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Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Titel: Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)
Autoren: Kerstin Gier
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immerhin.
    Simon hatte auch angefangen, ein Deo zu benutzen. Eins von der Marke Mückentod, aber es war allemal besser als gar keins. Außerdem lobte ich Simons Frisur. Die Haare waren gewaschen und gekämmt, sie fielen Simon genauso sexy ins Gesicht wie Konstantin. Aber das sagte ich natürlich nicht.
    An diesem Tag regnete es in Strömen. Wir warteten vor unserem Klassenraum auf das Gürteltier und beobachteten, über das Treppengeländer gelehnt, wie Scharen von nassen Schülern die Stufen hinaufströmten. Jeder hatte eine Kapuze an, von hier oben sahen sie alle gleich aus.
    Meinrad kam zuerst auf die Idee, einen KapuzenSpuck-Wettbewerb zu veranstalten. Und weil ich ja schon längere Zeit keine Dummheiten mehr gemacht hatte, spuckte ich mit. Simon war auch dabei und wir waren alle ziemlich gut. Wir trafen fast immer. Und keiner der dummen Kapuzen merkte was.
    Aber dann passierte das Unheil. Natürlich mir. Wem sonst.
    Ich war gerade mit fünf zu vier Treffern in Führung gegangen und spuckte mit unübertroffener Zielsicherheit nach einem dunkelblauen Wetterjäckchen, als der Wetterjäckchenträger just im selben Sekundenbruchteil seine Kapuze abnahm und seinen Schädel entblößte. Meine Spucke landete mittenmang auf einem Kahlkopf. Mir war, als hörte ich das Aufklatschen bis hier oben.
    Die Glatze gehörte niemand anderem als unserem Direktor und der hob erstaunt den Kopf und sah mir direkt in die Augen. Leider erkannte er mich auch sofort wieder.
    »Sissi Raabe!«, donnerte er. »Sofort in mein Büro!«
    Ich seufzte. Das war doch wieder mal typisch für mich. Von allen Glatzen dieser Schule musste ich ausgerechnet den Direktor treffen. Da sollte mir doch noch mal jemand sagen, das Schicksal sei nicht parteiisch.
    Alle, die das kleine Intermezzo mitbekommen hatten, klopften mir mitleidig auf die Schulter, alle, nur Jakob nicht. Er starrte wie inzwischen üblich durch mich durch.
    Das kam mir beinahe schlimmer vor als die Strafpredigt, die der Direktor mir hielt. Natürlich ließ er meine Entschuldigung nicht gelten, von wegen, dass ich ihn ja in seinem Wetterjäckchen nicht erkannt hätte und für einen Schüler gehalten hatte.
    »Man soll grundsätzlich niemanden bespucken«, sagte er und brummte mir für die ganze nächste Woche Turnhallendekorationsdienst auf. Am Wochenende darauf fand nämlich unsere Fünfzigjahrfeier statt. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich zu fügen. Mama würde ich sagen, dass ich mich freiwillig gemeldet hätte. Vielleicht nahm sie es mir ja ab.
    Als ich später in den Klassenraum kam, schauten alle zu mir her, das heißt, alle außer Jakob. Das machte mich echt fertig.
    »Herrschaften, übermorgen schreiben wir unsere Geometriearbeit«, sagte das Gürteltier. »Ich möchte einige daran erinnern, dass sie eine Drei schreiben müssen, wenn sie keinen blauen Brief bekommen wollen. Sissi, ich kann nur hoffen, deine Nachhilfestunden haben gefruchtet.«
    Tja. Ich fürchtete, das hatten sie nicht. Schnell sah ich hinüber zu Jakob, aber der blickte natürlich woanders hin. Plötzlich hielt ich es nicht mehr aus. Ehe ich wusste, wie mir geschah, legte ich den Kopf auf die Tischplatte und brach in Tränen aus. Es kam einfach so über mich.
    Das Gürteltier trat besorgt näher. »Was ist denn los, Herzchen?«
    Beinahe hätte ich meinen ganzen Kummer herausgeschluchzt, aber dann sagte ich nur: »Magenschmerzen.«
    Das Gürteltier befühlte meine Stirn. »Und ganz heiß bist du auch«, sagte es. »Kati geht mit dir ins Sekretariat und von dort rufst du deine Mutter an, einverstanden?«
    »Ja«, schluchzte ich. Ich wollte wirklich nur noch nach Hause in mein Bett, zu meiner Mama und zu meinem Kater Murks. Und da wollte ich dann für immer drinbleiben.
    Bevor ich die Klasse verließ, drehte ich mich noch einmal zu Jakob um. Diesmal sah er mich an. Mit ganz großen Augen sogar.

    Mama steckte mich sofort ins Bett. Sie brachte mir Zwiebacksuppe mit Milch, stopfte mir jede Menge Kissen in den Rücken und gab mir meine Lieblingsbücher zum Lesen. Anna brachte mir ihren iPod. Wenn ich nicht so unglücklich gewesen wäre, hätte ich vor Freude gejodelt. So aber starrte ich teilnahmslos vor mich hin und grübelte über das Leben nach.
    Irgendwann hörte ich es unten an der Haustür klingeln und wenig später schob Mama Jakob durch die Kinderzimmertür.
    »Sieh doch mal, wer dich besuchen kommt«, sagte Mama.
    Meine Übelkeit war mit einem Schlag verflogen.
    »Ich bin gekommen, um mit dir für die
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