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Karas Reich

Karas Reich

Titel: Karas Reich
Autoren: Jason Dark
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durchdacht, nur war ich zu keinem Ergebnis gekommen. Es war einfach unmöglich zu sagen, wer hinter diesen maskenhaft bleichen Gesichtern mit den dunklen Augen steckte.
    Teufelsdiener?
    Konnte sein, mußte aber nicht, denn Suko und ich hatten genügend andere Feinde.
    Und mein Freund ahnte von nichts. Der lag im Bett und schlief einem Wochenende entgegen. Im Laufe der Zeit waren einige Sinne sensibilisiert worden. So gelang es mir sehr gut, gewisse Geräusche zu hören, auf die ich normalerweise nicht geachtet hätte.
    Normalerweise hätte ich von einer ruhigen Nacht sprechen können. Das war nicht der Fall gewesen. Es existierten doch Laute, Geräusche, mal seltsam, dann wieder normal.
    Wagen rauschten an der Baustelle vorbei. Hilfe konnte ich keine erwarten.
    Auch im Innern des Rohbaus war es nicht ruhig. Immer wieder vernahm ich ein geheimnisvolles Kratzen, Flüstern oder Raunen. Laute, die nicht identifizierbar waren und entstanden, weil der Wind seinen Weg durch die zahlreichen offenen Fenster fand, sich in den leeren Treppenhäusern verteilte, gegen Ecken und Kanten stieß, Durchzug schuf und so manchmal die leisen, winselnden und heulenden Geräusche erzeugten.
    Ratten hatte ich nicht gesehen. Sie hielten sich von den lauernden Schlangen fern und wollten nicht zu deren Beute werden.
    Immer weniger Autos passierten die Rohbauten. Für mich ein Beweis, daß sich die Zeit den tiefen Morgenstunden näherte, in denen die Welt bekanntlich am ruhigsten war.
    Ich wartete.
    Ich mußte warten, denn mir blieb nichts anderes übrig. Und ich war froh, daß ich noch lebte. Sie hätten auch andere Dinge mit mir anstellen können. Sie waren dämonische Jäger, und ich glaubte kaum, daß sie auf Menschen Rücksicht nahmen.
    Warum wurde ich hier festgehalten? Was wollte man von mir? Ich begriff es einfach nicht. Wenn ich eine Geisel war, hätte ich das durchaus akzeptiert, nur stellte ich mir die Frage, für wen ich eine Geisel sein sollte. Gegen wen sollte ich ausgespielt werden?
    Es war nichts bekannt.
    Also wartete ich weiter auf das große Wunder, obwohl ich an Wunder im Prinzip nicht glaubte.
    Diese Nacht jedoch schien zu denen zu gehören, in der Prinzipien gebrochen wurden.
    Ich hörte etwas!
    Zuerst dachte ich, daß mir meine Nerven einen Streich spielten, daß der Wunschtraum Vater des Gedankens war und ich dabei war, allmählich in ein seltsames Delirium zu kippen, aber es stimmte nicht.
    Auch als weitere Sekunden verstrichen waren, konnte ich noch etwas hören.
    Stimmen?
    Oder Schritte?
    Vielleicht beides!
    Wenn das zutraf, mußte ich mich fragen, wer den Weg zu mir in den Rohbau gefunden hatte. Im Prinzip lag die Lösung auf der Hand. Das konnten nur die Typen gewesen sein, die mich auch gejagt hatten und denen ich diese Lage hier verdankte. Denn wer sollte sich schon um diese frühe Morgenstunde in einem Rohbau verlaufen? Falls es jemand tat, gehörte er nicht gerade zu den Menschen, denen eine Frau gern im Dunkeln einer U-Bahn-Station begegnet.
    Wie dem auch sei, ich mußte damit rechnen, auch weiterhin ein Gefangener zu bleiben.
    Die Geräusche blieben nicht nur, sie kamen auch näher, und ich konzentrierte mich auf deren Echo, das sich nach einer kurzen Wartezeit verändert hatte.
    Ich vernahm es deutlicher, und dafür gab es nur eine Lösung. Wer immer der oder diejenigen waren, sie mußten den Eingang des halbfertigen Hauses erreicht haben und waren dort stehengeblieben.
    Natürlich hatte ich mich auf den Bauch gerollt, um in die Tiefe schauen zu können. Ich peilte durch die Lücken im Netz, dessen Fäden sich an manchen Stellen ziemlich hart gegen mein Gesicht preßten. An der Stirn war der Druck besonders intensiv.
    Unter mir bewegte sich nichts.
    Auch die Schlangen blieben in einer Starre liegen, als wären sie eingefroren.
    Ich dachte schon daran, durch lautes Rufen auf mich aufmerksam zu machen, als etwas anderes passierte.
    Unter mir wurde es hell.
    Jemand hatte eine Taschenlampe eingeschaltet und leuchtete in den Flur. Damit wuchs meine Hoffnung. Wer so etwas tat, der hatte nicht nur vor, einfach mal zu schauen, der würde sicherlich auch den Rohbau durchsuchen wollen.
    Das Licht bewegte sich kaum.
    Es erreichte nicht den Keller, wo die Schlangen lauerten, sondern strahlte über die Öffnung hinweg wie ein blasser Teppich. Wenig später hörte ich das leise Sprechen der Männer.
    Sie berieten sich…
    Ich hätte wer weiß was dafür gegeben, um erkennen zu können, wer die beiden waren, und ich hoffte,
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