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Kain

Kain

Titel: Kain
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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Sie war mit einer Klappe verschlossen, die er nur anzuheben brauchte, um an den Inhalt heranzukommen.
    Das tat er jetzt.
    Gordon ließ er nicht aus den Augen, als seine Hand in der Stofftasche verschwand. Lange blieb sie nicht dort, sie war schnell wieder da, aber sie war nicht mehr leer.
    Sie hatte das hervorgeholt, was Marc die ganze Zeit über mit sich herumgeschleppt hatte.
    Jetzt hielt er den Gegenstand fest.
    Es war ein Stein!
    Ein dunkler Brocken, den er mit der Hand umfassen konnte. Kein glatt geschliffener Stein, sondern einer mit scharfen Kanten.
    Plötzlich fing Gordon an zu lachen. »Das – das – ist doch nicht dein Ernst?«
    »Doch! Wieso denn nicht?«
    »Aber du kannst nicht …«
    »Ich muss es sogar tun. Ja, ob du es nun glaubst oder nicht. Ich muss es tun. Ich werde dich steinigen, denn schon damals hatte Kain seinen Bruder Abel gesteinigt. Du kennst doch die Bibel. Du bist immer der Frommere von uns gewesen.«
    »Ja, ich weiß, ich kenne die Bibel. Aber – verdammt noch mal, reiß dich zusammen, Marc.«
    »Nenn mich Kain, Bruder.«
    »Schwachsinn. So heißt du nicht.«
    »Ich bin auf dem Weg!«, versprach Marc. »Ich bin wirklich auf dem direkten Weg.«
    Und dann schleuderte er den Stein, der Gordon Sniper mit voller Wucht oben an der Brust traf und zudem am Kinn entlang schrammte, wo er einen blutigen Streifen hinterließ.
    Der Getroffene heulte auf. Er taumelte zurück. Er fluchte. Er wehrte sich aber nicht und machte dann einen Fehler, als er zu schnell nach hinten ging und nicht mehr daran dachte, dass es noch die Treppe gab.
    Mit den Hacken stieß er gegen die Kante der untersten Stufe. Durch die Wucht verlor er das Gleichgewicht. Er kippte nach hinten und stürzte auf die Treppe. Seinen Rücken stieß er sich hart an den Kanten der Stufen, und der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen, sodass er kaum noch etwas erkennen konnte.
    Als sich das wieder geändert hatte, sah er seinen Bruder vor sich. Er wuchs wie eine mächtige Figur vor ihm auf. Den Arm hatte er in die Höhe gereckt, und wieder hielt er einen Stein in der Hand.
    Jetzt wusste Gordon Sniper, was das bedeutete. Es war die genaue Wurfposition, um seinen Kopf zu treffen. Noch besser gesagt, das Gesicht.
    »Marc – bitte – ich – ich – bitte dich. Das kannst du doch nicht machen.«
    »Ich muss es tun, Bruder. Ich muss es tun!« Ein Lachen folgte, bevor Marc Sniper den Stein mit Wucht nach unten schleuderte.
    Er traf haargenau das Gesicht!
    Dabei war ein schrecklicher Laut zu hören, der Marc aber nicht störte. Er wusste, dass er genau das Richtige getan hatte …
    ***
    Suko war mit mir in das Hospital gefahren, in dem ein besonderer Patient lag, auf den wir nur ein paar wenige Blicke geworfen und uns dann abgewandt hatten.
    Da war nichts zu machen.
    Gerald Pole, der teuflische Puppenspieler, lag in einem tiefen Koma, und niemand konnte sagen, wann er daraus wieder erwachen würde. Es konnten Tage sein, Wochen, Monate, Jahre oder auch gar nicht. Dass er irgendwann mal starb.
    Das wünschten wir uns nicht. Wir hätten ihr gern vernommen und mehr über seine teuflischen Puppen erfahren. Es war nicht möglich, und so mussten wir uns der Hoffnung hingeben, dass er irgendwann mal wieder aus seinem Zustand erwachte.
    Er hatte zwar in seinem Leben auf den Teufel gesetzt, aber jetzt hatte ihn der Teufel im Stich gelassen. Er brauchte ihn und seine Helfer, die Puppen, nicht mehr.
    Sie waren durch das Böse infiziert worden. Dafür hatte Pole gesorgt. Er hatte sich für den großen Herrn und Meister gehalten. Nicht mal seine Mitarbeitern Emma Hill hatte etwas davon gewusst und treu und brav ihren Job verrichtet.
    Mit ihr saßen wir in der Cafeteria zusammen, die zum Krankenhaus gehörte. Sie war in der unteren Etage untergebracht. Dass wir Emma Hill getroffen hatten, war ein Zufall.
    Jetzt saßen wir zusammen am Tisch und sprachen über den Puppenspieler.
    Emma erklärte uns glaubhaft, dass sie von dessen magischen Aktivitäten nichts gewusst hatte.
    »Das müssen Sie mir glauben. Pole war zudem ein Einzelgänger. Er machte alles mit sich selbst aus. Ich habe ein paar Mal versucht, an ihn heranzukommen, es war nicht möglich, er hatte sich mit einem viel zu dicken Panzer umgeben.«
    »Das glauben wir Ihnen gern«, sagte Suko und fragte weiter: »Wie haben Sie denn seine Aktivitäten gesehen?«
    »Na, positiv.«
    »Wie das?«
    »Ich mochte ihn und seine Art, wie er die Menschen auf seine Seite brachte.«
    »Wie meinen Sie
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