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Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Titel: Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)
Autoren: Kerstin Gier
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ich hatte ja nicht ahnen können, dass Simon es so schwer nehmen würde.
    »Ich springe jetzt«, sagte er.
    »Das ist doch Blödsinn«, sagte Jakob hastig. »Es stimmt doch gar nicht, dass dich niemand leiden kann.«
    »Ach nein? Und warum will dann in der Schule keiner neben mir sitzen? Warum machen immer alle Witze über mich und rümpfen die Nase, wenn ich komme? Warum will keiner mit mir tanzen? Könnt ihr mir das vielleicht erklären?«
    »Ja«, sagte Jakob. »Dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung.«
    »Und die wäre?«
    »Das sage ich erst, wenn du wieder mit uns reinkommst«, sagte Jakob. Ich konnte nicht anders, ich musste ihn für diesen Schachzug bewundern. Es funktionierte: Simon zögerte zwar noch, aber dann drehte er sich um und kam auf uns zu. Um seinen Hals hatte er sich einen dicken Flussstein gebunden. Ich konnte es nicht glauben!
    Jakob packte ihn am Arm. »Mensch, du machst ja vielleicht bescheuerte Sachen. Wirf den Stein weg, Simon.«
    »Ich mach’s wieder«, sagte Simon. Immerhin ließ er sich von uns ins Haus führen. Wir ließen die Klassenfete sausen und setzten uns in eines der gemauerten Etagenrondelle. Dort führten wir mit Simon ein langes Gespräch über Körpergeruch, Pickelausdrücken während des Unterrichts und andere Eigenschaften, die es ausgesprochen schwer machten, Freundschaften zu schließen. Simon heulte am Ende.
    »Wenn das doch alles wäre«, schluchzte er.
    »Das ist alles«, beschwor ich ihn. »Sieh dir zum Beispiel mal den beschränkten Lakowski an. Der hat auch Pickel, aber er ist viel dämlicher als du. Niemand hat je einen vernünftigen Satz aus seinem Mund gehört. Aber trotzdem tanzen die Mädchen mit ihm.«
    »Ja, das ist mir auch schon aufgefallen«, sagte Simon.
    »Ich finde, er hat auch noch viel abstehendere Ohren als ich. Warum also tanzen sie mit ihm, aber nicht mit mir?«
    »Weil der beschränkte Lakowski nicht stinkt«, sagte ich.
    Simon war noch nicht ganz überzeugt. Er wollte lieber glauben, dass er sozusagen zum Außenseiter geboren worden war.
    »Immer schon war ich anders als alle«, jammerte er. »Selbst meine Eltern finden nur meinen Bruder Konstantin toll.«
    »Ach«, sagte Jakob. »Auf seine Eltern darf man wirklich nicht hören, Simon.«
    »Aber Konstantin hat was, was ich nie haben werde. Alle Mädchen sind in ihn verknallt«, sagte Simon. »Du doch auch, Sissi.«
    »Ach was«, sagte ich und hoffte, dass man nicht sehen konnte, dass ich rot wurde.
    »Natürlich bist du in Konstantin verknallt«, sagte Simon mit der Feinfühligkeit eines Elefanten. »Deshalb hast du dich doch neben mich gesetzt und mich ständig über ihn ausgefragt.«
    »Das stimmt nicht«, sagte ich.
    »Doch«, sagte Simon. »Du und Alyssa, ihr habt mich beide nur ausgenutzt. Alyssa wollte genau wissen, was Konstantin mit seinen Freundinnen alles macht. Als ob ich denen dabei zugucken würde.«
    Jakob sah mich an. Ich guckte auf den Boden. Irgendwie war mir das alles sehr peinlich.
    »Simon«, sagte Jakob nach einer Weile. »Beliebt wird man nicht über Nacht. Aber wenn du unsere Ratschläge befolgst und nach ein paar Wochen immer noch keiner was mit dir zu tun haben will, dann verspreche ich dir, dich höchstpersönlich im Wannsee zu ertränken.«
    Simon lächelte schief. »Aber dann sind wir doch längst wieder zu Hause.«
    »Egal. Irgendein Gewässer wird sich schon finden«, sagte Jakob. »Also, abgemacht?«
    »Von mir aus«, sagte Simon. Sicherheitshalber beschlossen wir, ihn für den Rest der Nacht nicht mehr aus den Augen zu lassen.
    Deshalb konnte ich Jakob auch nicht auf unseren Kuss von vorhin ansprechen. Oder auf das, was er mir hatte sagen wollen. Dabei hätte ich jetzt gar nichts mehr dagegen gehabt, wenn er es mir gesagt hätte. Was auch immer. Und gegen noch einen Kuss hätte ich auch nichts einzuwenden gehabt.

    Auf der Heimfahrt im Zug kam Meinrad auf die bescheuerte Idee, eine Misswahl zu veranstalten.
    »Wir wählen eine Jury und die Mädchen müssen in Unterwäsche an uns vorbeigehen und über ihre Hobbys sprechen«, sagte er.
    »Du bist wohl nicht ganz bei Trost«, sagte das Gürteltier, die gerade ihren Kopf ins Abteil steckte. »Vielleicht solltest du lieber noch ein bisschen Thymian kauen.« Sie verschwand.
    Meinrad wurde ein wenig rot. Die Geschichte von seinem Thymian hatte mittlerweile die Runde gemacht und sorgte immer wieder mal für Heiterkeit.
    »Wie wär’s denn mit einer Misterwahl? Der, der die meisten Popel aus seiner Nase holt,
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