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Karas Reich

Karas Reich

Titel: Karas Reich
Autoren: Jason Dark
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müssen wir durch.« Er flüsterte die Worte in den kahlen Flur und die Stille hinein, wo sie ein seltsames Echo hinterließen, das sich anhörte, als würden zahlreiche Schlangen zischende Geräusche ausstoßen.
    Sie leuchteten hinein.
    Nichts war zu sehen, auch keine Spuren auf dem Boden. Es waren zwar Abdrücke irgendwelcher Schuhe vorhanden, aber sie liefen ineinander über.
    Der Flur wirkte relativ breit.
    Ein Fahrstuhlschacht war ebenfalls gebaut worden, und es gab auch ein Treppenhaus, freischwebend und noch ohne Geländer.
    Tom Turner setzte sich als erster in Bewegung. Seine Schritte knirschten auf dem Dreck. Er hatte die Gänsehaut nicht vermeiden können, sie blieb bestehen, obwohl nichts passierte und er sich der Treppe immer mehr näherte.
    Sie füllte nur den Teil eines breiten Schachts aus. Er führte sowohl in die Höhe als auch in die Tiefe, aber doch nicht sehr weit, denn er ging nur bis zum Keller.
    Da war noch keine Wand gemauert worden. Der Weg war ziemlich gefährlich. Damit nicht jeder sofort stürzte, hatten die Bauarbeiter einen primitiven Zaun aus Brettern errichtet, aber das war es nicht, was Turners Herz schneller schlagen ließ.
    Er hatte in die Tiefe geleuchtet und war dem Lichtkegel gefolgt.
    Er huschte über den Boden, berührte nicht nur ihn, sondern auch die langen sich kräuselnden Schatten darauf.
    Nein, das waren keine Schatten.
    Es waren Schlangen!
    ***
    Tom Turner vereiste. Über seinen Rücken kroch eine kalte Haut. Erst jetzt fiel ihm auf, daß dort unten im Keller zwei schwache Lichtquellen waren, die auch Wärme abgaben, damit sich die Schlangen wohl fühlten.
    Wieso Schlangen?
    »Hast du was entdeckt?« fragte Taggert.
    »Ja, komm her.«
    Taggert hatte am Klang der Stimme gehört, daß etwas nicht stimmte. Er rechnete damit, Schreckliches zu sehen. Vermoderte Leichen oder so.
    Was er tatsächlich sah, war nicht so schlimm, ließ ihn aber erstarren. Er schluckte, holte Luft, schluckte wieder, räusperte sich und hauchte dann:
    »Verdammt, sind das Schlangen oder riesige Würmer?«
    »Ich würde eher auf Schlangen tippen.«
    Ned Taggert schwieg. Sekunden vergingen. Die Stille schien sie zu erdrücken. Und dann, mit krächzender Stimme, aber durchaus verständlich, fragte er: »Wo steckt denn Sinclair?«
    »Hier oben!« lautete die Antwort…
    ***
    Die Zeit zog sich wie Kaugummi. Jede Minute, die verging, wurde für mich zu einer Qual, und ich verfluchte mehr als einmal mein Schicksal.
    Auch die verdammten Fesseln wünschte ich in die tiefste Hölle. Sie drückten sich im Laufe der Zeit immer tiefer in meine Haut, als hätte sich der Klebstoff in Säure verwandelt.
    Natürlich hatte ich gezerrt und gezogen. Ohne einen meßbaren Erfolg, es war nur das Knistern des Klebebandes zu hören gewesen, und durch die Bewegungen war auch das Netz in heftige Schaukeleien geraten.
    Eine verdammte Lage, in der ich steckte. Wie zum Hohn hatte man mir sogar meine Waffen gelassen, aber der wahre oder gefährliche Hohn waren die dunkel schillernden Schlangen, die sich unter mir auf dem Boden ringelten.
    Das warme Licht ließ sie glänzen, als wären sie mit Fett eingerieben.
    Wenigstens lassen sie dich nicht erfrieren, dachte ich grimmig, als ich voller Wut in die Höhe starrte und auch über meinen Kreislauf nachdachte, der überhaupt nicht mehr in Form war. Die Klebestreifen hatten dafür gesorgt, daß die Blutzirkulation nicht mehr so funktionierte, wie es hätte sein müssen. Meine Arm- und Handgelenke waren angeschwollen, teilweise fühlte ich mich wie ein Ballon.
    Hin und wieder legte ich mich auf den Rücken, zog die Beine an, streckte sie aus, zog sie wieder an und so weiter.
    Ich wollte nicht völlig steif werden und hoffte nur, daß das Netz auch lange genug hielt.
    Die Schlangen warteten.
    Sie sahen aus, als hätten sie sich zur Ruhe gelegt, aber das täuschte.
    Ich wußte sehr gut, wie wachsam sie waren. Wenn sie Beute bekamen, würden sie blitzschnell erwachen und ihre Giftdrüsen leeren.
    Wer waren die beiden Männer?
    Ich wußte noch immer nicht über sie Bescheid. Da meine Hände auf dem Rücken gefesselt waren, schaffte ich es auch nicht, auf die Uhr zu schauen. Jedenfalls war es noch dunkel, noch Nacht. Die Stunden rannen für mein Gefühl viel zu langsam dahin, und ein Teil der Zeit schien regelrecht eingefroren zu sein.
    Ich hatte Zeit gehabt, mir alles mögliche durch den Kopf gehen zu lassen. Ich hatte die zahlreichen Fälle von hinten bis vorn und wieder zurück
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