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0041 - Unser falscher Taxi-Chauffeur

0041 - Unser falscher Taxi-Chauffeur

Titel: 0041 - Unser falscher Taxi-Chauffeur
Autoren: Unser falscher Taxi-Chauffeur
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»Der — der hat direkt auf uns gewartet«, erklärte Phil mit schwerer Zunge und steuerte auf den Wagen zu.
    »Schließe mich der Meinung meines Vorredners an«, gab ich geisttriefend von mir und kletterte hinter Phil in das Taxi.
    »Guten Morgen, meine Herren!« rief uns der Fahrer fröhlich zu.
    »Wieso Morgen?« wollte Phil wissen. »Sagen Sie guten Abend, wenn Sie mit Menschen reden, die Sehnsucht nach ihrem Bett haben!«
    »Dann müßte er eher gute Nacht sagen!« wandte ich ein.
    Phil hatte einen lichten Moment, und es leuchtete ihm ein.
    »Guter Gedanke!« sagte er. »Also dann, Mr. Taxidriver: Gute Nacht!«
    Er ließ den Kopf nach hinten auf das Polster fallen und rührte sich nicht mehr. Ich gab dem Fahrer Phils Adresse an, und wir brausten los. Es fiel mir verdammt schwer, unterwegs die Augen aufzuhalten und ich versuchte mich mit Zigaretten munter zu halten. Endlich hatten wir Phils Wohnung erreicht.
    Ich knallte ihm eine sanfte Sache in die Rippen und brummte: »He, Boy, dein Bett wartet auf dich! Wach auf!«
    Ich würde keinem Menschen empfehlen, sich mit Phil in einen Boxkampf einzulassen, auch wenn er schon einen Über den Durst getrunken hat. Er kann unglaublich schnell reagieren.
    So war’s denn auch. Bevor ich mir’s versah, hatte er mir zwei Dinger versetzt, daß mir ganz feierlich wurde.
    »He, hör auf!« schrie ich. »Ich bin’s, Jerry! Willst du deinen eigenen Freund totschlagen?«
    Er stierte mich mit leicht verdatterten Augen an.
    »Ach, du bist’s«, murmelte er dann. »Komisch, ich hatte das Gefühl, mich hätte einer in die Mache nehmen wollen. Na, dem hätte ich’s aber gegeben. Hab’ sowieso 'ne Mordswut im Bauch!«
    »Warum eigentlich?«
    »Warum, warum!« äffte er knurrig. »Weil ich immer noch nicht in meinem Bett bin. Hilf mir mal beim Aussteigen! Das Auto schwankt ja so blödsinnig. Muß mal die Federung nachgesehen kriegen.« Natürlich war er es, der schwankte, aber sagen Sie das mal einem Angesäuselten. Ich gab ihm Hilfestellung, so gut es eben ging, und nach einer gehörigen Anstrengung befand er sich endlich auf dem Bürgersteig.
    Er tippte mit dem Zeigefinger grüßend gegen die Hutkrempe und marschierte auf die Haustür zu. Er gab sich verzweifelte Mühe, kerzengerade zu gehen, aber so ganz wollte es ihm doch nicht gelingen.
    »Weiter«, rief ich dem Fahrer zu und nannte ihm meine Adresse. Vorsichtshalber fügte ich noch hinzu: »Wenn ich einschlafen sollte, wecken Sie mich, sobald wir da sind.«
    »Ay, ay, Sir.«
    Gott sei Dank, dachte ich, in ’ner knappen halben Stunde kannst du in deinem Bett liegen, Jerry. Mensch, der Teufel auch, ich habe es wahrhaftig nötig. Noch eine Viertelstunde im »Stern von Nevada« und einen einzigen Whisky mehr, und ich wäre an der Bar eingeschlafen wie ein Murmeltier.
    Draußen glitten lautlos die Hausreihen der New Yorker Straßen vorbei. Neonlichtreklamen in allen Farben des Regenbogens flimmerten durch die Nacht. Bars und Nightclubs schrien in grellen Farben ihre poetischen Namen durch die Dunkelheit. Leise summte der Motor des Wagens, und diese gleichförmige Sinfonie von Lichterglanz, Motorsummen und leichtem Schaukeln in den Rückenpolstern schläferte mich ein.
    Immer öfter fielen mir die bleischweren Lider herab, immer seltener bekam ich sie noch einmal auf zu einem kurzen Orientierungsblick durchs Seitenfenster, und endlich umfing mich der Frieden wohlverdienten Schlafes, vertieft durch reichlichen Alkoholgenuß.
    Ich wurde von einem seltsamen Gefühl aufgeweckt. In meinen Wangen brannte es wie von einem Feuer. Durch mein dämmriges Bewußtsein huschte zwei-, dreimal hintereinander die Empfindung eines leichten Schmerzes. Ich bekam mühsam die Lider auf und blickte in das Gesicht eines Mannes, den ich noch nie gesehen hatte. Obendrein trug der Mann ein großes Taschentuch über die untere Gesichtshälfte gebunden.
    »Hey, Cotton, wachen Sie schon auf, verdammt noch mal!«
    Ich hörte es zwar, aber unter meiner bleiernen Müdigkeit wurde es mir gar nicht richtig bewußt. Erst als er mir wieder zwei Ohrfeigen verpaßte, um mich munter zu kriegen, wurde ich einigermaßen wach.
    »Was soll den das?« lallte ich schlaftrunken.
    Und dann sah ich die Pistole, die er mit der linken Hand auf meine Brust gerichtet hatte. Holla! Das machte mich nun aber endgültig munter.
    »Pech, mein Junge«, grinste ich. »Wenn Sie mein Geld haben wollen, werden Sie nicht mehr viel finden. Das bißchen, was ich mir eingesteckt hatte, ist im
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