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Kaiser des Mars

Kaiser des Mars

Titel: Kaiser des Mars
Autoren: Lin Carter
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Umgebung des Mars für den gesamten Raumschiffsverkehr der Erde gesperrt sein sollte; nur der Jamad selbst konnte diese Entscheidung aufheben, wenn die Zeit dafür kam und er der Ansicht war, daß der Mars von seinen ehemaligen Unterdrückern nichts mehr zu befürchten hatte.
    Falls der Doktor darüber enttäuscht war, daß die Zeitlosen ihm nicht gestattet hatten, Teile des Schatzes von Ilionis zur Erde zurückzubringen, so war er taktvoll genug – oder genügend Realist, um sich davon nichts anmerken zu lassen.
    Aber ich glaube, er war voll befriedigt. In seinen Augen funkelte die Begeisterung, und er sprudelte förmlich vor Erregung, als wir uns verabschiedeten.
    »Ah, Ivo, mein Junge, stellen Sie sich vor, was für ein Buch ich schreiben werde, wenn ich wieder zu Hause bin! Denken Sie doch – ein vergessenes Kapitel der Menschheitsgeschichte, das neu entdeckt wurde … All die Beziehungen zur Mythologie, zur Kosmologie, zur extraterrestrischen Geschichte – die sind ungeheuer und fabelhaft! Meinetwegen wird man Expeditionen in den Asteroidengürtel unternehmen. Gott allein weiß, was man dort finden wird … Artefakte? Aufzeichnungen? Vielleicht gar die Ruinen der verlorenen Zivilisation der Zeitlosen!«
    Er rieb sich die Hände.
    »Oh, Großvater, ich hoffe nur, daß es keinen Ärger mit der Politpolizei gibt«, sagte Ilsa besorgt. »Du hast dich über Gesetze hinweggesetzt, indem du Ivo hierherbrachtest, weißt du? Glaubst du, daß es – nun – Vergeltungsmaßnahmen geben wird?«
    »Unsinn, meine Liebe! Ausgeschlossen! Nein, sie werden tief in meiner Schuld stehen. Sie müssen völlig verwirrt sein und nicht begreifen, wie es kommt, daß die gesamten Besatzungsstreitkräfte des Mars zurückkehren und nicht erklären können, was sie überkommen hat. Und wenn sie dann Patrouillen hierher zurückschicken, um nachzusehen, werden sie noch verblüffter sein – wenn sie nämlich in diese ›verbotene Zone‹ geraten, die die Zeitlosen um den Mars errichtet haben. Nein, meine Liebe, ich bin ganz sicher, daß es keinen Ärger gibt. Mag sein, daß ich ein paar Vorschriften etwas großzügig ausgelegt habe. Aber ein ernsthaftes Verbrechen habe ich ja nicht begangen. Außerdem befinde ich mich in einer ausgezeichneten Verhandlungsposition und kann verlangen, daß man alle Anklagen gegen mich niederschlägt. Schließlich werde ich der einzige Mensch auf der Erde sein, der dort unten war, als alles geschah, und der einzige, der die Geschichte der Zeitlosen und ihre Entscheidung bezüglich der Freiheit des Mars in allen Einzelheiten kennt.«
    Seine Augen funkelten vor Erregung.
    »Ah, was für ein Buch ich schreiben werde! Ich werde die ganze Geschichte unserer Expedition nach Ilionis und unseren Abstieg nach Yhoom erzählen. Und dann gibt es noch andere Bücher, die ich schreiben muß – soviele Bücher, soviel Arbeit! Wir werden schließlich die ganze Geschichte des Mars neu schreiben müssen. Vielleicht werden wir sogar die vergessenen Archive der Alten rekonstruieren können, indem wir die alten Mythen und Sagen interpretieren, jetzt, da wir wissen, daß sie auf Wahrheit beruhen! Ah … es gibt soviel zu tun. Ich brenne darauf, damit zu beginnen!«
    Er strahlte und sah sie liebevoll und ein wenig traurig an.
    »Und du bist auch ganz sicher, meine Liebe, daß du es dir nicht noch einmal überlegen willst? Daß du die richtige Entscheidung getroffen hast? Bedenke, meine Liebe, daß du nie wieder zurückkehren kannst, sobald die Zone errichtet ist …«
    Ilsa lächelte und nickte.
    » Ganz sicher, Großvater!«
    Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen blitzten. Die gelben Locken umgaben ihr Gesicht wie ein Heiligenschein. Ihre Finger lagen warm in meiner Hand.
    »Ich werde hierbleiben bei Ivo«, sagte sie. »Auch ich wähle den Mars!«
    Er mußte meinen Gesichtsausdruck richtig interpretiert haben, denn er lächelte und meinte verschmitzt: »Vielleicht, meine Liebe, hat der Mars dich gewählt! Aber schon gut, schon gut! Ich verstehe – zumindest glaube ich das. Ihr beide habt in den Jahren, die vor euch liegen, viel zu tun. Ihr braucht einander jetzt. Aber in den harten, langen Jahren, die euch bevorstehen, werdet ihr einander noch mehr brauchen.«
    Ich nickte und schüttelte ihm noch einmal die Hand.
    »Ja, es wird eine schwierige Aufgabe sein, die Neun Nationen in eine zusammenzuschweißen, die alten Feindschaften zu heilen und aus Fremden Freunde zu machen. Aber es ist eine Aufgabe, die wert ist, daß man sie in
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