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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition)
Autoren: Hannes Sprado
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kaum noch erinnern konnte, was passiert war. Dass sie geschlagen wurde und beinahe aus dem Fenster gesegelt wäre, die Reihenfolge kriegte sie auch nicht mehr richtig hin, dafür war sie zu stoned gewesen.
    Und Kokina? Hatte nur das Nötigste erzählt.
    Packer auch.
    Er gab zu Protokoll, was geschehen war, überstrapazierte die Begegnung aber nicht. Kann passieren, halb so schlimm, wir hatten schon andere Gäste, schlimmere. Weiß noch jemand, wie das mit AC/DC und Oasis gewesen ist?
    Heiland!
    Niemand erstattete Anzeige, nachdem Kokina, wieder nüchtern und ansprechbar, sich bereit erklärte, den entstandenen Schaden zu begleichen. Der Erste-Klasse-Abhängigen drückte er ein stattliches Schmerzensgeld in die Hand, mit dem sie gleich ins Steintorviertel abzwitscherte, um sich einen größeren Dope-Vorrat anzulegen.
    Die Direktorin des »Park Central«, die Packer für drei Wochen als Aushilfe für den erkrankten Hoteldetektiv angeheuert hatte, zeigte allerdings kein Verständnis für sein Verhalten. Zwar habe er, sagte sie, das Richtige getan, aber zu viel davon. Sie kündigte seinen Vertrag fristlos und heuerte einen Ersatzmann von der Konkurrenz an.
    Die Vorhänge in Packers Schlafzimmer waren zugezogen, er wusste auch so, dass es bald Abend war. Er lag auf dem Bett. Der Tag bewegte sich voran wie eine Museumsführung. Der Fernseher lief, aber er schaute gar nicht hin. Durch den Nebel seiner Schläfrigkeit drang Straßenlärm zu ihm durch.
    Aschenes Tageslicht fiel durch den Spalt zwischen den Vorhängen. Der Himmel sah aus, als wäre die Sonne noch nicht erfunden worden. Nachmittags um fünf Uhr im Januar in Bremen konnte man glauben, man wäre auf der Rückseite des Mondes.
    Auftritt Leonora.
    5
    Die Tochter des Pizzeria-Besitzers Eduardo Rizzoli kam jeden Tag zur gleichen Zeit. Morgens um zehn brachte sie ihm einen dreifachen Espresso und ein Ciabatta Caprese, mittags eine Minestrone mit Parmesan und gegen Abend sein Leibgericht: Saltimbocca mit Knoblauchspaghetti, dazu eine halbe Flasche Weißwein.
    Außer ihr gab es noch Giulietta, die einsprang, wenn Leonora keine Zeit hatte. Sie waren Schwestern. Mit der einen konnte man reden, mit der anderen nicht. Leonora war die Jüngere, die, mit der man reden konnte, wenn sie nicht selbst gerade redete. Ein attraktives Mädchen mit scharfkantigen Ansichten.
    »Geht es dir besser?«, fragte sie gut gelaunt.
    »Anflug von Schnupfen, ’n bisschen Fieber«, antwortete Packer.
    Sie trug ein dunkelrotes Kleid, das aussah, als könnte es an ihrem Körper so leicht heruntergleiten wie Regen. Sie trug es, wenn sie im Restaurant bediente, weil sie der Überzeugung war, es würde der Atmosphäre guttun und das Niveau heben. Natürlich wusste sie, dass sie darin hinreißend aussah.
    Unbekümmert setzte sie sich zu ihm aufs Sofa, das Tablett in den Händen. Ein Stück ihres weißen Slips blitzte hervor.
    »Männer machen immer so ein Theater, wenn die Nase läuft. Na los, oder willst du im Liegen essen? Ich kann dich füttern.«
    Er betrachtete ihr Gesicht, die zarten Wangenknochen, die anmutige Linie ihrer Nase. Sie bemerkte es, fragte: »Was schätzt du, wie alt bin ich?«
    Darüber hatte er noch nie nachgedacht.
    »Achtundzwanzig?«
    »Was?«
    »Du bist achtundzwanzig.«
    »Eigentlich will ich das erst noch werden.« Sie sagte: »Fünfundzwanzig.«
    »Oha.«
    »Wann gehst du endlich mit mir aus, Phong? Du hast es mir versprochen.«
    Sie wurde ein bisschen unmäßig in ihrem Drängen, aber ihre Angewohnheit gefiel ihm.
    »Wenn du so redest«, erwiderte er, »sollten dann nicht im Hintergrund leise Geigen seufzen?«
    Leonora rollte ihre Lippen zu einem Schmollmund auf. »Das mag ich so an dir: Du legst Wert auf einen ermutigenden Gesprächsstil.«
    »Mal ehrlich: Findest du nicht, dass ich zu alt für dich bin?«
    Kokett glitt ihre Zunge über die aufgestülpten Lippen.
    »Nicht für das, worauf es ankommt.«
    Es war lange her, dass sie ein kleines Mädchen gewesen war, und ihr feldzugartiger Drang, ihn verführen zu wollen, schmeichelte ihm, darum beeilte er sich, einen harschen Ton anzuschlagen.
    »Wenn du kurz mal Luft holen willst, lass dich durch mich nicht stören. Dein Temperament und dein Mundwerk bringen dich noch mal in Schwierigkeiten. Sprich nur weiter so mit mir, dann konvertiere ich zum Islam und bestelle als Erstes eine Burka für dich.«
    »So leicht kann man mir nicht schmeicheln.«
    Etwas Beleidigtes und Empörtes zuckte um ihre spitze Nase.
    Packer stellte den
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