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Kain

Kain

Titel: Kain
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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und jetzt steckte er in der Schwärze, und zwar dort, wo sich das dunkelrote Zentrum befand.
    Dort malte er sich ab.
    Dort wurde er bewegt, und zwar so, als wäre er der Zeiger einer Uhr, der immer schneller über das Ziffernblatt lief. Er drehte sich, er kam nicht mehr weg. Er war in der Schwärze gefangen, und in seiner Nähe befand sich das Zentrum.
    Das holte ihn.
    Auch jetzt konnte ihm von außen her nicht geholfen werden. Der Teufel hatte ihn haben wollen und schluckte ihn. Suko und ich waren Zeugen. Wir sahen, was mit denen passierte, die sich im Zentrum befanden. Dort war so etwas wie das Höllenfeuer. Und das hielt Kain plötzlich umklammert. Es gab ihm keine Chance. Es hatte sich seinen gesamten Körper geholt. Nicht eine Stelle gab es, die nicht von der Glut berührt worden wäre.
    Kain verbrannte.
    Er verbrannte im Feuer der Hölle, aber das nutzte ihm auch nichts, denn tot ist tot.
    Als Letztes bekamen wir noch sein Gesicht zu sehen. Es zeigte einen Ausdruck des Schreckens und des nahenden Wahnsinns, und dann zerfiel es vor unseren Augen. Es löste sich einfach auf, wobei wir uns schwer taten, darin das Gesicht eines Menschen zu sehen, aber es war nun mal so.
    Der Körper verglühte.
    Wir hatten es gesehen, wie sicherlich auch noch andere Zeugen. Dazu zählte auch die Sängerin, die es nicht fassen konnte, die aufschrie, die wütend war, die losrennen wollte, um Kain zu folgen. Warum sie das tun wollte, war mir ein Rätsel.
    Suko war schneller. Er sprang vor und riss sie an sich. Zwar schrie sie auf, aber sie wurde von Suko praktisch ins Leben zurückgezerrt, während die Wand weiter nach vorn drang.
    Sie würde alles verschlingen, aber das konnte ich nicht zulassen. Es gab eine Waffe, vor der sich selbst der Teufel fürchtete, und die befand sich in meiner Hand.
    Ja, das war so.
    Ich hob die Hand mit dem Kreuz an und ging auf die Wand zu. Noch hielt ich das Kreuz verdeckt, aber ich war von der anderen Seite bereits gesehen worden.
    Ich hörte die Stimme.
    »Hallo, John, du hast es nicht geschafft. Du kannst ihn nicht mehr retten. Gesehen?«
    »Ja, er wusste, was er tat. Und ich weiß es auch. Deine Welt ist woanders. Verschwinde.«
    »Warum? Ich habe doch …«
    Ich ließ ihn nicht ausreden. »Darum«, erwiderte ich und gab mein Kreuz frei.
    Zugleich ging ich den letzten Schritt hinein in die schwarze Wand mit dem roten Zentrum.
    Ich hörte einen Schrei. Hass, Wut, Zorn – das alles vereinigte sich darin. Der Teufel war mit dem konfrontiert worden, das er am meisten hasste und gegen das er nicht ankam.
    Mit dem Kreuz!
    Es hatte den Tod überwunden, es hatte die Menschen frei werden lassen, es hatte eine Weltreligion erschaffen, und es hatte das Böse überwunden.
    Der Teufel hasste es. Der Teufel war nicht stärker in der direkten Konfrontation so wie hier. Er musste sich zurückziehen, denn plötzlich war es sehr hell geworden.
    Kein normales Licht.
    Hier hatte die mächtige Kraft der weißen Magie gezeigt, wozu sie fähig ist. Die Dunkelheit verschwand ebenso wie das rote Zentrum. Ich stand da und hörte in meinen Ohren so etwas wie einen Abschied.
    »Es geht weiter, Sinclair, immer weiter.«
    »Und wann?«
    »Sei immer auf der Hut.«
    »Klar, du auch.« Ich lachte und konnte das Kreuz wegstecken. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich auf dem vorderen Teil der Bühne allein stand.
    Ich zählte die Augen nicht, die auf mich gerichtet waren, aber ich wusste, dass ich ein paar Worte sagen musste. Das Mikrofon lag nicht weit von mir entfernt auf dem Boden.
    Ich nahm es und wollte etwas sagen, als ich schnelle Schritte hörte. Es war ein Mitglied aus der Band. Der Mann mit der Glatze. Er war bleich im Gesicht und zitterte leicht.
    »Lassen Sie mich das machen.«
    »Okay. Und dann?«
    »Ich sage ihnen, dass unser Programm zu Ende ist und dass das letzte Stück eine tolle Nummer war.«
    »Und das wird geglaubt?«
    Er nickte. »Ich denke schon, denn manchmal ist es besser, wenn man etwas glaubt und nicht weiß.«
    »Ja, das stimmt.« Ich klopfte ihm auf die Schulter und übergab ihm das Mikro. Ab jetzt war ich aus dem Spiel. Und das tat mir ganz und gar nicht leid …
    ***
    ENDE
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