Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Titel: Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)
Autoren: Kerstin Gier
Vom Netzwerk:
die von allein stehen kann.
    »Herzlich willkommen, Alyssa. Alyssa ist ab heute Mitglied in unserer Klassengemeinschaft«, sagte das Gürteltier warm. »Klassengemeinschaft« ist eins ihrer Lieblingsworte. Sie benutzt es ständig. »Alyssas Eltern sind erst kürzlich mit ihr hierhergezogen.«
    »Von wo denn?«, fragte Meinrad Sost.
    »L. A.«, sagte Alyssa und setzte ein wenig gönnerhaft hinzu: »Los Angeles, meine ich.«
    »Boah«, sagte Meinrad. »Etwa das Los Angeles in Amerika? Hast du da mal Schwarzenegger getroffen?«
    Das war mal wieder typisch für Meinrad, er musste uns alle blamieren und als Landeier hinstellen. Boah! Amerika! Schwarzenegger! Ein bisschen mehr Coolness wäre angebracht gewesen. Alyssa sah auch dementsprechend gelangweilt aus und sagte nichts mehr. Sie zwirbelte nur ihre Locken um die Finger. Vielleicht stand sie aber auch unter Schock wegen Simon. Wenn Simon nicht gerade vor sich hin stinkt, dann drückt er mithilfe eines Systems aus Handspiegeln seine Mitesser und Pickel aus. Von Nahem sieht er daher wirklich furchterregend aus, wie ein Stück vom Mond, mit all seinen Kratern. Für diese unappetitliche Angewohnheit mache ich seinen Nachnamen verantwortlich: Er heißt Simon Drücker. Jetzt drückt er nur Pickel, aber später verkauft er sicher mal Zeitungsabonnements an Haustüren.
    Als dem Gürteltier wieder einfiel, dass ich ja noch an der Tafel stand, zusammen mit dem doofen Rechteck, klingelte es und ich war erlöst.
    »Denk an deine Nachhilfestunde heute Nachmittag, Sissi«, sagte das Gürteltier nur noch. »Dein Lehrer wartet um drei Uhr vor E 5.«
    Ha! Lehrer. Männlich! Das hieß, ich blieb von der bebrillten Meckerziege verschont.

    Auf dem Weg vom Schulbus nach Hause gabelte mich meine Schwester in ihrem Auto auf und ersparte mir mindestens fünfhundert Meter zu Fuß bergauf. Meine Schwester heißt Anna, ist neunzehn und studiert im ersten Semester Medizin. Weil sie die Ältere ist, hat sie nicht nur den schöneren Namen und den deutlich höheren Intelligenzquotienten, sondern auch das bessere Zimmer. Ihrs hat einen Balkon, meins nicht. Aber wenn Anna auszieht, bekomme ich beide Zimmer. Ich hatte ja gehofft, dass Anna sofort auszieht, wenn sie mit dem Studium beginnt, aber die langweilige Kuh hat sich von allen Universitäten dieser Welt ausgerechnet die in Köln ausgesucht, und die ist nur eine halbe Stunde weg von zu Hause. Das coole Leben in einer Studenten-WG lockt Anna leider auch nicht und für eine eigene Wohnung reicht das Geld nicht. Im Augenblick habe ich allerdings berechtigte Hoffnungen darauf, dass Anna früher oder später zu Jörg-Thomas zieht, ihrem neuen Freund. Jörg-Thomas sieht zwar nur unwesentlich besser aus, als sich sein Name anhört, aber er ist schon Arzt im Praktikum und der erste Typ von Anna, der sein eigenes Geld verdient und uns nicht ständig den Kühlschrank leer frisst.
    Wegen seiner Arbeit hat er fast keine Zeit für Anna, und wenn Ärzte nicht arbeiten, dann müssen sie ja auch noch gegen die Gesundheitsreform protestieren, also sehen die beiden sich höchst selten, aber Anna findet ihn trotzdem ganz toll, und auch sein Name scheint sie nicht wirklich zu stören. Neulich hat sie sich eine Frauenzeitschrift mit einem Hochzeits-Sonderteil gekauft und das Bild von einem schneeweißen Tüllkleid ausgeschnitten. Es hängt an der Innenseite ihres Kleiderschranks, weil sie denkt, dass es dort keiner sieht. Aber ich sehe es zwangsläufig immer dann, wenn ich mir was von Annas Sachen ausborge. Das passiert ziemlich häufig, weil ich viel zu wenig eigene Klamotten besitze. Nicht, dass Annas Sachen besonders flippig wären, aber auf die Kombination kommt es an.
    Ich bin Weltmeisterin im Kombinieren. Da Mama mir im Monat nur ein absolut lächerliches Taschengeld gibt, bleibt mir gar nichts anderes übrig, als zu kombinieren und zu improvisieren.
    Ich habe herausgefunden, dass eigentlich alles modern und hip ist, was man mit Selbstbewusstsein trägt. Man muss es nur mit etwas kombinieren, das nach Meinung der anderen auf jeden Fall total in ist. Dabei hilft mir nicht nur der Zugriff auf Annas und Mamas Kleiderschränke, sondern auch der Fundus bei Oma auf dem Speicher.
    Was ich bei uns in der Klasse schon alles in Mode gebracht habe: Kniebundhosen mit Hosenträgern, Kasperlepuppen, die man sich auf die Schulter näht, Einkaufskörbe statt Rucksäcke und – Persianermäntel. Obwohl ich das inzwischen bereue, denn bei Persianer handelt es sich um das Fell
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher