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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)
Autoren: Mortimer M. Müller
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Stamberger, leitender Meteorologe des Tages, und betrat das Büro. „Schon wieder so früh auf?“
    „Konnte nicht schlafen. Scheiß Föhn.“
    Andreas verzog einen Mundwinkel. Peter war eigentlich ein netter Kerl, nur manchmal ein bisschen zu direkt und nicht unbedingt ein optimistischer Zeitgenosse. Aber er war ein hervorragender Synoptiker; einer der Gründe, weshalb man ihn ins Team geholt hatte.
    Andreas legte seine Umhängetasche ab und ließ sich auf seinem Drehstuhl nieder. „In zwei Tagen ist der Spuk vorbei, dann gibt’s endlich Neuschnee.“
    „Föhn, Schnee, wer braucht denn das? Wie wär’ es zur Abwechslung mit einem stabilen Russlandhoch und grimmiger Kälte?“
    „Die Schigebiete jammern seit Tagen. Bis über eintausend Meter ist alles aper.“
    „Wozu gibt es Schneekanonen?“
    „Klappt nur, wenn es kalt genug ist.“
    „Eben, also brauchen wir russische Polarluft. Habe auf Facebook eine Gruppe gegründet: ‚Ein Hoch dem eisigen Russlandhoch!‘ Trittst du bei?“
    Andreas winkte ab und schaltete den Rechner ein. „Danke, aber du weißt, ich habe kein Profil auf Facebook. Außerdem ist mir Schnee lieber.“
    „Na dann. Magst du Kaffee?“ Peter deutete auf eine dampfende Kanne neben sich. „Vor fünf Minuten frisch aus der Maschine.“
    „Gern, den kann ich brauchen. Der Wecker hat mich heute Morgen aus dem Tiefschlaf gerissen.“
    „Du Glücklicher.“ Peter nahm die Brille von der Nase und begann sie zu putzen. „Ich wäre über nur eine Minute Tiefschlaf heilfroh gewesen.“
    „Sei nicht so wehleidig.“ Andreas nahm eine Tasse und warf einen flüchtigen Blick aus dem Fenster, hinter dem tiefste Nacht herrschte. „Dafür hast du keine Albträume.“
    „Schon wieder?“ Peter hielt im Brillenputzen inne. „Der Gewittersturm?“
    Verdammt
. Andreas verfluchte seine vorschnelle Wortmeldung. Kein gutes Thema, um den Morgen zu beginnen. Er nickte knapp und schenkte sich geräuschvoll Kaffee ein. „Immer dasselbe. Ich stehe am Abgrund, kann mich nicht regen, und das Unwetter rast genau auf mich zu.“
    „Hattest du den Traum schon vor deinem Studium? Ich meine, vielleicht …“
    „Ja, hatte ich. War sogar einer der Gründe, weshalb ich Meteorologie studieren wollte. Vielleicht habe ich gehofft, der Traum würde verschwinden, wenn ich die physikalischen Hintergründe verstehe.“
    „Ich weiß, ich wiederhole mich“, meinte Peter, „aber wäre es nicht sinnvoll, wenn …“
    Andreas schüttelte den Kopf. „Ich halte nichts von Psychotherapeuten. Und mit Medikamenten lasse ich mich schon gar nicht vollstopfen. Ist ja nur ein Traum.“
    „Träume können mehr Bedeutungen besitzen, als man glaubt. Verdrängte Erlebnisse aus der Kindheit, unbewusste Ängste, versteckte Neurosen.“
    „Wieso bist du nicht bei der Psychologie geblieben? Von der geistigen Unvollkommenheit des Menschen zur Unberechenbarkeit der Atmosphäre – ein studientechnisch beeindruckender Sinneswandel, finde ich.“
    Peter zuckte die Schultern. „Was weiß ich“, sagte er und warf einen konzentrierten Blick auf den Flachbildschirm vor sich. „Vielleicht, weil ich bei Föhn nie schlafen kann.“

Österreich, Wien, Alsergrund
Donnerstag, 4. Januar, 09:15 Uhr
    „Ruhe, habe ich gesagt!“
    Moritz und Samuel verschränkten schmollend die Arme, nur die Jüngste der Familie, die sechsjährige Samantha, war nicht gewillt, in ihrem Treiben innezuhalten, und hopste auf ihrem Stuhl auf und nieder.
    „Setz dich bitte hin, Samantha“, ermahnte Doris die Tochter und warf ihrem Mann einen Verständnis suchenden Blick zu.
Sie ist erst sechs
, wollte sie sagen.
Kinder sind nun mal lebhaft und voller Energie. Sie brauchen Freiraum zur Selbstentfaltung
. Das Blitzen in Ferdinands Augen blieb ihr nicht verborgen. Der elterliche Aufgabenbereich der Kindererziehung war ein heikles Thema; zu heikel, um genau zu sein. Und einer der Gründe für ihre zeitweilige Trennung vor einem Jahr.
    Samantha sah wohl ein, dass sie den Bogen nicht überspannen sollte, und setzte sich – griff aber sofort nach dem Löffel und stocherte lustlos im halb aufgegessenen Grießbrei herum.
    „Wir werden eine gemeinsame Entscheidung treffen“, sagte Ferdinand, als hätte es keine Unterbrechung gegeben. „Jeder darf nur eine Stimme abgeben. Zur Auswahl stehen ein Besuch bei Oma im Waldviertel, ein Schiwochenende in Kitzbühel …“
    Beide Hände Samanthas schnellten in die Höhe; mitsamt dem Löffel und einem Batzen Grießbrei, der in
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