Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition)
Autoren: Hannes Sprado
Vom Netzwerk:
Fernseher aus. Er suchte nach einer Best-of-Platte von Dinah Washington und setzte die Nadel vorsichtig auf den Anfang des zweiten Stücks – Caravan . Es begann mit einem Trompeten-Intro, dann kamen die Bongos dazu. Er regelte die Lautstärke und blieb einen Moment stehen, als Dinahs Stimme einsetzte.
    »Gefällt es dir?«, fragte er.
    »Katy Perry gefällt mir besser.«
    »Zu ihrer Zeit war sie Katy Perry.«
    »Das muss vor der Erfindung des Farbfernsehens gewesen sein.«
    »Damals gab es überhaupt noch kein Fernsehen«, sagte Packer.
    Sie starrte ihn mit einer Miene an, von der sie wohl behauptet hätte, sie sei verächtlich.
    Während er seine Saltimbocca aß, drehte Leonora den Korken aus der Weinflasche und schenkte zwei Gläser voll.
    Packer sagte: »Musst du nicht runter und dem alten Mafioso beim Servieren helfen? In einer Viertelstunde wird der Laden rappelvoll sein.«
    »Du sollst ihn nicht Mafioso nennen.«
    »Wie wär’s mit Pate ?«
    Hart genug, dass er sich verschluckte, boxte sie ihn gegen die Schulter.
    »Mach, dass du rauskommst, du kleine Marmocchia«, schimpfte er zwischen zwei Hustenanfällen, »sonst verpfeife ich dich und deine ganze kalabrische Sippschaft an die Steuerbehörde. Den alten Mafioso zuerst.«
    »Marmocchia? Du weißt ja nicht mal, was das heißt.«
    »So nennt er dich, wenn du nicht in der Nähe bist, und ich finde, er hat recht. Manchmal führst du dich wirklich wie eine Göre auf.«
    Wie sie dastand, mit roten Wangen, die Hände in die Seiten gestemmt, dachte Packer: Zu schade, dass Eduardo mein bester Freund ist. Die Tochter seines besten Freundes rührt man nicht an. Das war in Italien so, und das war in Vietnam so. Wahrscheinlich war es überall so.
    »Ich weiß, was du denkst«, sagte sie. Herausfordernd.
    »Liest du neuerdings Gedanken?«
    »Nur schmutzige.«
    Er wusste nicht, was er sagen sollte, und sagte: »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Huh«, sagte sie, »ganz schön sprachgewandt.«
    Von einem Moment auf den anderen gab sie ihre empörte Haltung auf und strich sanft mit den Fingerspitzen über seinen nackten Arm.
    »Du solltest mich ernst nehmen, Phong. Dein Herz ist romantisch, aber dein Kopf darf es nicht sein. Wieso nicht?«
    »Netter Versuch.«
    »Willst du noch mehr?«
    »Gott bewahre.«
    »Wer ist sie?«, fragte Leonora.
    »Lange her.«
    »In der Liebe gibt es kein ›lange her‹.«
    »Wenn sie zu Ende ist, schon«, entgegnete Packer.
    »Du redest wie einer, der sich auskennt.«
    »Wär’s das jetzt?«
    »Liebe heißt: gar nicht oder immer.«
    »Liebe wandelt sich.«
    »Wahre Liebe nie.«
    »Erklär mir den Unterschied.«
    »Ich dachte, Detektive wissen alles.«
    »Tun sie auch«, sagte Packer. »Ich wollte bloß bescheiden sein.«
    Leonora saugte an ihren Wangen. »Na schön. Du hast bestimmt noch andere Qualitäten.«
    »Dass du mir das ja nicht vergisst.«
    Er zwang seine Gedanken auf den Boden der Realität zurück.
    Sie beugte sich zu ihm hinunter, um ihn zu küssen, doch die intime Geste wurde durch das Klingeln von Packers Handy unterbrochen. Sie wollte nach dem Handy greifen, aber er kam ihr zuvor.
    »Ist sie das?«, fragte Leonora in gespielter Empörung, bevor er Hallo sagen konnte.
    »Abspann, Popcorn zusammenfegen, und dann raus mit dir.«
    »Soll ich mit den Journalisten über dich reden? Sie haben drei Tische reserviert. Ich könnte …«
    »Sag ihnen, was du willst. Sag ihnen, sie sollen sich zum Teufel scheren. Ich bleib hier oben, wenn es sein muss, bis der Roland umfällt.«
    »Einer sagt, er gibt mir fünfhundert Euro.«
    »Was sollst du dafür tun?«
    »Paps hat ihn rausgeschmissen, bevor wir uns einig wurden.«
    »Sag deinem Vater Danke. Übers Essengehen reden wir später.«
    »Und ich darf gar nichts dazu sagen?«
    »Einstimmiger Beschluss meinerseits.«
    Leonora knallte die Tür hinter sich zu.
    6
    Packer betrachtete die Nummer auf dem Display. Er wusste, wem sie gehörte. Es war immer noch dieselbe Nummer. Was er nicht wusste, war, wie der Anrufer an seine Nummer gekommen war. Seit Jahren gab es keinen Kontakt mehr zwischen ihnen, deshalb zögerte er, das Gespräch anzunehmen, doch schließlich siegte seine Neugier.
    »Ja?«
    »Hier spricht …«
    Der effiziente Ton erinnerte ihn sofort an die alten Zeiten. Er sah einen kleinen, stämmigen Mann vor sich, mit kräftigen Armen und Beinen und einem runden, strammen Bauch, der sich aggressiv vorwölbte. Blaues Hemd mit weißem Kragen, goldene Manschettenknöpfe.
    »Ich weiß,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher