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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)
Autoren: Mortimer M. Müller
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gezweifelt.
    „Einfach war es nicht“, erwiderte Matteo und rückte die Brille auf der Nase zurecht. „Aber ich konnte Emma davon überzeugen, dass es ihrer Gesundheit nicht abträglich sein würde, für ein paar Tage das Haus zu verlassen.“
    „Womit du völlig recht hast.“ Rüdiger klopfte Matteo auf die Schulter und hakte sich bei Emma unter. „Ich gebe zu, die Schneelage könnte besser sein, aber die Pisten sind ausgezeichnet präpariert. Herrlichster Firn und keine eisigen Stellen. Habe mich am Nachmittag selbst davon überzeugt.“ Er grinste. „Im ersten Stock ist ein Doppelzimmer für euch reserviert, Abendessen gibt es in zwei Stunden.“
    „Ausgezeichnet“, meinte Matteo. „Ich habe seit der Früh nichts gegessen.“
    „Es gibt Tiroler Kaspressknödelsuppe und Eiernockerl mit Salat. Als Nachspeise Kaiserschmarren mit Kompott und Schlagsahne.“
    „Schlagobers.“
    „Wie?“
    „In Österreich heißt Sahne Obers.“
    „Ach so.“
    „Matteo!“ Emmas Empörung war unüberhörbar. „Jetzt sind wir kaum fünf Minuten hier und schon …“
    „Lass ihn doch“, sagte Rüdiger gönnerhaft und zwinkerte ihr zu. „Es macht mir nichts aus, wenn ich meine reichlich vorhandene Unwissenheit ein wenig schmälern kann. Schlagobers also.“
    Emma begegnete Matteos Blick. Ein zufriedenes Glitzern lag in seinen Augen.
Siehst du
, meinte sie in ihnen zu lesen.
Ich habe dir doch gesagt, die Menschen wollen die Wahrheit erfahren
.
    Emma seufzte ergeben. Hoffentlich gingen die drei Tage rasch vorbei.

Seilbahn GmbH Kitzbühel, Besprechungsraum
Donnerstag, 4. Januar, 17:30 Uhr
    „Setzen, setzen“, sagte Franz Reiter und klopfte mit dem Laserpointer ungeduldig gegen seine Handfläche. „Die Bergung des Verletzten von Piste vierzig war eine Katastrophe. Unfallstelle schlecht abgesichert, dilettantischer Umgang mit dem Verwundeten, der Transport ins Tal viel zu langsam. Das wird dem Aufsichtsrat nicht gefallen.“ Wie üblich hielt sich Franz nicht mit einer Vorrede oder harmlosem Smalltalk auf. Wie üblich ließ er keine Rechtfertigung zu und brachte Wilhelm, den Leiter der Bergrettung, mit einer herrischen Geste zum Schweigen. „Mehrere Fahrgäste haben sich beschwert“, fuhr er im gleichen Tonfall fort, „dass in der Bergstation der Hahnenkammbahn kein Bediensteter anwesend war, als die Türen einer Kabine klemmten. Ab sofort Doppelbesetzung, bis die Ursache der Panne geklärt ist. Dann die Sache mit dem Betrunkenen: Wenn jemand mit einer Wodkaflasche in der Hand einen Sessellift besteigen will, hat man ihn, verdammt noch mal, davon abzuhalten. Und natürlich die Schließung von Piste zwanzig. Wir haben Hochsaison, da bleibt, zum Teufel,
jede
Piste geöffnet, und wenn wir den Schnee mit Schubkarren vom Großglockner holen müssen!“
    Franz legte eine Pause ein und warf jedem einzelnen Anwesenden einen bohrenden Blick zu, als wäre der so Zurechtgewiesene für sämtliche Verfehlungen des Tages verantwortlich.
    „Es darf doch nicht wahr sein“, polterte er weiter, „dass nichts mehr funktioniert, wenn ich zwei Tage außer Landes bin. Georg, ich bin enttäuscht von dir.“
    Georg Semmelweis war offizieller Stellvertreter des Betriebsleiters und inzwischen so tief in seinem Stuhl versunken, dass er einem kleinwüchsigen Männlein und nicht dem Zweimeterhünen ähnelte, der er eigentlich war.
    „Tut mir leid“, murmelte Georg, wagte es aber nicht, den stechenden Blick seines Vorgesetzten zu erwidern. „Ich war einfach überfordert. Der Besuch des russischen Finanzministers, die Sicherheitsüberprüfung, der Schneemangel, dazu die Umstellungen in der Marketingabteilung …“ Er schüttelte matt den Kopf.
    „Schwamm drüber“, sagte Franz, womit seinem geliebten Einstiegsthema
Anschiss und Vergebung
Genüge getan war. „Zuerst: Ich will, dass Piste zwanzig morgen früh wieder geöffnet ist. Wenn nötig, sollen die Arbeiter eine Extraschicht einlegen. Dann hat mich Benjamin darauf hingewiesen, dass der Notantrieb in der 3S-Bergstation noch immer nicht funktioniert. Maria, kannst du etwas dazu sagen?“
    Maria war die leitende Technikerin im Betrieb; sehr talentiert, mit feuerroten Haaren und unzähligen Sommersprossen im Gesicht. „Wenig“, gab sie zurück. „Wir haben ihn uns schon gestern Abend angesehen. Konnten nicht feststellen, woran es liegt.“
    Franz nickte knapp. „Ich will, dass der Reserveantrieb bis zum Wochenende läuft. Falls notwendig, wird jede Schraube einzeln
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