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Kain

Kain

Titel: Kain
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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von der Seite her auf die Bühne.
    Die ersten Ansagen und auch die Beifallsstürme waren vorbei. Jetzt ging es endlich zur Sache, aber Marc Sniper griff zu keinem Instrument. Er würde wohl nur singen.
    Es gab jetzt keinen, der noch nervig herumlief. Auch die Männer im hinteren Bereich blieben jetzt still. Zwei Frauen waren ebenfalls dabei. Ihre Blicke hingen an den Lippen des Sängers.
    Suko stand neben mir und flüsterte mir ins Ohr. »Wie siehst du die Dinge?«
    »Was meinst du?«
    »Ich denke da an unseren Freund.«
    »Asmodis?«, fragte ich.
    »Genau.«
    »Was soll mit ihm sein?«
    Suko rückte mit der Antwort heraus. »Ich kann mir irgendwie vorstellen, dass er hier mitmischt. Einer wie er ist immer für Überraschungen gut.«
    »Möglich. Aber hast du ihn gesehen?«
    Suko schüttelte den Kopf.
    »Und ich habe auch nichts von ihm gehört und auch nichts in dieser Richtung gespürt.«
    »Du meinst damit dein Kreuz?«
    »Genau. Still ruht der See. Nichts, aber auch gar nichts hat sich gemeldet.«
    »Warten wir es ab.«
    Das mussten wir sowieso. Ich hatte den Sänger gut im Blick, und ich fragte mich, ob ein Mann wie er wirklich ein mehrfacher Mörder war.
    Er sang.
    Und er sang gut.
    Seine Stimme blieb nicht nur in einer Lage. Die konnte auch wechseln, und er fing an, von der Geburt zu singen, um dann hinein in das kalte Leben gestoßen zu werden.
    Als er so weit war, da brachte sich auch Liane ein. Ihre Stimme war ein Erlebnis. Volle Töne, die an den Klang von alten Glocken erinnerten.
    Ich war fasziniert, und nicht nur ich, auch die Zuhörer in meiner Nähe und natürlich diejenigen, die im Zelt standen und gekommen waren, um die Gruppe zu hören.
    Den Text sang er. Die Blonde gab die Untermalung. Sie ließ die Stimme mal leiser, mal lauter erklingen, und vom Text her näherte sich Kain dem Tod.
    Seine Stimme sackte ab. Auch die der Sängerin wurde leiser, aber sie blieben noch zu hören und sie schwebten hinein in die Welt über den Köpfen der Zuschauer.
    Der Text näherte sich dem Ende. Und dann war es so weit. Das letzte Wort war gesungen worden, und die Welt hier schien für einen Moment den Atem anzuhalten.
    Dann brandete der Beifall los. Er war wie ein Orkan, an dem auch Suko und ich uns beteiligten. Die Schreie, die Pfiffe, das alles gehörte dazu, und die Akteure verbeugten sich.
    Eine Frage stellte sich mir. Stand jemand, der sein Metier so perfekt beherrschte, wirklich im Dienste der Hölle oder betete den Teufel an?
    Ich konnte es mir kaum vorstellen, wobei wir auf der anderen Seite schon oft Dinge erlebt hatten, die harmlos aussahen und sich dann als wahre Brandbomben entpuppt hatten.
    Beide genossen den Beifall, der nicht aufhören wollte. Es wurde auch getrampelt, das Zelt bebte, und ich schaute mich in meiner unmittelbaren Umgebung um. Ich konnte die Zuschauer in der ersten Reihe sehen, die allesamt mehr als begeistert waren.
    Johnny Conolly entdeckte ich nicht unter den Gästen, ich hoffte nur, dass er sich zusammenriss und nicht versuchte, die Mitglieder der Gruppe zu provozieren, nur weil er uns gesehen hatte.
    Es wurde leiser, und dann so leise, dass wir uns wieder normal unterhalten konnten. Dennoch rückte Suko nahe an mich heran, als er fragte: »Und? Wie siehst du die Dinge?«
    »Bis jetzt ist noch nichts passiert, was uns zum Eingreifen hätte zwingen müssen.«
    »Toll ausgedrückt.«
    Ich grinste. »Aber es geht weiter.«
    »Das glaube ich auch. Irgendwann muss sich ihr wahres Ego zeigen, wenn sie auf der anderen Seite stehen.«
    »Kann sein.«
    »Dann warten wir noch?«
    Ich nickte Suko zu. »Das ist besser so. Hier haben sie alle Chancen, dem Teufel oder den Kräften der Hölle zu zeigen, wer sie sind. Das wird noch kommen.«
    Suko war einverstanden. Uns ging es im Wesentlichen um den Anführer Marc Sniper, der sich Kain nannte. Er war wichtig, und seine Sängerin war es auch, denn sie hielt sich an seiner Seite auf, und wir sahen, dass sie in den Hintergrund abtauchten und von der Bühne verschwinden wollten.
    »John, die ziehen sich zurück.«
    »Das sehe ich.«
    »Und?«
    »Wir teilen uns auf.« Den Vorschlag hatte ich kaum ausgesprochen, als ich Suko schon allein ließ.
    Inzwischen spielte die Band. Die Sängerin hatte Pause. Sie und Kain waren nicht mehr zu sehen, und ich beeilte mich, den Raum hinter der Bühne zu erreichen.
    Ich ging von der Seite her auf ihn zu. Und erst jetzt sah ich den langen Vorhang, der eine dunkle Fläche bildete und bis zum Boden reichte.
    Durch die
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