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Kairos (German Edition)

Kairos (German Edition)

Titel: Kairos (German Edition)
Autoren: Christian Gallo
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Stützpfeiler regneten auf die Shumgona herab. Der Ovoid sauste über das in Flammen stehende Gelände hinweg, vorbei an den vielen Skulls, den inzwischen gelandeten Dornenschiffen und auch vorbei an den letzten lebenden Terramenschen an diesem Ort, dann weiter hinauf in Richtung Wolken. Unter ihnen wurde alles rasend schnell kleiner. Die einander überlagernden H- und X-Gebilde der Start- und Landebahnen waren kaum noch zu sehen. Die
Gaia
flog völlig lautlos und mit einer unglaublichen Manövrierfähigkeit. In einem Spiralkurs durchpflügte sie die Luftschichten, immer höher hinauf. Im Inneren war nichts davon zu spüren. Das Schiff flog so präzise wie auf einem Paradeflug und unverrückbar wie ein Zug auf einem Schienenstrang. Es gab keinen Überschallknall und keine Schockwelle, wie sie jedes Objekt mit solch großer Geschwindigkeit in geringer Höhe abgeben müßte. Auf den Luftkontrollmonitoren von Lyon sah man keine Spur von ihm, keine optische, thermische oder sonst irgendeine, und es gab auch kein Radarecho. Auf seinem Flug schwenkte es auf einen südlichen Kurs ein, Richtung Nordafrika, während seine Geschwindigkeit exponentiell wuchs.
    Corey sah Zirruswolken vorbeiwehen und zurückbleiben. Dann war der Erdmond in einer geschwollenen Viertelphase zu sehen. Die Rundumsicht erinnerte ihn an die 3-D-Bildqualität eines Kinos mit Stereoskopie und Cinemascope, und zugleich haftete dem Bilderrausch nichts Gewöhnliches oder nur Irdisches mehr an.
    Weiter hinauf. Weitere Wolkenfelder rauschten vorbei. Der Himmel war purpurn und dämmerig. Drunten, wo er das Meer berührte, krümmte sich der Horizont. Dann: zuerst das Glimmen ferner Sterne, dann waren sie im Weltraum und schon inmitten dieser Sterne.
    Unendlichkeit umfing sie. Der Kosmos dehnte sich nach überall aus. Alain atmete bedächtig ein. Endlich war er Teil all dessen, was zu huldigen er sich ein Leben lang vorgenommen hatte. Das für ihn größte Abenteuer, ein Dialog mit dem Universum, begann. Vor ihm lag eine neue Dimension, im Licht der Sterne scheinbar grenzenlos. Er sah Eiko in ihrer Blase schweben. Sie hing bewegungslos vor der rotierenden Milchstraße, für ihn ein Anblick heiliger Salbung, Vorsehung und rauschender Festlichkeit. Sie winkte ihm lächelnd zu. Ihr Lächeln war weniger glücklich, vielmehr von erlesener Erhabenheit. Alain sah in diesem Augenblick etwas Göttliches in ihrem Gesicht aufblitzen.
    [Dort. Da ist es.]
    Auf Dorias Worte hin blickten alle in eine bestimmte Richtung und sahen das Mutterschiff der Shumgona über der Erde schweben. Das Widerleuchten des Planeten ließ es wie den Mond erglühen. Es war gigantisch. Sein Durchmesser maß mindestens fünfzig Kilometer. Und sein Äußeres war so unheilverkündend wie nichts zuvor, was man je gesehen hatte.
    [
Mon dieu
, das Ding ist ja riesig.]
    [Ja.] Eiko. [Es ist so unglaublich groß und so ... unheilvoll.] Und nach einer kurzen Pause: [Fühlst du es denn nicht?]
    [Ich weiß genau, was du meinst, Liebes.]
    Alain sah weiter hin. Das Schiff von der Form eines gigantischen Pilzhutes mit einem abwärts ragenden Stiel hing bewegungslos über der Erde. Lichter, fahl und lindgrün, erhellten und verbargen das Objekt zu gleichen Teilen. Alain sah die unebene Außenseite, die Auswüchse, Würfel und Kappen, und sah ebenso die vielen Schatten dazwischen.
    [
Shizz
, ist es das, wofür ich es halte?] Corey, der mit aufgerissenen Augen das Basisschiff betrachtete. [Das kann es doch nicht geben!]
    Eiko: [Dort, an diesem Stiel, oder was immer es ist. Diese klobigen Gebilde am unteren Ende. Das sind...]
    [Weitere Dornenschiffe. Sogar eine ganze Menge davon.] Dorias Stimme klang gepreßt. Irgend etwas schien sie sehr anzustrengen. Vermutlich, argwöhnte Alain, die mentale Verbindung mit dem Schiff.
    [Doria, ist alles in Ordnung bei dir?] fragte Eiko.
    [Nein, natürlich nicht. Nichts ist in Ordnung.]
    Sie hatte ja Recht. Selbst Alain mußte ihr zustimmen.
    [Wartet.] Dorias Gedanke, alarmiert, noch immer angespannt.
    Eiko wollte wissen, was los wäre.
    Doria: [Irgend etwas ... passiert. Es ist das Schiff.] Zunächst hatte sie sehr unsicher geklungen. Mit der Zeit gewann sie selbst an Einsicht, wobei den anderen nicht klar war, worum es ihr ging. Sie sandte: [Ich weiß auch nicht, aber es teilt mir irgend etwas mit, das ich aber nicht recht deuten kann.]
    [Nun drück dich doch mal klarer aus!]
    Eiko gegenüber schien ihre Geduld strapazierfähiger zu sein. Alain registrierte es, nebenbei, aber
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