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Kain

Kain

Titel: Kain
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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folgte.
    Der Teufel wurde bejubelt. Er wurde besungen. Er wurde gelobt und in den Himmel gehoben. Bei ihm war der Himmel eben die Hölle, und mit dem Versprechen, alle Menschen zu bekommen, hörte der Song auf.
    Vorbei, aber noch nicht Schluss, denn jetzt musste Liane all den Beifall empfangen, was sie gern tat, denn sie verbeugte sich immer und immer wieder.
    Auch Kain klatschte ihr Beifall, während er auf sie zuging und dann an einer bestimmten Stelle stehen blieb. Die Show musste weiterlaufen, das wussten auch die Zuschauer, und deshalb sorgten sie auch für Ruhe.
    Danach waren wieder die Musiker an der Reihe. Sie spielten sanft, sie störten auch nicht, als Kain zum Mikrofon griff und die neue Botschaft verkündete.
    »Bisher habe ich euch immer nur vom Teufel erzählt. Ihr könnt es glauben oder nicht. Aber ich bin auch hier, um euch zu überzeugen, dass es ihn gibt. Ja, es gibt ihn. Er hat sich mir gezeigt. Ich habe mit ihm gesprochen. Ich habe mit ihm so etwas wie einen Vertrag geschlossen, den er einhalten will. Auch ich habe meinen Vertrag eingehalten und ihn euch näher gebracht. Aber er weiß auch, dass Menschen schwer zu überzeugen sind, und so habe ich ihn überreden können, sich euch zu zeigen.« Kain lachte. »Ist das was?«
    Er erhielt keine Antwort. Die Zuschauer waren so perplex, dass sie nichts sagen konnten.
    Er schwang sein Mikro. »He, ich will wissen, ob das etwas ist? Wollt ihr ihn sehen?«
    »Ja!«
    »Super! Soll er herkommen?«
    »Wir wollen ihn!«, schallte es zur Bühne hoch.
    »Wann?«
    »Jetzt! Jetzt! Jetzt! Zeig ihn uns. Zeig uns den Teufel, damit wir an ihn glauben können!«
    Es war verrückt. Wir hatten alles gehört. Das war der reine Wahnsinn. Hier schaffte es ein Sänger, seine Zuhörer in Richtung Teufel zu bewegen.
    »Und?«, fragte Suko.
    »Ich denke, dass es Zeit wird.«
    »Gut. Aber nicht jetzt – oder?«
    Ich lächelte. »Genau. Wir werden den richtigen Zeitpunkt abwarten. Und das kann nicht mehr lange dauern.«
    Draußen war es inzwischen längst dunkel. Die Zuschauer standen auch so ziemlich im Dunkeln. Nur die Bühne war in Licht getaucht, da war jede Einzelheit zu sehen, und Kain zog seine Show ab.
    Er ging mit schnellen Schritten von einer Seite zur anderen. Sein Mikro hielt er vor den Mund, damit er die Fans direkt ansprechen konnte und man ihn auch wirklich hörte.
    »Glaubt ihr mir?«, rief er.
    »Ja!«
    »Das ist gut. Glaubt ihr mir auch, dass ich euch den Teufel herbeischaffen kann? Dass ich ihn dazu gebracht habe, seine Hölle zu verlassen?«
    »Ja, wir glauben dir!«
    »Dann soll er kommen!«, brüllte Kain. Er stoppte seine Wanderung, warf die Arme in die Höhe und schüttelte seinen Körper vom Kopf bis zu den Füßen durch.
    Urplötzlich hörte er auf.
    Er stand starr.
    Er hielt den Mund offen, drehte sich nach links und deutete mit beiden Armen in eine bestimmte Richtung.
    »Da«, rief er laut und deutlich, »da ist der Teufel …«
    ***
    Genau den Satz hatten auch Suko und ich gehört. Wir hatten sowieso jedes Wort verstanden, was gesprochen worden war, und so konnte uns nichts mehr überraschen.
    Noch hatten wir den Teufel nicht gesehen, doch ich glaubte daran, dass er sich zeigen würde oder irgendjemand, der mit dem Teufel zu tun hatte. Keinesfalls würde die andere Seite ihren Günstling und Diener Kain im Stich lassen.
    Wo war er?
    Wir waren schon ein paar Schritte vorgegangen, um eine bessere Sicht zu haben. Auf der Bühne selbst standen wir noch nicht. Wer uns aus dem Publikum sehen wollte, der musste sich schon den Kopf verrenken.
    Kain war jetzt voll und ganz in seinem Element. Er zeigte noch immer nach vorn. Er wollte den Teufel locken, er wollte, dass er sich nicht blamierte, und die andere Seite tat ihm den Gefallen.
    Ich sah es nicht, aber ich spürte es. Plötzlich veränderte sich mein Kreuz. Von der Form her blieb es zwar gleich, aber es spürte die andere Macht, und sofort schickte es mir eine Warnung. Ich spürte die Hitze auf der Haut und zuckte leicht zusammen, was auch Suko nicht entgangen war.
    »Das Kreuz?«, flüsterte er.
    »Ja.«
    »Dann wollen wir mal.«
    »Nein, warte noch. Geh noch nicht ins Rampenlicht. Ich will ihn erst auf der Bühne sehen.«
    »Okay.«
    Ich kannte ihn. Wir hatten uns oft genug gegenübergestanden. Dann hatte ich ihn als Asmodis angesprochen und mit ihm ganz normal geredet.
    Wie war er jetzt?
    Ich kannte ihn ja. Er war auch ein Meister der Verkleidung und der Täuschung. Ich wusste aber auch, dass er gern
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