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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern
Autoren: M Gibert
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die Ihren Mann das Leben gekostet hat.«
    Wieder schüttelte sie den Kopf.
    »Das ist völlig unmöglich, Herr Kommissar. Das glaube ich nicht.«
    Lenz ersparte sich einen Kommentar und versuchte, Klarheit in seinem Kopf herzustellen. Während er noch darüber nachdachte, ob sein Verdacht gegen Hanne Frommert vielleicht doch unbegründet sein könnte, fiel sein Blick auf ihre rechte Hand. Dort, an der Spitze des Zeigefingers, sah er deutlich eine braune Verfärbung. Mit einer schnellen Bewegung stieß der Kommissar die Frau in den Flur und zog seine Pistole aus dem Holster.
    »Sind Sie verrü…?«, wollte sie protestieren. Lenz griff energisch nach ihrer Hand, bog die Finger auf und betrachtete den Farbfleck.
    »Neue Haarfarbe, Frau Frommert? Für Sie oder für jemand anderen?«
    »Ich verwahre mich gegen Ihre Unterstellungen, Herr Kommissar. So können Sie nicht …«
    »Ich kann, Frau Frommert, ich kann ganz sicher, und Sie halten jetzt einfach den Mund«, murmelte er, griff nach ihrem Arm, schob sie aus dem Haus und warf hinter ihr die Tür ins Schloss. Von draußen kam sofort gedämpftes Geschrei, um das Lenz sich aber nicht kümmerte.
     
    Die Pistole in seiner Hand zitterte, als er damit die Tür zum Wohnzimmer der Frommerts langsam aufdrückte. Irgendwo im hinteren Teil des Hauses dudelte ein Radio. Lenz schob die Waffe vorsichtig in den Raum, ließ sie langsam von links nach rechts gleiten und wischte sich gleichzeitig mit der anderen Hand über die schweißnasse Stirn. Für eine Sekunde verharrte er regungslos, weil er glaubte, im oberen Stock ein Geräusch gehört zu haben. Der Treppenaufgang befand sich im hinteren Teil des Raumes, neben einem breiten Bogen, der in die Küche führte. In diesem Moment gab es hinter ihm ein leichtes Schaben, als würde jemand einen Schuh mit Ledersohle drehen. Er riss den Arm mit der Pistole nach rechts, kam allerdings nicht weit genug herum. Den Schlag hörte er für einen Sekundenbruchteil mehr, als er ihn spürte. Dann kam ein taubes Nichts und danach das Gefühl, ihm würde der Kopf explodieren. Instinktiv wartete Lenz auf die einsetzende Bewusstlosigkeit, doch es wurde ihm weder schwarz vor Augen, noch stürzte er zu Boden. Allerdings flog ihm seine Waffe aus der Hand und schlug mit einem lauten Krachen auf das Parkett. Roll, der hinter der Tür gestanden hatte, stieß ihn zur Seite und versuchte, nach der Pistole zu greifen, doch Lenz gab ihr einen Stoß mit dem Fuß, sodass die Waffe scheppernd unter dem Sofa verschwand. Keuchend warf der IHK-Mann sich auf Lenz, der von der Kraft des Mannes überrascht war. Der Kommissar griff dorthin, wo er die Haare seines Kontrahenten vermutete, und zog energisch daran, bekam allerdings nur einen Kunststoffbeutel zu fassen, den er ihm, untermalt von einem schmatzenden Geräusch, vom Kopf riss.
    Roll drückte ihm einen Finger in sein rechtes Auge und versuchte gleichzeitig, mit der anderen Hand zwischen seine Beine zu greifen. Wie zwei zur Paarung bereite Schlangen rollten die beiden über den Parkettboden, während jeder sich einen Vorteil gegenüber dem anderen zu verschaffen suchte. Lenz befürchtete, dass er der Kraft seines Kontrahenten auf Dauer unterlegen sein würde. Mit einem lauten Stöhnen schlug Roll nun von oben auf Lenz ein und traf ihn über dem rechten Auge und am Hals. Der Kommissar rang nach Luft und wand sich wie ein Aal, um in eine andere Position zu gelangen, doch er schaffte es nicht. Wieder und wieder wurde er von Rolls Faustschlägen getroffen. Um sich verteidigen zu können, hätte er die Arme und Hände von seinem Gesicht nehmen müssen, aber ihm war klar, dass er dann den Schlägen völlig ungeschützt ausgesetzt wäre. Trotzdem ließ er nun einen Arm nach unten gleiten, griff zwischen die Beine des Mörders, bis er etwas zu fassen bekam, und drückte so fest er konnte zu. Mit einem gellenden Schrei und weit aufgerissenen Augen stieß Roll sich von ihm ab, verharrte für einen winzigen Moment in dieser Position und stürzte sich erneut nach vorne. Lenz zog mit einer schnellen Bewegung seine Beine an, sodass Roll über ihn gehoben und Richtung Sofa geschleudert wurde. Dabei blieb der IHK-Mann mit der Spitze seines rechten Schuhs am linken Oberlid des Polizisten hängen, klappte den Hautlappen nach oben und traf mit voller Wucht das Auge. Der Schmerz raubte Lenz den Atem. Es schrie auf, warf sich auf die Seite und hatte die Befürchtung, dass Roll ihm das Sehorgan aus dem Kopf getreten hatte. Er krümmte
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