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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie
Autoren: Gwen Bristow
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mich so nach Ruhe und Frieden gesehnt; damit ist es nun wieder aus. Oh, Florinda, ich liebe ihn so, aber warum verlangt er, daß ich wieder mit ihm in die Wildnis gehen soll?«
    Florinda antwortete nicht gleich. Sie konnten in der Dunkelheit nur ihre Umrisse sehen, dennoch glaubte Garnet ein lautloses Lachen wahrzunehmen. »Was findest du daran spaßig?« fragte Garnet gereizt.
    »Dich«, antwortete Florinda. »Garnet, was erwartest du denn von John? Selbstverständlich hat er nicht darüber nachgedacht, ob du mit ihm gehen würdest oder nicht; er weiß doch, daß du mitgehst.«
    »Ich will aber nicht«, rief Garnet.
    »Oh, Garnet«, kicherte Florinda, »du bist ein süßes Geschöpf und mir lieb wie kein anderes. Aber manchmal benimmst du dich lächerlich.«
    »Lächerlich?« sagte Garnet empört.
    »Ja«, sagte Florinda, »lächerlich! Ruhe und Frieden! Du willst doch gar keine Ruhe und gar keinen Frieden, geradesowenig wie du dein Leben lang von Milch leben willst.«
    Garnet suchte die Dunkelheit zu durchdringen. Was sagte Florinda da? Sie verstand sie nicht, und doch hatte sie das Gefühl, das schon früher einmal gehört zu haben. Florinda fuhr, Stephens wegen, mit unterdrückter Stimme fort: »Ist dir noch nicht aufgefallen, Garnet, daß die Menschen im Leben letzten Endes immer das bekommen, was sie wollen? Jeder Mensch lebt in einer bestimmten Weise; die gleichen Dinge geschehen immer wieder den gleichen Menschen. Sie sagen vielleicht: Das und das mag ich nicht, aber es geschieht ihnen immer wieder; anderen Menschen geschieht etwas anderes. Und du, meine Liebe, willst im Grunde gar kein ruhiges Leben.«
    O ja, das will ich wohl! dachte Garnet. Laut fragte sie: »Wie kannst du das wissen?«
    »Nun«, versetzte Florinda, »weil du zahllose Gelegenheiten hattest, es zu bekommen, und es immer wieder verweigertest. Warum hast du nicht einen ruhigen, soliden Mann in New York geheiratet und mit ihm nach Art deiner Leute gelebt? Ich denke nicht an Henry Trellen, er war ja sicherlich nicht der einzige Mann, der sich um dich bewarb. Wer hat dich geheißen, mich in New Orleans aufzulesen und ein Risiko einzugehen und allerlei Schwierigkeiten für dich heraufzubeschwören? Es war lieb und reizend von dir und ich werde dir ewig dankbar dafür sein, aber ich bin sicher, die meisten Mädchen deiner Erziehung hätten gar nicht daran gedacht. Was veranlaßte dich, mit mir an der Bar zu arbeiten? Ich begreife es selbstverständlich: Du wolltest nicht, daß ich für dich sorge, und ich bewundere dich deswegen, aber wenn du Ruhe und Frieden gewollt hättest, wärest du Silkys Bar fern geblieben. Warum bist du nicht zu Charles zurückgegangen, wo du sicherlich in Ruhe hättest leben können? Du wärest dort sicher gewesen, er hätte dir ernsthaft nichts tun können. – Dann – als wir zusammen bei Doña Manuela waren, hattest du zahllose Male Gelegenheit, Männer zu heiraten, die damit umgingen, sich irgendwo niederzulassen und in Ruhe eine Familie zu gründen, und es waren sehr nette Männer darunter. Aber du lehntest Antrag um Antrag ab, ohne darüber nachzudenken. Du hättest auch bei Doña Manuela bleiben können, anstatt mit mir nach Los Angeles zurückzugehen. Du hättest Doña Manuela nur sagen müssen, du möchtest bei ihr bleiben, bis du einen Mann gefunden hättest, dessen Gefühle du erwidern könntest. Sie wäre glücklich gewesen, dich dortbehalten zu können.«
    »Ich habe nie daran gedacht«, flüsterte Garnet.
    »Ich habe bis zu diesem Augenblick auch nicht daran gedacht«, sagte Florinda, »aber ich meine: wenn Ruhe und Frieden dir wirklich als die erstrebenswertesten Dinge erschienen wären, dann hättest du wohl daran gedacht. Und schließlich: Warum hast du nicht Captain Brown geheiratet?«
    Florinda lachte wieder. »Garnet«, fuhr sie fort, »sieh nur richtig in dich hinein. Du weißt ganz gut, warum du gerade John haben wolltest. Du wolltest ihn, weil er so aufregend ist. Du wolltest einen Mann, von dem du nie wissen wirst, was er morgen tun wird. Du wolltest Aufregung und Abenteuer. Und wenn John dir jetzt von dem Goldland erzählt und gesagt hätte, er würde dort hinaufziehen, während du zu Hause bleiben und sticken müßtest – heiliger Strohsack – was ist nun mit dir los? Weinst du?«
    »Nein«, sagte Garnet, »ich lache.« Sie preßte die Bettdecke gegen die Lippen, um das Lachen zurückzuhalten. Sie konnte sich nicht helfen, sie mußte lachen. Florinda hatte ja so recht. Sie erinnerte sich auch
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