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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch
Autoren: Dirk van Den Boom
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angenehm warme Wetter, der strahlende Sonnenschein, das Plätschern des Nils, die leckeren Speisen, die der Koch des Seglers zu zaubern imstande war – all das verbreitete Urlaubsstimmung. Vor allem die deutschen Expeditionsmitglieder hatten darauf anfänglich mit großer Begeisterung reagiert. Sie hatten Segeltuch auf dem Deck des Seglers ausgebreitet und sich in die Sonne gelegt, kühlen Wein aus Schwitzamphoren getrunken und sich nur hin und wieder halblaut unterhalten. Der Müßiggang hatte jedoch auch dazu geführt, dass die allgemeine Aufmerksamkeit sank, doch Africanus überzeugte sich hin und wieder davon, dass zumindest die Soldaten an Bord der Flusstrireme an Wachsamkeit nicht zu wünschen übrig ließen.
    Dann aber wurden alle langsam wieder unruhig. Das Unterhaltungsprogramm an Bord des Frachters ließ letztlich doch zu wünschen übrig, trotz der Bemühungen einiger Besatzungsmitglieder, die Gäste mit allerlei Musikinstrumenten zu erfreuen. Auch wollten nicht alle die Stunden mit weiteren Lektionen des Lateinischen oder Griechischen verbringen, nicht zuletzt deswegen, weil diejenigen mit ausreichenden Sprachkenntnissen nicht notwendigerweise die besten Lehrer waren. Außerdem stellte sich heraus, dass die Deutschen weitaus mehr praktisches Vokabular und Redewendungen aufschnappten, wenn sie sich einfach nur trauten, das Gespräch zu suchen. Da ihre römischen Freunde ein großes Maß an Toleranz zeigten, wenn es um die korrekte Grammatik oder Wortwahl ging, funktionierte diese Art des Lernens weitaus besser als formelle Lektionen. Dass bei der Gelegenheit die Lernbegierigen unter den Römern auch einige Brocken Deutsch aufschnappten, war ein angenehmer Nebeneffekt.
    Besonders aufmerksam beobachtete Köhler, dass der Segelmeister des Seglers das Gespräch mit den Deutschen suchte. Er schien sich sehr für das Prinzip der Dampfmaschine zu interessieren und quetschte jeden aus, der dazu etwas zu sagen hatte. Offenbar war auch bis hierher bereits vorgedrungen, dass trotz aller Bemühungen, adäquate lateinische oder griechische Worte zu finden, deutsche Begriffe für technische Beschreibungen dominierten und Deutsch zu so etwas wie der Ingenieurssprache des Römischen Reiches zu werden schien. Der Segelmeister jedenfalls, dem, wie Köhler erfuhr, auch ein Viertel des Frachtseglers gehörte, schrieb sich die deutschen Wörter sorgfältig auf und kämpfte um jede Betonung. Er schien diese Kenntnis als potenziellen Wettbewerbsvorteil in der Zukunft wahrzunehmen, eine Entwicklung, die Köhler etwas verwunderte. Sie waren erst seit einem guten halben Jahr in dieser Zeit, doch die Umwälzungen, die sie angestoßen hatten, zeigten sich offenbar auf höherer wie auch auf tiefer Ebene. Die Tatsache allein, dass einige der Matrosen an Bord des Seglers wissend nickten, als ihnen Behrens von den Vorzügen des Branntweins berichtete, war Hinweis genug dafür, dass sich manche Nachrichten auch in der Spätantike mit erstaunlicher Geschwindigkeit verbreiteten.
    Obgleich der Wind recht günstig stand, zog sich die Reise hin. Die Erkenntnis, dass diese angenehme Kanalfahrt nur ein weiterer Abschnitt war und sie an ihrem Ende noch eine Küstenreise bis Adulis vor sich hatten, half nicht, die Ungeduld der Reisenden zu bezähmen. Köhler musste hin und wieder tief durchatmen, als der Frachtseglerkapitän ihm Sehenswürdigkeiten am Rande des Nils erklären wollte. Diese waren für sich genommen sicher nicht einmal uninteressant, der Bootsmann war aber zurzeit einfach nicht in der Lage, die notwendige Geduld dafür aufzubringen.
    »Da !« , sagte Africanus plötzlich. Er hatte sich neben Köhler gestellt, eine Hand beschattete seine Augen. »Die Anlegestelle!«
    »Was ist damit ?«
    »Wenn wir dort anlegen, sind es keine fünfhundert Meter bis zum Dorf meines Großvaters .«
    Köhler schaute auf die unscheinbare Stelle, kaum mehr als ein befestigtes Uferstück, an dem Flussschiffe festmachen konnten. Viele Felder lagen direkt am Nil, um von den regelmäßigen Überschwemmungen zu profitieren, die fruchtbaren Schlamm über die Äcker ausbreiteten. Hier übernahmen Segler und Ruderbarken dann das geerntete Getreide, brachten es in Richtung Alexandria, wo es auf große Segler verbracht und über das Mittelmeer nach Italien gebracht wurde. Ägypten war die Kornkammer des Reiches.
    »Wir können eine Pause einlegen«, bot Köhler an.
    »Nein. Ich war einmal dort, nachdem mein Großvater gestorben war, um der Verwandtschaft die
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