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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern
Autoren: M Gibert
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Rechtfertigung, wurde aber schroff unterbrochen.
    »Hauen Sie ab. Los!«
    Wieder legte der Mann zwei Finger auf Blochins Hals. Dann nahm er eine kleine Taschenlampe aus dem Koffer, zog erneut das linke Lid des Russen hoch und leuchtete hinein. Wieder und wieder leuchtete er und nahm die Lampe weg. Das Ergebnis seiner Untersuchung schien ihm nicht zu gefallen, denn nun warf er die Lampe fluchend zurück in den Koffer.
    »Jetzt ist er wirklich tot.«
     
    Lenz stand neben den beiden Sanitätern und der Ärztin, die Hain vorsichtig auf eine Trage bugsierten. Dessen entkleideter Oberkörper gab den Blick frei auf drei, besser gesagt vier Schusswunden. Der Hauptkommissar sah fragend in das Gesicht der Notärztin.
    »So schlimm, wie es zunächst aussah, ist es nicht. Er wird durchkommen«, versicherte sie ihm. »Ein Schuss hat wohl den Unterarm durchschlagen und ist dann ins Sternum, also das Brustbein, eingedrungen. Dort steckt er, hat jedoch, wie ich bis jetzt sehen konnte, nichts Lebenswichtiges beschädigt. Möglicherweise ist der Knochen gesprungen, aber das kann nur eine Röntgenaufnahme zeigen. Die andere Kugel sitzt im Schlüsselbein. Tut weh, ist aber nicht weiter tragisch. Das Gleiche beim Unterarm. Einschussloch, Austrittsloch, vielleicht ein kleiner Kratzer am Knochen, das war’s. Er steht logischerweise unter Schock, ist jedoch so weit stabil, dass wir ihn wegbringen können.«
    Lenz atmete hörbar erleichtert aus.
    »Wir fahren ins Klinikum, dort wird er vermutlich sofort operiert«, schloss sie ihr kleines ärztliches Bulletin und verabschiedete sich. Der Hauptkommissar trat schnell neben die Trage und streichelte Hain väterlich über den Kopf.
    »Wird schon wieder«, gab er ihm mit auf den Weg. Der junge Oberkommissar versuchte ein mattes Lächeln, aber es gelang ihm nicht.
     
    »Hallo, Uwe, hier ist Paul. Ich brauche deine Hilfe.«
    Lenz erzählte dem Pressesprecher mit kurzen Worten, was sich in Rolls Haus abgespielt hatte.
    »Du musst den Kerl zur Fahndung ausschreiben lassen, sofort. Ich habe keine Ahnung, ob und mit welchem Auto er unterwegs ist, aber ich vermute, dass er eins benutzt.«
    »Ich sitze schon an der Tastatur. Und mit dem Kleinen kommt bestimmt wieder alles in Ordnung?«
    »Ja, bestimmt.«
    Wagner hämmerte deutlich hörbar auf der Tastatur seines Computers herum. Dann meldete er Vollzug.
    »Ist passiert. Ich gehe auch gleich noch mal rüber zu den Kollegen und spreche persönlich mit ihnen wegen der Sache. Wenn es normal läuft, haben wir ihn spätestens in ein paar Stunden am Sack.«
    »Schön wär’s, Uwe. Wir sehen uns später, mach’s gut«, beendete Lenz das Gespräch, weil in diesem Moment die beiden Uniformierten zurückkehrten.
    »Sorry, Herr Kommissar, im Haus und auf dem Grundstück ist niemand zu finden.«
    »Schon gut, meine Herren. Der Mann ist zur Fahndung ausgeschrieben, und ich habe nicht wirklich damit gerechnet, dass er sich noch hier in der Nähe herumtreibt. Danke trotzdem.«
     
    Vor dem Haus standen mittlerweile ein Dutzend Polizeifahrzeuge. Obwohl die Straße weiträumig abgesperrt war, hatten es einige Gaffer geschafft, bis zur gegenüberliegenden Häuserreihe vorzudringen. Dort warteten sie nun in der Kälte und versuchten, einen Blick hinter die Hecken von Rolls Haus zu werfen.
    Lenz stand mit dem Telefon am Ohr in der Einfahrt und hätte ein Jahr seines Lebens dafür gegeben, noch aktiver Raucher zu sein. Kurz zuvor hatte er dafür gesorgt, dass vor dem Haus von Anna Hohmann mehrere Polizeiwagen in Stellung gingen.
    »Hallo, Frau Kolb, hier spricht Hauptkommissar Lenz. Wie geht es Ihrer Mutter?«
    »Sie schläft, warum?«, fragte sie erstaunt zurück.
    »Nur so. Hat Ihnen jemand von der IHK in den letzten Stunden einen Besuch abgestattet?«
    »Nein, Herr Kommissar. Die IHK hat meine Mutter schon lange vergessen.« Sie machte eine kurze Pause. »Aber nun erzählen Sie mir doch bitte, was sich wirklich hinter Ihrem Anruf verbirgt.«
    »Ich habe vor Ihrem Haus ein paar Polizisten postiert, Frau Kolb. Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, weil wir nicht hundertprozentig ausschließen können, dass ein Mitarbeiter der IHK Ihrer Mutter etwas antun will.«
    »Jetzt machen Sie mir schon ein wenig Angst, Herr Kommissar.«
    »Wie gesagt, es handelt sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme. Sobald wir …«
    »Moment bitte, Herr Lenz, hier hat es gerade geklingelt. Was soll ich denn jetzt machen?«
    »Gar nichts. Bleiben Sie bitte, wo Sie sind, ich kümmere mich um den
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