht hätte überbrücken können.
    Vier Bänder hielten es. Sie zweigten von den verschiedenen Seiten ab wie Antennen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher