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Kain

Kain

Titel: Kain
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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war. Suko kam mir entgegen. Er schaute mich an und schüttelte den Kopf. Wir mussten laut sprechen, um die Musik und auch das Klatschen und Pfeifen der Zuschauer zu übertönen.
    Die Schulter schmerzte mir, das Kinn auch ein wenig.
    »He, was war los?«, fragte mein Freund.
    Ich winkte ab. »Die beiden haben mich überrascht.«
    »Das dachte ich mir. Sie huschten schnell an mir vorbei, um auf die Bühne zu kommen.«
    »Gut. Dann sind sie nicht geflohen.«
    »Nein, das nicht. Die Show muss weitergehen.«
    »Bei uns auch.«
    »Womit hast du sie denn so gereizt?«
    Ich unterdrückte ein Lachen. »Da ging es um den Teufel. Als ich ihn erwähnte, drehten sie durch.«
    »Okay. Und was jetzt?«
    »Schauen wir uns die Show an. Vielleicht können wir dort eingreifen. Oder müssen es.«
    »Gut.«
    Für mich stand eines zweifelsohne fest. Noch mal würde ich mich nicht überraschen lassen …
    ***
    Es war nicht völlig still geworden, aber schon recht ruhig, denn die nächste Nummer musste noch auf sich warten. Und die wollten Kain und Liane durchziehen.
    Suko und ich hatten wieder unsere alten Plätze eingenommen, von denen aus wir gut beobachten konnten. Wir waren auf die beiden gespannt. Vor allen Dingen darauf, ob sie sich anders gaben oder den Vorfall mit mir weggesteckt hatten. Wenn sie Profis waren, ließen sie sich nichts anmerken.
    Die Musiker hatten sich wieder in den Hintergrund verzogen. Kain und Liane beherrschten die Bühne, und der Killer bewegte sich, als würde ihm die Umgebung gehören.
    Er sprach zu den Fans, die ruhig geworden waren. Sie warteten auf das, was ihnen der Mann zu sagen hatte.
    Er sprach von der Welt. Er sprach von einer Dualität. Auf der einen Seite das sogenannte Gute, auf der anderen das Böse. Und dann sagte er etwas, das Zweifel aufkommen lassen sollte.
    »Ist das Böse wirklich nur böse?«
    Keine Antwort.
    Er wiederholte die Frage und sprach diesmal lauter. »Ist das Böse nur böse?«
    »Nein!«, riefen einige zurück.
    »Ich höre nichts.«
    Es war genau die Anmache, die die Menge brauchte. Jetzt wollte fast jeder das Nein schreien, und es brandete dem Frager auf der Bühne entgegen.
    Genau das hatte Kain gewollt. Er stand da und grinste. Dann nickte er den Fans zu, dirigierte sie sogar und lauschte ihrem gebrüllten Nein.
    Liane war auch dabei. Nur blieb sie im Hintergrund stehen und schien abzuwarten.
    »Also nein!«, rief er, als es ruhiger geworden war.
    »Ja!«, brüllte die Masse.
    »Wofür ja? Für das Böse?«
    »Jaaa …!«
    Bei dieser Antwort schien ein Sturm losgebrochen zu sein. Die Fans waren zwar nicht wie von Sinnen, aber viel fehlte nicht mehr daran.
    Suko sprach mich an. Er musste schon laut reden, damit ich ihn überhaupt hören konnte.
    »Er hat die Menge im Griff.«
    »Ich weiß. Das ist schade.«
    »Was machen wir?«
    »Abwarten. Noch ist nichts passiert. Wenn es zu schlimm wird, dann stoppen wir ihn.«
    »Und wie?«
    »Wir lassen uns was einfallen.«
    Noch war ich optimistisch. Dennoch war ich besorgt. Wenn es Kain gelang, die Fans voll auf seine Seite zu ziehen, dann konnte er tun und lassen, was er wollte. Sie würden ihm folgen, was ich alles andere als gut fand.
    Wir hörten wieder zu und konnten Kain auch sehen, wie er sich auf der Bühne bewegte. Er ging hin und her und blieb dabei nicht stumm. Er redete.
    »Seien wir offen für alles. Für das, was viele Menschen das Böse nennen, was ich aber nicht so sehe. Ich glaube an den Teufel. Ich weiß, dass es ihn gibt. Er hat sich mir offenbart. Aber ist der Teufel böse? Nein, denn dann wäre ich ebenfalls böse und würde schlimme Dinge tun. Was mache ich tatsächlich? Ich singe. Ich habe eine Band gegründet. Ich texte und ich sehe zu, dass in meinen Texten manches zurechtgerückt wird. Das Böse, zum Beispiel. Wer sagt denn, dass zu ihm immer nur die grausamen Dinge gehören und das andere nur zur guten Seite. Ich will euch das Gegenteil beweisen und danach meinen Song singen.«
    Jetzt war jeder gespannt. Auch wir waren es. Wir schauten zu, wie Kain unter seine Jacke griff und etwas hervorholte, das er sekundenlang verdeckt hielt. Dann drehte er sich einmal um die Achse und zeigte, was er in der Hand hielt.
    Es war ein Kreuz!
    Ich kannte es, denn diese Kreuze waren auch bei den Toten gefunden worden.
    »Alles klar?«, fragte Suko.
    »Natürlich. Er will das Kreuz in den Schmutz ziehen. Er wird ihnen zeigen, wie leicht es ist, das Gute zu überwinden.«
    »Sollen wir ihn lassen?«
    »Hat er etwas Verbotenes
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