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Kain

Kain

Titel: Kain
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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das?«
    »Jung und Alt. Die waren von ihm fasziniert. Die hörten ihm zu. Sie gingen mit, wenn er anfing zu spielen und seine Stimme so variantenreich einsetzte. Hin und wieder spielte er den Teufel, dann war er gefährlich. Aber er konnte auch den netten und lieben Menschen spielen.«
    Ich nickte ihr zu. »Das hatten wir uns fast gedacht. Tatsächlich aber hörte er auf den Teufel.«
    »Dazu kann ich nichts sagen.« Sie schüttelte den Kopf und trank ihre Teetasse leer.
    Auch Suko und ich hatten uns für Tee entschieden. Er schmeckte uns beiden nicht, aber wir hatten etwas Warmes im Magen, denn draußen war das Wetter nicht eben ideal.
    Es war windig. Es regnete hin und wieder. Dann wuchteten die Schauer auf die Stadt London nieder und brachten auch die ersten Weihnachtsbäume ins Schwanken, die schon auf den verschiedenen Plätzen aufgestellt waren.
    Emma Hill schaute auf die Uhr. »Haben Sie noch Fragen, meine Herren? Ich habe noch einen Termin mit meiner Schwester. Es geht da um einen neuen Job. Kann sein, dass ich ihn bekomme.«
    Ich winkte mit beiden Händen ab. »Kein Problem, gehen Sie ruhig. Sollten wir Fragen haben, werden wir uns bei Ihnen melden.«
    »Danke, das ist nett.« Sie stützte ihre Hände auf die Tischplatte, erhob sich aber noch nicht. »Es ist schon seltsam«, sagte sie, »da arbeitet man über Jahre hinweg mit einem Menschen zusammen. Man denkt, dass man viel von ihm weiß, und dann kommt plötzlich ein Hammerschlag, der einen schon hart trifft.«
    »Das stimmt«, sagte ich.
    »Kennen Sie so etwas auch?«
    »Das kennt wohl jeder Mensch.«
    »Richtig.« Sie lächelte. »Jetzt will ich Sie nicht länger aufhalten, meine Herren. Sollte noch etwas sein, meine Anschrift haben Sie ja.«
    »Das stimmt.«
    Ein letztes Nicken noch, dann war sie weg. Suko und ich blieben allein zurück und schauten uns gegenseitig in die Gesichter. Ich sah es Suko an, dass er etwas auf dem Herzen hatte.
    »Los, rück schon damit heraus! Was hast du?«
    Er lächelte schief und meinte: »Glaubst du, dass der Fall des Puppenspielers damit ein Ende gefunden hat?«
    Ich nickte. »Vorläufig schon. Alles Weitere wird sich ergeben. Aber deshalb lasse ich mir keine grauen Haare wachsen, das kann ich dir versprechen …«
    ***
    Mark Sniper stand auf dem Fleck und atmete mit offenem Mund. Dabei blickte er nach unten und direkt hinein in das zerstörte Gesicht seines Bruders.
    Es sah furchtbar aus. Der Stein hatte ganze Arbeit geleistet, denn der Mörder hatte noch mehrmals zugeschlagen. Jetzt war er zufrieden. Er hatte es geschafft. Man konnte sagen, dass er die Aufnahmeprüfung hinter sich gelassen und bestanden hatte. Er gehörte jetzt zu einem bestimmten Kreis, auf den er nur stolz sein konnte. Irgendwann würde die Leiche gefunden werden, aber er musste nicht damit rechnen, dass eine Spur bis zu ihm führte. Wer glaubte schon an einen Brudermord?
    Aber er war wichtig. Sehr wichtig sogar, denn jetzt erst fühlte er sich frei genug, einen Namen anzunehmen. Es war der Name überhaupt. Er hatte ihn schon immer gemocht, aber er musste sich auch würdig erweisen, um ihn zu tragen.
    Der Name aus dem Alten Testament. Aus der Genesis und praktisch das erste Böse, was es in dieser Welt gegeben hatte.
    Jeder kannte ihn.
    Jeder wusste, was sich dahinter verbarg. Egal, ob nun gläubig oder ungläubig. Und es gab wohl keine Eltern, die ihren Sohn auf diesen Namen tauften.
    Auf KAIN!
    ***
    Kain hatte seinen Mordplatz verlassen und war zu Hause in den Wagen gestiegen, um sich auf den Weg zu einem bestimmten Ziel zu machen. Er freute sich, er war jetzt endgültig der Chef, denn das hatte er mit dem Mord an seinem Bruder bewiesen.
    Bevor er seinen toten Bruder verlassen hatte, da hatte er das schwarze Kreuz auf die Leiche gelegt. Und zwar umgekehrt, was für ihn sehr wichtig war, denn jetzt sollte jeder sehen, zu wem er gehörte.
    Er, der große Unbekannte. Er, der Mann, der dem Teufel dienen wollte und seine Prüfung bereits bestanden hatte. Sein Bruder Gordon war nur noch Geschichte, und ein schlechtes Gewissen hatte Kain beileibe nicht. Das würde er niemals haben, auch dann nicht, wenn er die weiteren Taten folgen ließ.
    Dabei sah er nicht aus wie ein Killer. Er machte eher einen harmlosen Eindruck. Das runde Gesicht mit dem rotblonden schütteren Haar. Der schmale Mund, der oft lächelte, und seine etwas rundliche Figur, die auf eine gewisse Gemütlichkeit schließen ließ.
    Diesen Eindruck machte er auf die Menschen, und er sprach
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