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Julia Saison Band 01

Julia Saison Band 01

Titel: Julia Saison Band 01
Autoren: HOLLY JACOBS NICOLA MARSH KRISTIN HARDY
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geraten. Irgendwann hatte Carter dann angefangen, Lilian zu kritisieren. Sie solle erst mal selbst etwas Richtiges mit ihrem Leben anfangen, bevor sie ihm Vorschriften machte und so weiter und so fort.
    In den fünf Jahren war eine Kluft zwischen ihnen entstanden, die nicht so leicht zu überbrücken war.
    Unbehagliches Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, das nur unterbrochen wurde, wenn der Kellner einen weiteren Gang brachte. Im Hintergrund spielte jemand am Flügel den Song „Blue Moon“. Von einem großen Tisch auf der anderen Seite des Speisesaals ertönte fröhliches Lachen. Es war die Großfamilie, die ihr heute Mittag schon aufgefallen war. Ja, so sollte es sein, dachte Lilian. Fröhlich, nicht beklemmend.
    Gerade warf die weißhaarige Großmutter herzlich lachend den Kopf zurück. Lilian bemerkte, dass auch Carter hinüberblickte, und sie ahnte, was in ihm vorging. Auch sie waren einmal eine solche Familie gewesen.
    Als ihre Mutter noch am Leben war.
    Plötzlich hielt es sie nicht mehr auf ihrem Sitz. „Entschuldige mich bitte einen Moment.“
    Sie lief zur Toilette und hielt ihre Hände unter das kalte Wasser. Dann befeuchtete sie ihre Stirn. Fünfzehn Jahre war es her, dass Beth Hayes von einem betrunkenen Autofahrer getötet wurde. Manchmal vergingen Monate, ohne dass Lilian an ihre Mutter dachte. Doch dann gab es wieder Momente, in denen sie von einem plötzlichen Verlassenheitsgefühl überwältigt wurde.
    Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Die Vergangenheit war nun einmal nicht rückgängig zu machen. Ihr Vater hatte sein Möglichstes getan, um ihr die Mutter zu ersetzen. Er konnte nichts dafür, dass sie sich vor Beziehungen jeglicher Art scheute. Sie fuhr sich durchs Haar und verließ die Waschräume.
    Eigentlich hatte sie in den Speisesaal zurückgehen wollen, doch unwillkürlich lenkten ihre Schritte sie zum Oberdeck. Sie stieg die Treppe bis ganz nach oben und atmete tief die kühle Abendluft ein. Zu beiden Seiten des Ufers ragten steile Klippen aus dem Meer, eine unbewohnbare Landschaft. Soeben ging die Sonne unter und warf ihr rötliches Licht über die Felsen und das Wasser. Wie gut es tat, ganz allein hier oben im Wind zu stehen.
    Mal etwas anderes hatte Carter machen wollen. Sie konnte ihn gut verstehen. Auch sie war auf der Suche nach einer Veränderung in ihrem Leben.
    Hinter sich hörte sie ein Geräusch. „Dachte ich mir doch, dass ich Sie hier treffe.“
    Als sie sich überrascht umdrehte, betrat Christopher Trask gerade das Oberdeck. Ihr stockte der Atem, so umwerfend sah er aus. Seine lässige Kleidung vom Nachmittag hatte er gegen eine elegante schwarze Hose und ein graues Hemd getauscht, das seine breiten Schultern betonte. Der Mann von heute Nachmittag sah aus wie einer, der mit den Händen arbeitete. Der Mann, der jetzt vor ihr stand, passte eher in einen exklusiven Nachtclub oder in eine Kunstgalerie.
    „Ich habe doch gleich gesagt, dass das Schiff nicht sehr groß ist“, sagte er mit breitem Lächeln.
    Sie stand mit dem Rücken an der Reling. „Schön, Sie wiederzusehen.“
    „Ganz meinerseits. Im Abendkleid sehen Sie fantastisch aus.“
    „Sie machen auch keine schlechte Figur.“
    „Ich tue mein Bestes. Und, wie hat Ihnen das erste Dinner an Bord gefallen?“
    „Ich fand es … interessant.“
    „So interessant kann es ja nicht gewesen sein, wenn Sie jetzt alleine hier draußen stehen. Hat Ihr Vater denn das Schiff noch bekommen? Ich habe Sie vorhin mit einem älteren Herrn gesehen.“
    „Oh ja, er ist hier. Er sitzt noch im Speisesaal. Ich wollte nur ein wenig frische Luft schnappen. Es ist so wunderbar, dass es hier abends lange hell ist.“
    Er trat näher. „Es ist die Zeit der Mitternachtssonne. Den Kindern wird es schwerfallen, ins Bett zu gehen. Sie würden sicher am liebsten die ganze Nacht draußen herumtoben.“
    Sie warf ihm einen neckenden Blick zu. „Irgendwie machen Sie den Eindruck, als wäre das früher auch Ihre Lieblingsbeschäftigung gewesen.“
    „Ach, das machen doch alle Kinder gerne, das gehört zum Sommer. Wollen Sie mir etwa erzählen, dass Sie nachts nie heimlich aus dem Fenster gestiegen sind?“
    Dieses Gefühl von Freiheit und Abenteuer kannte sie ganz genau, aber sie hatte ihm selten nachgegeben.
    „Jetzt sind Sie jedenfalls heimlich rausgegangen, stimmt’s?“, hakte er nach.
    „Wie gesagt, ich wollte nur ein wenig frische Luft schnappen. Und was machen Sie hier?“
    „Ich habe Sie rausgehen sehen.“ Die
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