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Kaiser des Mars

Kaiser des Mars

Titel: Kaiser des Mars
Autoren: Lin Carter
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wirken, klangen selbst in meinen eigenen Ohren etwas lahm. Aber Keresny lachte so herzhaft, als wäre ich ein berühmter Stereokomiker. Bolgov brummte etwas und ließ seine Knöchel knacken. Keresny versuchte ohne Erfolg, einen Kellner heranzuwinken, jetzt, da die gesellschaftlichen Artigkeiten erledigt waren. Aber Ilsa begann unruhig zu werden.
    » Bitte, Großvater! Konstantin hat recht. Komm zur Sache«, sagte sie in einem Tonfall, wie man ihn sich auf einem dieser teuren Schweizer Internate angewöhnt.
    »Also kommen wir zur Sache.«
    »Ich sagte Ihnen schon, Bürger Tengren, daß ich früher im Museum von Luna City tätig war«, sagte der alte Mann.
    »Richtig, das haben Sie. Aber Sie erwähnten nicht, in welcher Eigenschaft.«
    »Mein Fachgebiet ist die extraterrestrische Archäologie«, sagte er.
    »Also Mars, nehme ich an, sofern die Arachnidae von Luna nicht eine höhere Kultur haben, als man ihnen in den Nachrichtensendungen immer zubilligt.« Er nickte und lächelte bei meinen Worten.
    »Sie haben natürlich recht. Hochmars ist mein Gebiet. Ich bin eher Forscher als Feldarchäologe, fürchte ich, wenn ich auch zweimal den Planeten besucht habe. Das letzte Mal während Ihrer …« Ich mußte unwillkürlich lächeln, als er nach einem Ausdruck suchte, der mich nicht beleidigen würde. Ich lieferte ihm schließlich einen unhöflichen.
    »Während meines Revolutionskriegs?« meinte ich sarkastisch. Sein Gesicht rötete sich, und dann nickte er, wobei seine weißen Locken wie die eines Engels flogen.
    »Ah – ah, ja, so könnte man es nennen«, sagte er verlegen. »Nun, ich hatte jedenfalls während meiner Ausgrabungen in der Nähe des Kanalkomplexes von Thoth-Nepenthes, südlich von Isidis Regio, das Glück, einen wahren Schatz von Artefakten der Späten Dynastie zu finden, darunter auch einige subelektronische Gegenstände der Frühen Technologie …«
    Ich hob fragend die Brauen. »In der Nähe von Thoth-Nepenthes? Schwer vorzustellen. Die Neun Nationen sind erst lange nach der Späten Periode in den Norden des Mare Tyrrhenum gekommen, wenigstens berichten ihre Sagen das …«
    Er schüttelte hilflos den Kopf. »Ich weiß! Das macht es ja so unwahrscheinlich – aber es gibt nicht den leisesten Zweifel hinsichtlich der Zeitperiode. Warten Sie, das eigentlich Wichtige habe ich Ihnen noch gar nicht gesagt …« Doktor Keresnys Stimme zitterte fast vor Erregung.
    »Der wichtigste Fund von allen war eine klare, präzise Ortsangabe der Verlorenen Stadt von Ilionis! « erklärte er.
    Er verstummte, und alle drei musterten mein Gesicht. Sie wollten meine Reaktion sehen.
    Und ich lachte!
    Ich hatte seit Jahren nicht mehr so gelacht, so herzhaft, so laut, ohne jede Zurückhaltung – und ohne Bitterkeit. Ich lachte, bis mir die Tränen über das Gesicht rannen. Doktor Keresny sah mich verblüfft und mit aufgerissenem Mund an. Dem blonden Mädchen schien mein unkultivierter Gefühlsausbruch Schmerzen zu bereiten. Konstantin Bolgov blickte finster, und seine großen Hände verkrampften sich zu Fäusten. Ich konnte einfach nicht anders … Ilionis, das sagenhafte Ilionis, die untergegangene legendäre Schatzstadt des Alten Mars, das Ziel eines jeden Prospektors, Schatzjägers, Glücksritters und Abenteurers, der je aus einer Satellitenshuttle von der Deimos-Station stieg! Das war herrlich. In den Kneipen und Hintergassen von Sun Lake City und Yeolarn und Syrtis gab es bestimmt fünfzigtausend solcher Schatzkarten. Und jede einzelne zeigt den Weg zur Verlorenen Stadt. Jeder versoffene Tramp in den Kneipen der zwölf Kolonien hat seinen speziellen unfehlbaren Hinweis auf die Verlorene Stadt, den er für ein paar Becher feurigen Chardakas preisgibt. Trotz all seiner Gelehrsamkeit war der gute Doktor ebenso leichtgläubig wie der grünste Tourist, der zum ersten Mal den Mars besucht und gerade seinen Trans-Planet-Liner verlassen hat. Wahrscheinlich war er noch nicht einmal bis zu seinem Hotel gekommen, ehe man ihm die erste wahre, exakte Landkarte aus der Alten Hochdynastie angeboten hatte, die das Versteck der lange verschollenen Stadt der Schätze offenbarte!
    Mein Lachen klang in einem leisen Glucksen aus. Der alte Mann musterte mich etwas schockiert, und ich wischte mir die Tränen aus den Augen. Ich war gerade im Begriff, etwas sehr Endgültiges zu sagen, um dann zu meiner Wohnung zurückzuschlurfen, als Bolgov es tat.
    Er stieß seinen Stuhl zurück und schickte sich an, aufzustehen. Seine heißen, schwarzen Augen
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