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Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Titel: Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)
Autoren: Kerstin Gier
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konsequent durchziehen. Abgesehen davon, glaub ja nicht, dass du bei deinen miserablen Noten auch noch mit neuen Schuhen belohnt wirst.«
    Ich ersparte mir einen Kommentar. Mama dachte immer noch, dass Gürteltier ein Name sei, den man durchaus im Telefonbuch finden könne. Zur Strafe, dass sie mir wieder keine Schuhe kaufen wollte, würde ich ihr auch nicht sagen, dass sie vergessen hatte, das linke Auge zu schminken. Sollten die Leute in der Firma ruhig sehen, dass sie eigentlich aus zwei Persönlichkeiten bestand.
    Anna maulte noch ein bisschen herum, aber schließlich erklärte sie sich doch einverstanden, mich zu fahren. Im Grunde ist sie leicht weichzuklopfen. Mama war wieder verschwunden, ehe wir unsere Baguettes aufgegessen hatten.
    »Gesund ist das ja nicht«, sagte Anna missbilligend. »Da könnte ich genauso gut in der Mensa essen. Dort gibt es wenigstens Salat.«
    »Ja, ab und an mal ein paar Vitamine und etwas Mutterliebe könnten nicht schaden«, stimmte ich zu. »Schließlich bin ich noch im Wachstum.«

    Als Anna mich zwei Stunden später wieder vor der Schule absetzte, zeigte sie auf die Uhr im Armaturenbrett und sagte mürrisch: »In genau einer Stunde bist du wieder hier, klar? Ich ruiniere mir so lange in der Eisdiele meine Figur. Deinetwegen.«
    »Vielen Dank«, sagte ich. Ich hätte gern mit ihr getauscht, ein fettes Spaghetti-Eis statt Mathenachhilfe, das wär’s gewesen. »Du könntest hingehen und dich als mich ausgeben«, schlug ich Anna vor. »Das wäre doch superlustig.«
    »Das ist wohl kaum der Sinn der Sache«, sagte Anna, langweilig wie immer, und so machte ich mich höchstpersönlich auf den Weg zu E 5.
    E 5 ist unser Klassenraum. Schon der Name ist öde, nicht wahr? Obwohl ich auf die Minute pünktlich ankam, war von meinem Nachhilfelehrer noch keine Spur zu sehen. Ich drückte probeweise die Klinke herab und siehe da – die Tür war offen. Na ja, im Grunde überraschte mich das nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand freiwillig in diesen Raum schleicht. Selbst die Putzfrauen ziehen nur eine müde Schleife über das Linoleum und zu klauen gibt es hier auch nichts.
    Obwohl – Kreide konnte man eigentlich immer gebrauchen. Ich steckte mir ein paar Stücke in die Tasche. Dann öffnete ich die Fenster weit. Es stank nämlich hier vorne. Alkes Mundgeruch hing zwischen Pult und Tafel wie ein böser Fluch.
    Durch die Zugluft fiel die Tür hinter mir ins Schloss.
    Es war ein komisches Gefühl, so ganz allein in der Klasse zu stehen. Ich schlenderte durch alle Reihen und sah in die Fächer unter den Tischen. Das wenige, was ich fand, war ziemlich unappetitlich. Bei Melanie Nebelding lag eine Haarbrüste voller Haare, Valerie hatte ihr Französisch-Vokabelheft vergessen, unter Simon Drückers Tisch fand ich vier Handspiegel mit diversen Mitesserresten, bei Meinrad Sost verschimmelten Pausenbrote vom letzten Sommer. Außerdem klebte dort eine ganze Batterie Kaugummis in unterschiedlichen Grautönen – uah, erst Alkes Mundgeruch und jetzt auch noch das! Mein vitaminloses Tiefkühlbaguette kam mir beinahe wieder hoch, weshalb ich beschloss, lieber zu lesen, was auf den Tischen stand.
    Es ist uns bei Androhung der Todesstrafe verboten, die Tische zu bekritzeln, aber eine alte Schülersitte lässt sich so ohne Weiteres nicht unterdrücken. Die kritzelfeindliche Resopaloberfläche unserer Tische war von mehreren Schülergenerationen gezeichnet worden, und das konnte man sich zunutze machen. Wer konnte schon beweisen, dass nicht schon im letzten Jahr jemand Alke ist doof auf den Tisch geschrieben hatte? Das ist schließlich ein zeitloser Tatbestand, genau wie Alke stinkt . Das hatte jemand in der vorderen Reihe mit einem spitzen Gegenstand brutal in die Tischplatte geritzt.
    Bei Simon Drücker stand Clearasil ist voll die Verarsche , das war in Anbetracht seiner Hautprobleme vielleicht ein bisschen verräterisch, wenn auch nicht ganz so wie beim Nebelding: Das hatte ungefähr vierzig Mal mit einem Permanentmarker Melanie Nebelding quer über das Pult geschrieben, und sie würde wohl kaum jemandem weismachen können, dass ein Schüler vor ihr das Pult beschmiert hatte, sozusagen in weiser Voraussicht, dass hier einmal eine Melanie Nebelding sitzen würde.
    Wirklich, das Nebelding war dumm wie ein Kotelett.
    Leider war es bei uns nicht viel besser, musste ich feststellen. Bei Leni stand: Liebe Leni, bitte sag Walli, sie soll Sissi sagen, dass ich mich gerade schrecklich langweile. Und bei
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