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Kain

Kain

Titel: Kain
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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leuchtete hinunter. Wasser tropfte ihm auf den Rücken. Im kalten Schein der Lampe glänzte Feuchtigkeit. Das Licht erreichte auch den Bereich jenseits der Treppe und fand sich auf den Oberflächen der Pfützen wieder.
    Hätte sich jemand dort unten aufgehalten, wäre er zumindest jetzt aufmerksam gemacht worden. Aber es war keiner dort unten, und so musste sich Marc Sniper etwas gedulden.
    Er hatte den Keller als Treffpunkt vorgeschlagen, weil man dort ungestört war. In der Oberwelt hätte es unter Umständen Zeugen gegeben, aber hier unten war eine andere Welt. Da traute sich niemand hin.
    Marc Sniper ging die Stufen hinab. Am Anfang musste er sich ducken, um nicht gegen die Decke zu stoßen. Später konnte er sich aufrichten und ging den Rest.
    Vor der letzten Stufe sah er die große Pfütze. Er übersprang sie an der Seite, gelangte aufs Trockene und leuchtete die Umgebung ab.
    Er befand sich im Keller eines Hauses. Er sah Türen, von denen einige geschlossen, andere geöffnet waren. Auch Abfall lag noch in den Räumen, die nicht alle geleert worden waren. Es stank nach Verwesung und nach feuchten Steinen.
    Sniper wartete. Er schaltete seine Lampe aus und richtete sich auf. In der Ruhe lag bei ihm die Kraft, und er musste zugeben, dass es in seiner Umgebung ruhig war. Es gab nichts, was ihn störte. Ab und zu glaubte er, einen kleinen Schatten vorbeihuschen zu sehen. Das waren fette Ratten.
    Er stellte sich so hin, dass er die Stufen der Treppe hoch schauen konnte. Irgendwann musste er kommen. Das hatte er versprochen. Und Gordon hielt, was er versprach.
    Wer lange am Ende der Treppe in diesem alten Keller stand, der konnte den Eindruck gewinnen, dass es still war. Der hörte die Nebengeräusche nicht, und so erging es auch Marc Sniper. Um ihn herum war es still, aber woanders nicht.
    Er zuckte zusammen, denn er hatte etwas gehört. Ein Schauer rann über seinen Rücken. Für einen Moment stellte er sich auf die Zehenspitzen. Sein Gesicht war zur Treppe gewandt, und er war sicher, dass er dort bald diejenige Person sah, auf die er wartete.
    Und sie kam.
    Er hörte das typische Geräusch von Schritten, wenn Sohlen über den Boden schleiften. Sekunden später sah er den ersten Beweis, denn es erschienen die Schuhe und er sah auch einen Teil der Beine, was bald mehr wurde, als der Ankömmling die Treppe herab kam.
    »Ich bin schon da, mein Lieber«, sagte Marc Sniper.
    »Sehr gut.«
    »Und du hast dich mal wieder verspätet.«
    Der Mann auf der Treppe lachte. Er blieb sogar für einen Moment stehen. »Ist das so schlimm?«
    »Nein, aber typisch.«
    »Jeder Mensch ist eben anders.«
    »Klar.« Marc Sniper kicherte. »Wichtig ist nur, dass wir uns hier treffen.«
    Der Ankömmling erwiderte nichts. Er ging auch den Rest der Treppe und blieb schließlich vor Marc Sniper stehen.
    »Und jetzt?«
    Sniper grinste und sagte nur zwei Worte zur Begrüßung.
    »Hallo, Bruder …«
    ***
    Mehr brauchte er nicht zu sagen. Er hörte dann ein Lachen. Danach fragte er: »Du siehst mich noch als deinen Bruder an?«
    »Ja, warum nicht, Marc?«
    »Weil wir doch so unterschiedlich sind. Wir sind verschiedene Wege gegangen.«
    »Und das wird auch so bleiben«, sagte Gordon, ein Mann mit hagerem Gesicht und kalten Augen.
    »Klar, alles im grünen Bereich.«
    »Okay, und warum stehen wir hier? Weshalb wolltest du mich hier in dieser Umgebung treffen?«
    »Das ist ganz einfach. Ich möchte, dass wir ungestört sind.«
    »Aha. Ist das wichtig?«
    »Für mich schon.«
    Gordon Sniper verengte die Augen. »Was hast du dir jetzt schon wieder ausgedacht? Du weißt, dass ich mit deinen Geschäften nichts zu tun haben will. Wir sind zwar Brüder, aber auch sehr verschieden. Schon dieses konspirative Treffen ist eigentlich unmöglich und geht mir gegen den Strich.«
    »Das kann ich verstehen. Aber es musste sein.«
    »Und warum?«
    Marc räusperte sich und legte den Kopf schief. Dabei grinste er und meinte: »Es ist dir doch auch recht, wenn wir uns an einer solchen Stelle treffen. Es wäre nicht gut für dich, wenn man dich mit deinem missratenen Bruder sieht.«
    »Schon.«
    »Sagte ich doch.«
    »Und was willst du damit erreichen?«, fragte Gordon.
    »Ganz einfach. Ich habe vor, mit dir über deine Zukunft zu reden.«
    Gordon Sniper öffnete von lauter Staunen den Mund und klappte ihn auch nicht wieder zu.
    »Hast du gehört?«
    »Ja, Marc, das habe ich. Ich kann mich nur darüber wundern, dass meine Zukunft dich plötzlich interessiert.«
    »So
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