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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)
Autoren: Mortimer M. Müller
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Temperaturgegensätze ließen nichts Gutes erahnen. Und dann war da noch das Meer. Henry hatte schon immer den Zeichen im Wasser besondere Bedeutung beigemessen. Ein düsterer Schleier durchzog die Wogen, ein erregtes Murmeln tanzte über die Wellen, das mit dem Geräusch der Brandung mitschwang wie die schlecht gestimmte Saite einer Gitarre.
    Weniger als drei Tage
, dachte Henry, als er sich abwandte und gegen den heulenden Wind gelehnt den Heimweg antrat.
Europa steht ein schwerer Sturm bevor
.

München, Untergiesing-Harlaching
Mittwoch, 3. Januar, 16:00 Uhr
    „Hast du das heute Morgen ernst gemeint?“
    „Was denn?“
    „Dass du Schi fahren gehen möchtest.“
    „Ja, eigentlich schon. Ist eine Weile her, seit ich das letzte Mal auf der Piste gestanden bin. Außerdem waren wir erst ein einziges Mal zusammen Schi fahren. Das war Weihnachten vor einem Jahr, anlässlich unseres zweijährigen Jubiläums.“
    Sonja grinste. „Ach ja, richtig. Du wolltest am Gipfel ein Foto von uns machen und hattest die Kamera im Schnee verloren.“
    „Hey!“ Raphael kniff die Augenbrauen zusammen. „Wie du weißt, haben wir das Foto nachgeholt.“
    „Stimmt. Fotografiert von einem vorbeikommenden Österreicher, der das Bild mit deinem Handy geschossen hat. Nur waren wir so verwackelt und unscharf, dass wir wie zwei Kobolde mit Gesichts-OP ausgesehen haben.“
    Raphaels Mundwinkel wanderten nach oben. „Netter Vergleich, gefällt mir. Immerhin, das Wetter war doch traumhaft, oder?“
    „Ja. War das in Kufstein oder Kitzbühel? Ich verwechsle die beiden Orte immer.“
    „Kitzbühel. Ich kann mich erinnern, dass du die Rezeptionistin in unserem Hotel gefragt hast, was man hier in Kufstein alles erleben kann.“
    „Die hat ein ziemlich pikiertes Gesicht gemacht – und gemeint, man sollte nicht unter Alkoholeinfluss Schi fahren.“
    Sie lachten beide.
    Raphael nahm Sonja in den Arm und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich, mein Schatz“, sagte er.
    „Ich dich auch“, erwiderte sie und drückte sich fest an ihn.
    „Also magst du mit mir am Wochenende die Pisten unsicher machen?“
    „Wieder in Kitzbühel?“
    „Ja, wenn du willst.“
    „Gern. Mir hat es dort gefallen.“
    „Gut.“ Raphael nickte und strich Sonja über die schulterlangen Locken. „Dann machen wir das. Wir suchen uns ein günstiges Quartier und fahren Freitagabend hin. Und diesmal achte ich besser auf die Kamera, versprochen.“

Bayerischer Wald, Jagdhaus bei Arnbruck
Mittwoch, 3. Januar, 23:15 Uhr
    Sie hatte nicht mehr geschrien. Ein wenig enttäuschend, wie er fand. Nachdem er zum dritten Mal innerhalb einer Stunde in ihre blutige Muschi ejakuliert und dabei das Messer über ihre Brüste gezogen hatte, war sie ohnmächtig geworden. Selbst die doppelte Dosis seiner Spezialmischung – ein mit Amphetaminen und Kokain versetztes, intravenös verabreichtes Energiegetränk – war nicht stark genug, um sie wach zu halten. Ohne ihre Schreie verebbte das Lustgefühl, und er brachte die Sache rasch zu Ende. Immerhin. Sie hatte länger durchgehalten als die Letzte.
    Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Sämtliche Arbeitsspuren waren beseitigt, die Leiche so arrangiert wie die anderen – oder zumindest auf eine Weise, die einen Zusammenhang unverkennbar machte. Ein paar neue, makabre Details schienen ihm angebracht, um seiner Kreativität Genüge zu tun. Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen, als er an die Gesichter der Kriminalisten dachte, wenn sie irgendwann hier eintreffen sollten. Zweifellos würden sie sein bisheriges psychologisches Profil um den Zusatz „vollkommen irr!“ ergänzen.
    Er streifte die Latexhandschuhe ab, reinigte seine Geräte und verstaute sie in der unauffälligen Styropor-Box. Sein Werk war vollbracht, hier gab es nichts mehr zu tun. Er pfiff
Summer dreaming
von Kate Yanai, als er das Haus verließ und über den morastigen Boden zu seinem Wagen schritt. Während er die Bewegungsmelder abmontierte und im Rucksack verstaute, warf er einen Blick in den Nachthimmel. Am Wochenende würde es wieder schneien und die Spuren verwischen. Unwahrscheinlich, dass man die Leiche vor dem Frühjahr fand.
    Was ist das Schöne an Schnee?
, dachte er und lächelte. Die Antwort war ihm selbst eingefallen.
Er deckt alles zu – das Gute wie das Schlechte
.

Tirol, Innsbruck, Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), Wetterdienststelle
Donnerstag, 4. Januar, 06:30 Uhr
    „Morgen, Peter“, sagte Andreas
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