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Kairos (German Edition)

Kairos (German Edition)

Titel: Kairos (German Edition)
Autoren: Christian Gallo
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nicht uninteressiert.
    [Es scheint irgend etwas zu planen.] Doria schien angestrengt ins unfaßbare Innere der
Gaia
zu horchen. Niemand konnte nachvollziehen, was sie vernahm. Sie selbst schien auch ratlos. [Irgend etwas geht da vor sich.]
    In Alain erblühte eine erste zarte Blume der Verunsicherung. [Wie kann es sein, daß du selbst auch nicht weißt, was das Schiff vorhat – welche wundersame Magie es wirkt. Ich dachte, unsere Pilotin sei eins damit.]
    [Ich bin ein Teil dessen. In gewisser Weise. Das Schiff scheint mich dafür zum Fliegen zu brauchen. Es bedient sich meiner neuronalen Strukturen, meiner Sinne. Aber zugleich handelt es auch völlig unabhängig von mir.]
    [Ist das jetzt wichtig?] wollte Corey wissen. Er verstand überhaupt nichts. Die beiden gleich starken, sich überlagernden Grundströme an diesem Ort, im Schiffsinneren, in
seinem
Inneren, ließen ihn verwirrt im Dunkeln tappen, nervös vorpreschen, in ein scheinbares Licht, damit er mehr erführe. Große Unsicherheit kehrte die laute Seite seines Wesens heraus. [Das ist doch alles Blödsinn. Wohin verdammt fliegt dieses Ding mit uns?]
    Er schien damit bei Doria einen Nerv getroffen zu haben. Jedenfalls gab sie ihm ehrliche Antwort. [Ich weiß auch nicht. Es fliegt. Es navigiert.]
    [Es folgt einem Plan?] Das war Alain.
    [Ich kann es nur geschehen lassen und sehen, was passiert.]
    Dies ist gar kein Schiff, schoß es Corey durch den Kopf. Alle bekamen es mit. Sie empfingen seinen Gedanken, drehten und wendeten ihn in Rekordzeit und stimmten mit ihm überein. Auch die
Gaia
selbst nahm die Gedanken derer an Bord entgegen, ließ sie aber für sich stehen, unangetastet. Dies mochte das größte Mysterium aller Geheimnisse dieser Geschichte überhaupt sein: Wie konnte ein Sternenschiff allem Anschein nach neben einem Raumfahrzeug auch ein lebender Organismus, eine höhere Entitätsein. Das überstieg alles. Corey sah dieses Bild vor seinem Auge. Er konnte es nicht wegblinzeln. Es zeigte viele Tausende dieser Schiffe einem monströsen Schwarm gleich den Tiefen Raum durcheilen. Es war Eiko, die ihm das Bild dieser vielen, galaxisweiten Lichter, die Alain ›Blinker‹ genannt hatte, sandte.
Markierungen. Standortfunkfeuer.
    Oder andere Sternenschiffe.
    Doria Patrick, innerhalb einer vergangenen Sequenz, irgendwo in einer riesigen Halle:
Das Interessante ist: auf der Erde sind gleich mehrere davon.
    Blinker.
Sie sind überall. Hunderte allein in unserer Milchstraße.
    Corey sah Bals vor sich stehen, ohne daß der neue Präsident der Union ihn sehen konnte. Corey war anwesend, aber nicht da.
    Dann Doria Patrick, noch als einfache Pilotin:
Algol, Sharatan, Tucana. Sie sind aufgeblitzt, und dann wieder verblaßt. Wie eine Schweißflamme, der man den Sauerstoff abdreht.
    Und was hieß das jetzt wieder? [Und was heißt das jetzt?]
    Alain, in seiner Blase hängend, beschäftigte sich rastlos mit dieser Möglichkeit, mit der Konsequenz dessen, falls diese Möglichkeit zu der einzig zutreffenden Wahrheit würde: daß das, wofür die
Gaia
stand, von entscheidender Bedeutung für sie alle – und das der Umstand des Verschwindens all dieser Lichter von der Sternkarte ... vielleicht nichts Gutes bedeutete. Alain sog vor Schreck die Luft ein.
    Corey machte: [Aber...]
    [Wartet.] Doria, die nächste Stufe angespannter Vorfreude erklommen. [Es geht los.]
    [
Was
geht los?]
    [Das, Sternenforscher.]
    Wie aus verborgenen Schleusen strömte blau-weißes Licht in das Innere der
Gaia
. Es lief wie ein gebanntes Polarlicht mit allen möglichen Blautönen bänderartig zwischen den Lebenserhaltungsballons hin und her. Es durchdrang deren Hüllen, durchdrang auch die Personen in ihrem Inneren, und zerfaserte, desto tiefer es sank. Es strahlte mit einem sich ständig ändernden Glanz nach allen Seiten, sogar in den Weltraum hinaus, waberte, floß nach vorne und zog sich wieder zurück, wie eine Brandung aus belebtem Licht, die sich um die
Gaia
massierte. Und dieser Lichtschwall verlieh der Umgebung etwas von einem Unterwasserszenario; es war wie am Grund eines sonnendurchfluteten Swimmingpools.
    Enriqu, von dem man bislang nichts gehört hatte, sang jetzt ein rituelles Gebet.
    [Galdea, was geschieht hier?] Eiko suchte den Blick der Außerirdischen, die aber hatte die Augen zu und hing reglos in ihrer Blase.
    [Galdea!] Keine Antwort. [Stimmt es? Was ist die
Gaia
? Welche Rollen spielen wir wirklich?] Das war ein neuer Punkt. Auch er blieb seitens der Som´ai ungeklärt. Eiko wandte
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