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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern
Autoren: M Gibert
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er damit auch ihre Ehe mit Erich Zeislinger am Leben erhalten.
    Sein Job. Er liebte seine Arbeit. Wenn sein Verhältnis mit Maria publik werden würde und Blochins Erpressung, könnte er irgendwo als Wachmann anheuern. Oder sein Dasein als abgehalfterter Privatschnüffler fristen, allerdings in jedem Fall ohne Maria.
    Seine Gedanken kreisten noch, als ihm schlagartig klar wurde, dass er sich zwischen der Gerechtigkeit und seinen ureigensten Interessen entschieden hatte.
    Mühsam und mit schmerzverzerrtem Gesicht zog er sich auf das Sofa, stand mit einer unbeholfenen Bewegung auf und ging langsam und schwankend zur Haustür.
    »Hierher, Männer!«, rief er heiser, als die ersten Polizisten vor dem Haus auftauchten.

35
    Die Ärztin zog das Ende der Mullbinde zusammen und steckte es mit geschickten Bewegungen unter den Verband.
    »Das sollte halten. Und dass Sie irres Glück gehabt haben, brauche ich Ihnen vermutlich nicht zu sagen. Wenn der Schuh das Auge fünf Millimeter weiter unten getroffen hätte, würden Sie jetzt im OP liegen und wir um Ihre Sehkraft kämpfen. So aber wird vermutlich alles glimpflich abgehen.«
    Lenz sah sie mit seinem unverletzten Auge an.
    »Was heißt vermutlich?«, fragte er vorsichtig.
    »Na ja, an dieser Stelle des Augenlids zu nähen, ist nicht ganz ohne. Und dass sich eine solche Verletzung entzündet, speziell in Verbindung mit dem Haarfärbemittel, ist nie ganz auszuschließen. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass weder das eine noch das andere passieren wird, wenn Sie sich eine Woche schonen und regelmäßig zum Reinigen der Wunde und Wechseln des Verbandes hier erscheinen.«
    Er griff nach seiner Jacke, bedankte sich bei der Medizinerin, zog die Tür auf und sah in das freudig grinsende Gesicht von Uwe Wagner.
    »Hallo, mein Freund. Ich dachte schon, du würdest ein Bett neben deinem Partner beziehen müssen.«
    »Nein, so schlimm ist es nicht. Wie geht’s Thilo?«
    »Alles in Ordnung. Er liegt im Aufwachraum und flirtet schon mit den Schwestern. Besuchen ist nicht, das geht erst ab morgen. Und was ist mit dir?«
    »Erzähl ich dir gleich. Lass uns erst mal hier verschwinden, von dem Krankenhausgeruch kriege ich immer Kopfschmerzen.«
    Wenig später saßen die beiden in Wagners Auto und verließen das Klinikum Kassel.
    »Also red schon. Was ist da draußen passiert?«
    Lenz holte tief Luft, legte die Stirn in Falten und fing an zu erzählen.
     
    »Und sie hat es genau so gesagt? ›Ich will einen Deal mit Ihnen machen?‹«
    »Genau so. Dann hat sie mir erklärt, was sie weiß und was ich tun muss, damit sie es für sich behält.«
    Wagner sah ihn fragend an.
    »Tut es dir leid, dass du sie laufen gelassen hast?«
    Lenz überlegte einen Moment.
    »Nein, weil ich nicht glaube, dass wir ihr etwas nachweisen könnten. Die Frau ist clever, und ich vermute, dass sie Vorkehrungen für diesen Tag getroffen hatte.«
    »Vertraust du ihr?«
    Der Hauptkommissar lachte laut auf.
    »Sie sagt, das bräuchte ich nicht, weil Krähen sich nicht vertrauen müssen. Sie müssen nur eine gemeinsame Linie finden.«
    »Schön gesagt. Lass das besser nicht unseren Dienstherrn wissen, sonst findest du nämlich mit dem keine gemeinsame Linie mehr«, feixte Wagner.
    »Meinst du, ich habe einen Fehler gemacht, Uwe?«
    Der Pressesprecher holte tief Luft.
    »Das weiß ich nicht, mein Freund, und ich muss es zum Glück auch nicht beurteilen. Ich hätte es an deiner Stelle ganz genauso gemacht.«
    »Schön, dass du das sagst. Ich kam mir nämlich schon ziemlich schäbig vor, als ich Ludger erzählen musste, dass sie Roll in Notwehr erschossen hat, um mein Leben zu retten.«
    »Aber das hat sie doch.«
    »Ja. Wenn sie es allerdings nicht gemacht hätte, wäre sie jetzt auf der Flucht mit ihm.«
    »Oder sie hätte es sich wegen ihrer Kinder anders überlegt und wäre vielleicht von ihm abgeknallt worden.«
    Lenz betrachtete die tanzenden Schneeflocken außerhalb des Wagens.
    »Auch eine Idee. Die Wahrheit liegt, wie immer, in der Mitte. Gäbe es die Sache mit Maria nicht, hätte ich keinen Deal mit ihr machen müssen, so viel steht fest.«
    Wagner schüttelte den Kopf.
    »Dann hätte sie aber auch keinen Grund gehabt, Roll zu erschießen.«
    Der Hauptkommissar lehnte sich müde zurück.
    »Daran will ich jetzt gar nicht denken. Bring mich am besten nach Hause, ich will in die Badewanne und danach ins Bett und zwei Tage schlafen.«
    »Das schaffst du nie.«
    »Worauf du dich verlassen
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