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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)
Autoren: Mortimer M. Müller
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beeindruckender Geschwindigkeit dem Plafond zustrebte und mit einem kaum hörbaren Klatschen an der Decke kleben blieb. Doris hoffte inständig, dass es Ferdinand nicht auffiel.
    „… oder ein Besuch der Therme in Bad Loipersdorf.“
    „Ich will zu Oma“, grollte Moritz und scharrte unruhig mit den Füßen am Boden.
    „Ich auch“, ergänzte Samuel, knuffte seinen Bruder in die Seite und deutete grinsend auf den Klumpen Grießbrei an der Decke, der sich allmählich zu lösen begann.
    „Ich würde gern Schi fahren gehen“, sagte Ferdinand und wandte sich seiner Frau zu. „Was ist mit dir?“
    Doris zögerte. Zwei erholsame Tage in der Therme würden ihr sicher guttun. Aber damit wäre es zu einer Pattsituation gekommen, neue Streitigkeiten unvermeidbar gewesen. Außerdem wollte Samantha in die Berge.
    „Schi fahren waren wir diesen Winter noch nicht. Bin dafür.“
    Moritz stöhnte auf, und Samuel warf eine zusammengeknüllte Serviette nach seiner kleinen Schwester, die sich jedoch auf halbem Weg auseinanderfaltete und mit einer eleganten Drehung in der Obstschüssel zu liegen kam.
    „Gut“, sagte Ferdinand und ignorierte das Stück Grießbrei, das in einer braunweiß aufspritzenden Fontäne in seinem Frühstückstee versank. „Wir fahren nach Tirol.“

Innsbruck, ZAMG, Wetterdienststelle
Donnerstag, 4. Januar, 09:45 Uhr
    „Sieh dir den aktuellen Lauf des Europäischen Wettervorhersagemodells an.“ Peter deutete auf den Monitor. „Vor der Bretagne, Freitagnacht.“
    „Nicht übel.“ Andreas nippte an seinem mittlerweile dritten Kaffee und strich sich über den gepflegten Vollbart. „Die Welle ist ziemlich flott unterwegs, sicher an die hundert Kilometer pro Stunde. Sieht nach einem Schnellläufer aus. Liegt auch südlicher als in der letzten Rechnung. Das war gestern noch nicht so drinnen.“
    „Es kommt noch dicker: Schau auf die Entwicklung bis Samstag früh. Da steht das Ding als voll entwickeltes Sturmtief an der Grenze zu Deutschland.“
    „Bemerkenswert. Ein Druckabfall von dreißig Hektopascal in kaum mehr als zwölf Stunden.“
    „Klassische Rapid Cyclogenesis“, warf Felix ein, der dritte diensthabende Meteorologe. „Das wird wohl ein Orkantief. Also hatte Henry Duvall tatsächlich recht.“
    „Henry wer?“
    „Ein Kanadier, der eine eigene Wetterseite betreibt. Teilweise sehr gewagte Prognosen, aber es ist direkt unheimlich, wie oft er richtig liegt. Er hat schon gestern Nachmittag geschrieben, dass wir uns am Wochenende auf einen Orkan einstellen müssen.“
    „Na ja, noch ist der Sturm nicht da. Mal sehen … Verlagerung der Zyklone quer über Mitteldeutschland … tiefster Druck unter neunhundertachtzig Hektopascal … markante Gradienten der Isobaren. Wie sieht es mit den Höhenwerten aus?“
    „Genau am left-exit des Jetstream“, erwiderte Peter. „Extreme positive Vorticity, quasi Idealposition für ein Sturmtief. In tausendfünfhundert Meter Seehöhe Samstagmittag über siebzig Knoten. Spätestens an der Kaltfront sind Orkanböen bis ganz herunter möglich.“
    „Was sagen die anderen Wettermodelle?“
    „Das GFS der Amerikaner hat die europäische Schiene übernommen. Rechnet sogar einen noch tieferen Kerndruck. Die Japaner sehen die Sache moderater, hier zieht das Tief nördlicher. Am gefährlichsten ist aber das UKMO der Engländer: Hat eine markante konvektive Zone an der Kaltfront drinnen – de facto also eine Gewitterlinie; bei dem Höhenwind könnte es damit selbst im Flachland Böen über hundertvierzig Stundenkilometer geben. So wie ich die Lage einschätze, wird es ab Samstagmittag auch in Tirol schweren Sturm geben – und das nicht nur auf den Bergen.“
    Andreas kniff die Augen zusammen und rieb mit seinen Fingerspitzen über die geschlossenen Lider. „In Ordnung“, sagte er und nahm einen weiteren Schluck Kaffee. „Geben wir eine Vorwarnung heraus.“

Kitzbühel, Sporthotel Schweizerhof
Donnerstag, 4. Januar, 17:00 Uhr
    „Ah, da seid ihr ja!“ Rüdiger trat ihnen freudestrahlend entgegen und schloss sie in die Arme. „Es freut mich, dass ihr euch doch dazu entschlossen habt, nach Kitzbühel zu kommen.“
    Emma musste sich beherrschen, um die sportlich schlanke Gestalt ihres Gegenübers nicht mit offenem Mund anzustarren. Rüdiger schien innerhalb weniger Tage um Jahre jünger geworden zu sein. Er wirkte nicht wie fünfundsechzig, ja nicht einmal wie sechzig. Hätte er behauptet, den Jungbrunnen entdeckt zu haben, Emma hätte keinen Augenblick daran
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