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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch
Autoren: Dirk van Den Boom
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Nachricht zu bringen und einen Gedenkstein zu setzen. Ich weiß nicht, ob der Stein immer noch steht, aber ich vermute, dass meine Verwandten ihn gut gepflegt haben. Meine weitere Familie wird immer noch in unserem alten Haus wohnen, obgleich ich es seit vielen Jahren nicht mehr gesehen habe .«
    »Du könntest also hierher zurückkehren, wenn du deine Dienstzeit beendet hast ?«
    »Sicher, warum nicht? Auch mein Vater hätte das tun können, aber er tat es nicht. Ich werde auch kein Bauer mehr, zumindest kein Fellache wie meine Vorfahren. Wenn ich mein Land bekomme, dann irgendwo in Gallien oder einem anderen Flecken des Reiches, und ich glaube eher, ich werde es verkaufen und wieder unterschreiben. Mich zieht nichts hierher zurück .«
    Köhler nickte, wenngleich er das Gefühl hatte, nur die Hälfte von dem zu verstehen, was Africanus ihm hier gerade mitteilte. Der Trierarch schien das zu bemerken, denn er sah Köhler lange an, dann seufzte er vernehmlich, als müsse er sich zu den folgenden Worten durchringen.
    »Es ist so«, begann er langsam. »Für einen Fellachen ist der Beitritt zur Marine eine der wenigen Möglichkeiten, die Bindung an sein Stück Land und die Arbeit als Bauer aufzugeben. Die Gesetze sind streng, waren es schon immer. Wer es leid ist, seine Scholle zu bearbeiten und nicht mehr zu erleben als eine ausbleibende Nilflut oder ähnliches, ging zur Flotte. Mein Großvater hat das getan, obgleich er der älteste Sohn seines Vaters war und alles geerbt hätte. Doch er hat sich anders entschieden. Hätte er das nicht getan, würde ich jetzt nicht hier mit dir stehen. Ich wäre möglicherweise da drüben auf einem der Felder und würde mir die Entwicklung meiner Saat anschauen .«
    Köhler sagte nichts. Africanus’ Blick verlor sich in den Palmen und den Gewächsen des Uferstreifens, als würde er erwarten, sich selbst dort zu erblicken.
    »Ich will nicht hierher zurück, nicht einmal an diesen Platz erinnert werden, weil er letztlich nichts mehr mit dem zu tun hat, wer ich bin .«
    »Von deinem Namen abgesehen.«
    Der Trierarch lächelte. »Davon abgesehen, ja. Und ich bin nicht einmal ein berühmter Feldherr wie Scipio, der den Beinamen aus gutem Grund bekommen hat .«
    »Das kann ja noch werden«, erwiderte Köhler.
    »Sicher. Jedenfalls bin ich nicht mehr der Sohn eines Fellachen, war es nie, schon mein Vater hatte sein Leben ganz anders ausgerichtet. Ich bin jetzt römischer Offizier und so sehr diese Provinz auch zu jenen Gebieten gehört, die ich zu verteidigen geschworen habe, so wenig ist dies noch meine Heimat. Ich bin zu Hause auf dem mare nostrum und, wenn überhaupt, in dem kleinen Haus, in dem mein Vater und meine Mutter noch leben, und das liegt gut einhundert Kilometer nördlich von Ravenna. Das hier …«
    Er machte eine ausholende Bewegung mit der rechten Hand.
    »… das hier ist die Vergangenheit – und nicht einmal meine. Es ist die meiner Vorfahren. Und die spielten erst mit der Entscheidung meines Großvaters, von hier fortzugehen, eine echte Rolle für mich. Ich will also nicht zurück, nicht einmal in Gedanken. Verstehst du das, Köhler ?«
    Der Bootsmann verstand es, wenngleich nur auf einer rein intellektuellen Ebene. Aber sein Lebensweg hatte auch ganz anders ausgesehen. Niemand hatte ihn gezwungen, einen Beruf auszuüben oder das zu tun, was seine Vorfahren getan hatten. Aber, das musste er zugeben, auch für ihn war der Beitritt zur Marine eine Flucht aus einem ansonsten sehr langweilig erscheinenden Leben gewesen. So gesehen fühlte er sich Africanus’ Großvater verwandt, und so verstand er auch, warum sein Enkel nicht hierher zurückkehren oder an seine Herkunft allzu deutlich erinnert werden wollte.
    »Also keine Pause«, sagte er schließlich halb scherzhaft.
    »Alles andere als das«, bestätigte ihm Africanus. »Unser Ziel ist das Reich Aksum, kein Fellachendorf, in dem, mit etwas Glück, nur ein alter Gedenkstein steht .«
    Damit wandte er sich ab, ohne die langsam achtern verschwindenden Anlegestelle eines weiteren Blickes zu würdigen.
    Auch Köhler blickte nicht zurück.

Kapitel 25
     

    Und so rasteten sie ein letztes Mal auf römischem Boden. Der Ort hieß Brigetio und war nicht allzu weit von Aquincum entfernt, der Stadt, die Thomas Volkert in seiner Zeit als Budapest kannte. Von hier aus würde seine Kolonne in nordöstliche Richtung vorrücken, in das Land der Quaden, mit dem das Römische Reich erst vor wenigen Jahren Krieg geführt hatte. Ein
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