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Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Titel: Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)
Autoren: Kerstin Gier
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den Kopf und verdrehte die Augen. Ach so, die zwei Finger waren nur ein aufmunterndes Siegeszeichen gewesen. Na toll.
    Das Gürteltier schüttelte ebenfalls den Kopf. »Was soll das, Sissi? Konzentrier dich doch mal. Ich weiß, dass du das kannst. Und hör auf, zu Jakob rüberzugucken, der kann dir jetzt auch nicht helfen.«
    Ich warf Jakob einen wütenden Blick zu, wischte die Zwei wieder weg und tat, was ich immer tat: Zeit schinden und auf ein Wunder hoffen. Dreimal brach die Kreide ab, und als das Gürteltier die Geduld verlor und mir die Kreide aus der Hand nehmen wollte, ging die Tür auf und unsere Schulsekretärin brachte eine neue Schülerin herein, mitten im Unterricht und mitten im Schuljahr.
    Wenn das kein Wunder war!
    »Das ist Alyssa Kirschbaum«, sagte die Schulsekretärin und ich wurde sofort schwer neidisch. Alyssa Kirschbaum – ein Name wie ein Gedicht. Und wenn diese hellbraunen Kringellocken auch noch echt waren, dann war diese Alyssa wirklich ein Glückspilz.
    Namen sind im Augenblick mein neuestes Interessengebiet. Ich finde es faszinierend, zu sehen, wie der Name einen Menschen prägt. Oder ist es umgekehrt? Namenskunde sollte ein Unterrichtsfach sein, statt Mathe zum Beispiel. Ich selber habe einen grässlichen Namen: Elisabeth. Das ist hebräisch und heißt »Gott ist mein Eid«. Als ich geboren wurde, war Mama noch sehr katholisch. Aber je älter sie wurde, desto weniger katholisch wurde sie. Nach ihrer Scheidung ist sie sogar aus der Kirche ausgetreten. Und ich stehe jetzt da mit meinem Namen. Das Grässlichste an Elisabeth ist, dass man es abkürzen muss, weil man sonst über dem Aussprechen graue Haare bekommt. Mein Vater nennt mich »Lisa«, allein schon, um sich vom Rest der Familie abzuheben. Er hat sich vor fünf Jahren von uns getrennt, und Mama sagt, dass seien ganze fünfzehn Jahre zu spät gewesen. Sie vergisst allerdings dabei, dass weder ich noch meine Schwester Anna unter diesen Umständen geboren worden wären, und das wäre doch sehr schade gewesen, vor allem um mich.
    Unser Englischlehrer nennt mich »Beth« oder »Betty«, er hat uns allen englische Namen gegeben, damit wir fortan englisch fühlen und denken. Er überschätzt unsere Sprachkenntnisse deutlich. Wenn wir wirklich englisch denken müssten, wären unsere Gehirne öde und leer. Betty und Beth sind jedenfalls schreckliche Namen. Die würde man allenfalls einem Pickel geben. Valerie gibt allen ihren Pickeln Namen.
    »Gustav ist fast abgeheilt«, sagt sie zum Beispiel. »Aber dafür habe ich an Kunigunde zu früh herumgequetscht. Die ist heute doppelt so dick wie gestern und so glasig, dass der Abdeckstift nicht drauf hält. Am liebsten wäre ich zu Hause geblieben.«
    Ich warte nur darauf, dass ihr auf der Nase eine dicke Betty wächst oder eine eitrige Beth.
    Meine Oma hat der ganzen Sache die Krönung verpasst, sie nennt mich »Elli«, was einer Ohrfeige gleichkommt. Sie selber heißt Herta, und das sagt eigentlich schon alles über sie. Mein Vater hat ihr mal ein T-Shirt geschenkt mit dem Aufdruck: »Das Leben ist hart. Ich bin Herta!« Aber das hat er sich erst nach der Scheidung getraut. Soviel ich weiß, trägt meine Oma das T-Shirt gerne bei Tennisturnieren, wenn sie ihre Gegner einschüchtern muss.
    Mama (und der Rest der Welt) nennt mich »Sissi«, weil sie sagt, dass ich Ähnlichkeit mit Romy Schneider habe, das ist die Schauspielerin, die vor tausend Jahren die österreichische Kaiserin Sissi im Film gespielt hat. Ich habe die Filme alle gesehen und konnte leider nicht die geringste Ähnlichkeit feststellen. Aber die Kleider sind echt der Wahnsinn.
    Sissi ist von allen Namen das kleinste Übel, und da sonst niemand so heißt, finde ich es eigentlich ganz cool. Meine Freundinnen sind sowieso ganz wild auf ein I am Ende. Katarina heißt »Kati«, Lena lässt sich »Leni« schimpfen, weil Heidi Klums Tochter so heißt, und am schlimmsten ist es bei Valerie. Sie besteht darauf, »Walli« genannt zu werden. Wie bitte klingt denn das? Ich nenne sie weiterhin Valerie, irgendwann wird sie es mir danken, dass durch mich ihr richtiger Name nicht in Vergessenheit geraten ist.
    Alyssa Kirschbaum mit dem Namen wie ein Gedicht musste sich auf den freien Platz neben Simon setzen. Der Platz neben Simon ist eigentlich immer frei, weil Simon seit Beginn der sechsten Klasse aufgehört hat, sich zu waschen. Er hat auch nur zwei Pullover, die er im Wechsel anzieht, und was die Hose angeht: Es laufen jede Menge Wetten, dass
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