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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition)
Autoren: Hannes Sprado
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Torfgeschmack. Sechzehn Jahre alt. Gegen die Wand geworfen. Schade drum.
    Neben dem umgeworfenen Flachbildschirm lag eine zertrümmerte Vase. Die gelben Tulpen schwammen in einer Wasserpfütze auf dem Parkett.
    Kokina stieß das Mädchen aufs Sofa – es war ganz still geworden –, und in null Komma nichts hatte er ein Bowiemesser in der Hand.
    Du meine Güte, dachte Packer, kein Scheiß, ein Messer. Wo kam das denn her?
    Die glänzende Schlangenzunge der Klinge schnellte durch die Luft.
    Phong Packer, sehen wir ihn uns an:
    - 1,90 Meter groß, muskulös
    - kurze, schwarze Haare
    - braune Augen
    - schwarzer Anzug
    - graues T-Shirt
    - bequeme Sneakers, sauber geputzt
    - rechts kein Ohrläppchen mehr.
    Was man nicht sah: Packers Leben hatte bereits mehr traurige Kapitel als das Alte Testament, und Big Kokina legte es darauf an, ein weiteres Kapitel hinzuzufügen.
    »Kein Grund, sich die Nacht wegen eines Mädchens zu verderben«, sagte Packer.
    »Ich hab’s nicht gern, wenn man mir reinpfuscht«, entgegnete Kokina mit tonloser Stimme, als würde er die Sätze vom Blatt ablesen. »Die kleine Hexe hat meine Brieftasche und meine Rolex in der Hand, als ich aus dem Bad komme, und dann will sie mir auch noch eins mit der Flasche überziehen. Soll ich ihr das etwa durchgehen lassen?«
    Der Whisky, den er intus hatte, ließ seine Silben ordentlich stolpern.
    Kokina hielt das Messer wie ein Kenner, die Klinge neben der rechten Taille, mit der Spitze nach oben. Nur Anfänger versuchen einen Gegner mit einem Stich von oben nach unten anzugreifen.
    Er war ein wirklich mächtiger Kerl mit ziemlich großen Händen, einer, den man ernst nehmen musste.
    Aber Packers Hände waren größer.
    »Folgendes«, sagte Packer, »du kannst es dir aussuchen: Entweder breche ich dir den Arm, oder du hast eine Kniescheibe, um die du dich kümmern musst. So was kann dauern.«
    Ganz hinten aus Kokinas Kehle kam ein Geräusch wie aus einem Würfelbecher.
    »Ähem.«
    Vielleicht hatte er ja ein Fragezeichen ans Ende gesetzt, aber Packer hatte keins gehört.
    »Ähem? Was ist ›Ähem‹? Mongolisch oder was?«, sagte Packer, jetzt gereizt.
    Kokina legte eine lange Pause ein. Es machte den Eindruck, als würde er in seinem Kopf schwere Möbelstücke hin und her rücken.
    »Dich zerlege ich«, brummte er, »bevor du einmal ›Saigon‹ sagen kannst.«
    An diesem Punkt der Unterhaltung sah Packer ein, dass er auf die nette Tour nicht weiterkommen würde. Als professioneller Bodyguard und gelegentlicher Hoteldetektiv kriegte man so einiges zu hören, damit hatte er sich abgefunden, und bei dem hier, das lehrte ihn die Erfahrung, würde die verbale Aggression gleich erneut in Gewalt umschlagen.
    »Es wäre mir angenehmer, wenn du dich entspannen könntest«, sagte Packer und trat, um seine friedvollen Absichten zu unterstreichen, langsam einen Schritt zurück.
    Was ihm allerdings Sorgen machte, was bei ihm die Alarmglocken schrillen ließ, waren Kokinas Augen. Seine Augen hatten nichts verstanden, sie starrten Packer an, versuchten ihn festzuhalten, schafften es aber nicht.
    Hinter diesen Augen ging etwas vor, das Packer verriet, dass dieser Mann einer Stimme lauschte, die andere nicht hören konnten. Vielleicht war außer dem Whisky ja noch anderes Zeug in seinem Kreislauf unterwegs. Amphetamine? Speed? Kokain? Oder eine Portion von dem üblen Kräuterzeug, das neuerdings in den Bremer Clubs vertickt wurde? Was immer es war, es puschte ihn enorm hoch.
    Packer ließ ihn nicht aus den Augen, wusste, gleich würde es passieren.
    »Im Krankenhaus werden sie dich mit Freudenböllern empfangen«, stieß Kokina hervor, das Messer schnitt durch die Luft und verfehlte Packers Schulter nur knapp.
    In der Vorwärtsbewegung prallte Kokinas massiger Körper gegen ihn. Packer drehte sich mit einem weichen Körpermanöver weg. Was aussah wie Zufall, war ein winziger Schritt, der ihn außer Reichweite der Klinge balancierte. Sein rechter Fuß schnellte nach vorn und traf mit dem Ballen frontal Kokinas Knie, gleichzeitig wirbelte die Hand mit dem Bambus durch die Luft, und Packer landete zwei kurze verheerende Schläge am Kopf und auf der Brust des Catchers.
    Letztlich war alles nur eine Frage des Timings.
    Der Aufschrei Kokinas war lauter als das verhaltene Knacken seiner Rippe, während er fiel und mit einem schwachen Schnaublaut auf dem Boden landete. Verwirrt hob er den Kopf und stierte von da unten die Wand an, als stünde dort etwas geschrieben.
    Das Messer war
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