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Kaiser des Mars

Kaiser des Mars

Titel: Kaiser des Mars
Autoren: Lin Carter
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Lieblingskellner – wird sich an die drei Touristen erinnern, die mich heute nachmittag an meinem Tisch ansprachen und mit mir weggingen. Luigi hat Augen wie eine Kamera; er wird Sie alle drei in sämtlichen Einzelheiten beschreiben, und dann braucht die Polizei sich nur noch die kleine Mühe zu machen, diese Beschreibung mit Ihren Bildern zu vergleichen. Sie sind vielleicht nicht mit der Routine vertraut; aber die Zollbeamten machen Fotokopien sämtlicher Pässe von Besuchern. Bis morgen mittag haben die alles, was sie brauchen, inklusive dem Flugplan Ihrer Icarus. Und dann wird uns die Mandatsstreife erwarten, wenn wir uns dem Mars-Orbit nähern. Es tut mir leid, so unangenehme Dinge sagen zu müssen, aber …«
    Ich hielt inne, weil der Hüne mit dem blau angelaufenen Kinn jetzt breit grinste, und ich auch in den verächtlich blickenden Augen des Mädchens kühle Belustigung sah.
    »Bitte, machen Sie sich keine Sorgen«, lächelte der alte Mann. »Ich bin ziemlich stolz darauf, alle Einzelheiten dieser Angelegenheit bedacht zu haben. Lassen Sie mich Sie beruhigen, indem ich Ihnen sage, daß Sie bereits zu Hause sind – Sie sind vor etwa zwanzig Minuten dort eingetroffen.«
    Mein verblüffter Gesichtsausdruck muß bemerkenswert dumm gewirkt haben, weil Konstantin plötzlich auflachte. Dann griff der alte Mann in seinen Aktenkoffer und reichte mir einen gewöhnlichen Umschlag, Format acht mal zehn Zoll, wie berufstätige Modellagenturen sie meistens für Fotos verwenden. Ich öffnete den Umschlag und zog ein paar teure Tiefenfotos heraus. Sie zeigten mich. Gut getroffen übrigens. Ich konnte mich bloß nicht daran erinnern, wann die Aufnahmen hergestellt worden waren.
    Als ich schärfer hinsah, fielen mir die Diskrepanzen auf. Die kleine Narbe an der Nasenwurzel – ein Souvenir eines ›Verhörs‹ der Kolonialbullen hatte nicht ganz die gleiche Kaffeefarbe wie meine Rivierabräune. Und die Schultern waren etwas zu gerade – ich pflegte sie in letzter Zeit meistens etwas hängen zu lassen. Aber der Haaransatz war perfekt, die Augen waren gut, sehr gut sogar, selbst der Mund.
    »Die Filmindustrie ist hier gestorben, seit das Zentrum der Filmkunst sich wieder einmal verlagert hat, wie das alle paar Dutzend Jahre geschieht. Es war nicht schwierig, beim Besetzungsbüro einen Doppelgänger für Sie zu finden und den Mann dann auch ohne einen formellen Vertrag anzuheuern – sonst hätten wir ihn nämlich bei der Gewerkschaft registrieren müssen. Er spricht wie Sie italienisch mit deutschem Akzent. Und da er einmal in einem Filmepos Cristoffsen gespielt hat, kann er auch gehen wie – wie nennen Sie das?«
    »Den Marsschlurf«, erklärte ich. Ich war etwas benommen. Der Doc hatte tatsächlich an alles gedacht. Es gab für mich jetzt wirklich keinen Grund mehr, nein zu sagen … nicht, daß ich es wollte … oder doch? Ich wollte allein sein, meine Gefühle überprüfen, aber dafür war keine Zeit – keine Zeit, um die Alternativen zu überlegen, oder abzuwägen, wie meine Chancen standen. Der Doktor wollte binnen einer Stunde abreisen: jetzt oder nie. Und ich wußte, daß dies meine letzte Chance war. Die Chance in einer Milliarde, von der ich in diesen zwei Jahren die ganze Zeit geträumt hatte.
    Vielleicht hielt der alte Mann mein brütendes Schweigen für Argwohn. Jedenfalls setzte er wieder seine besänftigende Stimme ein, mit der er im diplomatischen Dienst ein Vermögen hätte verdienen können.
    »Sie brauchen keine Angst zu haben, daß ich irgendwelche unsichtbaren Partner mitgebracht habe, um diese Expedition zu finanzieren, mein Freund. Für jemanden mit so spartanischen Lebensgewohnheiten wie ich sie habe, reicht meine Pension völlig. Und dann habe ich vor langer Zeit ein paar Lehrbücher aufgezeichnet, die zweimal jährlich überraschend hohe Tantiemen einbringen. Wir haben den Schauspieler eine Woche lang mit Ihren Gewohnheiten vollgepumpt; er war begierig darauf, Arbeit zu bekommen, und nicht sehr teuer. Nach einer Woche oder nach zehn Tagen wird er seine Koffer packen und nach Mailand reisen. Dort wird er untertauchen und wieder seine eigene Identität übernehmen. Auf dem Expreßbüro in Mailand erwartet ihn ein eingeschriebenes Paket, aber an das kann er erst nach dem Siebzehnten des Monats. Oh, die werden erfahren, daß Sie ihnen entwischt sind, aber nicht gleich. Wir werden schon lange auf dem Mars verschwunden sein, bis die Polizei bemerkt, daß Sie nicht mehr zu finden sind; glauben Sie mir,
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