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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch
Autoren: Dirk van Den Boom
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Handlungsweise zumindest infrage zu stellen. Volkert hoffte es. Eine kleine Varusschlacht in den Wäldern der Karpaten gehörte nicht zu den Dingen, die er unbedingt erleben wollte. Als sich kurz nach Überschreiten der Reichsgrenze eine kleine Truppe von quadischen Reitern zu ihnen gesellte, um ihnen Geleit zu geben – es handelte sich wahrscheinlich eher um Beobachter des Quadenkönigs, die ein Auge auf die Römer haben sollten –, entspannte sich jeder etwas. Zumindest die Chancen, das Gebiet ungestört durchqueren zu können, hatten sich dadurch erkennbar erhöht. Die Reiter zeigten keine Feindseligkeit, waren sogar den Umständen entsprechend höflich.
    Am Abend des dritten Tages, als die Truppe gerade damit begonnen hatte, ein Nachtlager aufzuschlagen, stellte sich aber heraus, dass der Quadenkönig mehr wollte, als nur die Augen offen halten. Die Sonne stand noch knapp über dem Horizont und daher konnten die Wachposten die heranrückende Reiterschar gut ausmachen, die bewusst langsam und unverhohlen auf das Lager zukam. Zwanzig Männer waren es, nach Kleidung und Haltung quadische Adlige sowie einige Wachsoldaten. Alle trugen Waffen, doch keiner hatte sie gezogen, und kurz vor dem Lager stiegen sie von den Pferden und führten sie langsam hinein. Sie wollten reden, nicht kämpfen, daran bestand kein Zweifel.
    Tribun Sedacius empfing die Delegation und sowohl Zenturio Levantus wie auch Volkert wurden zum Empfangskomitee beordert. Als aus der Mitte der Ankömmlinge ein hochgewachsener Mann in durchaus prächtiger Kleidung auf sie zuschritt, war für jeden sofort erkennbar, dass sich nach dem Mord an seinem Vorgänger erneut ein quadischer König in die Hände der Römer begab: Es konnte sich nur um Erminius handeln.
    Er sah wie ein König aus, hielt sich gerade, bemühte sich sichtlich um majestätisches Auftreten, doch Volkert erkannte in seinen Augen auch Angst und Vorsicht. Da sein Vorgänger von einem römischen General hinterrücks ermordet worden war, vermochte er ihm dies auch nicht zu verübeln. Es sprach für den Mut des Mannes, dieses Risiko erneut einzugehen.
    »Edler König«, sprach nun Sedacius und deutete eine Verbeugung an. »Ich freue mich über Euren Besuch .«
    »Ich freue mich, dass Ihr mich empfangen habt, Tribun«, gab der Quade in einem etwas stolpernden Griechisch zurück. Woher auch immer er letztlich stammen mochte, er hatte Bildung genossen, und es war nicht einmal unwahrscheinlich, dass er eine Zeitlang im Reich gelebt hatte.
    »Was ist der Grund Eures Besuches? Sicher wollt Ihr Euch vergewissern, dass wir keine bösen Absichten im Schilde führen«, fuhr der Tribun fort. »Wir sind offensichtlich keine Eroberungsarmee .«
    »So hörten wir .« Der König sah sich um, nickte. »Es ist wahr .«
    »Wir stellen keine Bedrohung dar .«
    »Das stimmt sicher«, räumte der Mann ein. »Ihr sucht nach den Hunnen, wie weit sie schon sind. Eure Nachrichten haben mich erreicht. Es scheinen sich viele seltsame Dinge in Rom ereignet haben. Man hört so einiges. Eure Expedition ist ungewöhnlich .«
    Der Tribun nickte. »Wir schützen uns wie auch Euch .«
    Erminius sah ihn einen Moment schweigend an. Dann fiel sein Blick auf Hauptwachtmeister Lehmann, den Befehlshaber der deutschen Infanteristen, der sich ebenso zu ihnen gesellt hatte. Volkert ertappte sich dabei, wie er hinter den breiten Schultern von Levantus Deckung suchte, obgleich er sich nicht erinnern konnte, jemals mit Lehmann gesprochen zu haben. Er würde ihn mit Sicherheit nicht einmal erkennen, wenn er direkt vor ihm stand.
    Und doch …
    »Ihr führt Zeitenwanderer mit Euch«, sagte der Quadenkönig. Volkert verbarg seine Überraschung. Obgleich diese Zeit weder den Telegrafen kannte noch ein modernes Postsystem, keine Züge hatte, keine Automobile, verbreiteten sich manche Nachrichten offenbar doch mit Windeseile. Auch der Tribun ließ sich nicht anmerken, ob er davon beeindruckt war, dass Erminius so gut informiert zu sein schien.
    »Ihr habt von Ihnen gehört«, sagte er im Tonfall einer Feststellung.
    »Wir haben Geschichten gehört über das, was passieren wird .«
    Wer auch immer im Reich für die Geheimhaltung zuständig war, hatte offenbar in wichtigen Punkten versagt: Wenn die Version der Zukunft, die die Mannschaft der Saarbrücken kannte, schon so weit Verbreitung gefunden hatte, dann …
    Volkert durchfuhr der Gedanke wie ein Blitz. Hunnen, abtrünnige zwar, aber nichtsdestotrotz Hunnen, hatten vor Adrianopel gekämpft
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