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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)
Autoren: Mortimer M. Müller
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aber lachte er schallend und knuffte Benjamin in die Seite. „Na schön, Benji, ich will dich nicht drängen“, sagte er. „Aber vielleicht gibt es etwas, dass dich zum Umdenken bewegt.“
    Benjamins Herz tat einen Sprung.
Oh nein

    „Natascha ist mit von der Partie“, sagte Sebastian grinsend. „Sie hat mich gefragt, ob du auch ins Fünferl kommst.“ Benjamin blickte zu Boden. Gefühle rangen in seinem Inneren, die er seit seiner Schulzeit für ausgestorben gehalten hatte.
Was soll das?
, grübelte er halb verzweifelt, halb verstimmt.
Habe ich mit vierzig noch immer nicht gelernt, meine Empfindungen unter Kontrolle zu halten?
    Sebastian trat einen Schritt auf Benjamin zu und flüsterte ihm ins Ohr: „Na, komm schon. Wir wissen doch beide, dass du etwas von Natascha willst. Und, so ganz im Vertrauen, sie auch von dir.“
    Das gab den Ausschlag.
    „Na schön“, sagte Benjamin. „Ich komme mit.“

Kitzbühel, Waldhofweg
Donnerstag, 4. Januar, 23:55 Uhr
    Er mochte Kitzbühel. Das lag einerseits an seiner Vorliebe für alpinen Wintersport, andererseits an dem außergewöhnlichen Charme der touristisch geprägten Kleinstadt. Vor allem aber strahlten Kitzbühel und seine Umgebung eine Aura von Sanftmut, Ruhe und Geborgenheit aus, der er sich nicht entziehen konnte. Dazu kam der fantastische Blick auf die Berge ringsum. Gerade jetzt, kurz vor der Geisterstunde mit dem aufstrebenden Halbmond – ein wahrhaft berauschender Eindruck.
    Zudem hatte er in Kitzbühel eine seiner Frauen kennengelernt. Ein junges Ding, Anfang zwanzig; sie war auf der Piste gestürzt, und er hatte ihr aufgeholfen, ein paar Worte mit ihr gewechselt, sie unauffällig verfolgt und ihr ein paar Tage später in einem Waldstück aufgelauert. Betäubt und gefesselt brachte er sie in eine Scheune im Schwarzwald. Es war ein – im wahrsten Sinne des Wortes – Mordsspaß. Sie war ausdauernd, eine Kämpfernatur, erst ganz zum Schluss verfiel sie dem Wahnsinn. Viermal kam er in ihr, seine bisherige Bestmarke. Soviel er wusste, hatten die Kriminalisten diesen Mord nicht einmal auf seine Fahnen geheftet, was wahrscheinlich daran lag, dass er nach getaner Arbeit die Scheune in Brand gesetzt hatte. Er legte den Kopf in den Nacken und wandte sich um die eigene Achse.
Der Mann vom Mond dreht sich um sich selbst, und die Sterne drehen sich um ihn. Er ist der Kreis, das Zentrum, die Vollendung
.
    Obwohl es erst gestern gewesen war, hatte er schon wieder Lust. Das war schlecht. Er wusste, wie wichtig ein ausreichender Zeitabstand war, selbst wenn die Toten erst nach Monaten gefunden wurden. Er musste vorsichtig sein. Vorsicht war das Um und Auf seiner Neigung. Klar – er war krank, ziemlich krank sogar, und niemand wusste das besser als er. Aber die gesamte Menschheit war ein Ameisenhaufen aus Verrückten, die Gesellschaft beherrscht von widersinnigen Normen, bodenloser Gier, Angst und Lügen. Er war nur ein Vollstrecker, ein Scharfrichter, geschaffen, um Lust und Schmerz zu einer gemeinsamen Perfektion zu führen. Geschaffen, um der Menschheit die eigene Verwundbarkeit, Unvollkommenheit und Krankheit vor Augen zu führen.
    Er wandte den Blick von den Sternen und trat den Rückweg an.
Vielleicht
, dachte er,
ergibt sich in den nächsten Tagen eine Gelegenheit
.

Innsbruck, Pradl
Freitag, 5. Januar, 04:00 Uhr
    Andreas starrte in die Nacht hinaus. Sie war klar und lau wie die vergangenen. Durch die späte – oder frühe – Stunde herrschte beeindruckende Ruhe, nur das sanfte Säuseln einer milden Brise und gelegentliches, fernes Motorengeräusch unterbrachen die Stille. Von irgendwo, vielleicht von einem anderen Balkon, drang Blütenduft an seine Nase. Sehr ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Das Lichtermeer der Stadt verblasste hier im achten Stockwerk, schien sich auf das Straßenniveau zu kauern wie ein ängstliches Tier. Diamanten blitzten vom Himmel. Hunderte, Tausende. Ein schwarzer Ozean, erfüllt mit den strahlenden Seelen träumender Menschen.
    Nur Andreas träumte nicht. Nicht mehr. Er war aus dem erholsamen Schlummer gerissen worden – durch einen Traum. Den Traum. Normalerweise vergingen ein, zwei Wochen, bis er ihn erneut durchleben musste. Diesmal nicht.
    Es war wie immer gewesen. Er stand am Abgrund einer steinernen Felswand mit gezackten, scharf geschnittenen Spitzen. Darunter ein See aus Dunkelheit, der mit Blicken nicht zu durchdringen war. Über ihm ein runder Vollmond, so hell, dass er die kärglich mit Bäumen bewachsene Landschaft
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