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Julia Saison Band 01

Julia Saison Band 01

Titel: Julia Saison Band 01
Autoren: HOLLY JACOBS NICOLA MARSH KRISTIN HARDY
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es hingekriegt, dass sie dich noch mitnehmen?“, fragte Lilian ihren Vater, während der Kellner ihre Weingläser nachschenkte. Der große Speisesaal befand sich im Schiffsheck, und durch die verglaste Bordwand hatte man einen Panoramablick auf die baumbestandene Felsenküste von Alaska, die im hellen Abendlicht beinahe übernatürlich schön wirkte. Von der hohen Decke des Speisesaals hingen Kristallleuchter, die im Kerzenlicht funkelten.
    „Tja, das hat schon einiges an Überredungskunst und Trinkgeld gekostet.“
    Er hob sein Glas und zwinkerte ihr zu. Es war charakteristisch für Carter, dass er in Stresssituationen wie dieser zur Hochform auflief.
    „Man darf die Dinge nicht so ernst nehmen“, fügte er hinzu, während der Kellner ihnen die Vorspeise brachte – Safran-Garnelen im Teigmantel.
    Lilian lächelte. „Von wo bist du eigentlich diesmal gekommen?“
    „Aus Shenzhen in China. Ich habe mir dort eine Fabrik angesehen.“
    „Eine Fabrik? Ich dachte, du wolltest dort nur Termingeschäfte machen.“
    Er spießte eine Garnele auf. „Alles wird irgendwann langweilig. Natürlich werde ich weiterhin mein übliches Geschäft betreiben, aber ich will mein Geld mal in was Konkretes stecken.“
    Auf halbem Weg zu ihrem Mund stockte Lilian mit ihrer Gabel und starrte ihren Vater ungläubig an. „So kenne ich dich gar nicht. War die Fabrik denn interessant?“
    „So kann man sagen“, erwiderte er schmunzelnd.
    „Jetzt wirst du wohl dein Geld zusammenhalten müssen.“
    „Allerdings.“ Er trank von seinem Weißwein. „Apropos Geld, ich habe vor ein paar Wochen mit Walter gesprochen.“
    Walter war der langjährige Anwalt ihres Vaters und ihr Vermögensverwalter. „Hast du meine neue Adresse über ihn rausbekommen?“
    Carter nickte. „Er meinte, dein Fonds hätte ziemlich abgenommen.“
    Sie wurde rot. „So schlimm ist es auch wieder nicht, ich komme sehr gut zurecht.“ Nun ja, das war vielleicht ein bisschen schön gefärbt.
    Der Fonds, den sie als Achtzehnjährige überschrieben bekommen hatte, war nicht sehr hoch gewesen, und sie hätte ihn etwas klüger verwalten können. Aber die vielen Umzüge in den letzten Jahren von einer Stadt zur anderen hatten ziemlich viel Geld verschlungen. Irgendwann hatte sie dann gemerkt, dass sie ihre Probleme nicht mit einer Ortsveränderung beseitigen konnte. Diese Erkenntnis hatte ihr das Leben nicht unbedingt leichter gemacht, aber es war ihr leichter gefallen, an einem Platz zu bleiben.
    „Brauchst du denn Geld?“, fragte Carter.
    „Irgendwann hast du mir mal gesagt, ich solle mir einen Job suchen, und das habe ich getan.“
    „Ja, ich habe davon gehört. Aber nach meinem Eindruck ist das doch eine eher oberflächliche Sache.“
    „Die mir immerhin tausend Dollar die Stunde einbringt.“ Sie zuckte die Achseln. „Als Tochter eines reichen Mannes hat man eben gewisse Privilegien.“
    „Schön zu wissen, dass ich wenigstens zu etwas gut bin“, erwiderte Carter trocken.
    Eine Weile aßen sie schweigend weiter. Dann fragte Lilian unvermittelt: „Warum hast du mich eigentlich angerufen?“
    „Du meinst, abgesehen davon, dass wir fünf Jahre lang kein Wort miteinander gewechselt haben?“
    Sie senkte den Blick auf ihren Teller. „Ich habe das nicht gewollt.“
    „Ich auch nicht.“ Wieder schwiegen sie eine ganze Weile. „Ich nehme an, du hast gehört, dass ich mich von Celine getrennt habe.“
    Lilian erwiderte nichts.
    „Das macht dir zu schaffen, nicht wahr?“
    „Wie meinst du das?“
    „Dass ich es dir nicht selbst gesagt habe.“
    Sie sah ihn direkt an. „Darum ging es mir nie.“
    „Sondern?“
    „Ich wollte nicht zusehen, wie du jedes Mal denselben Fehler begehst. Ich wollte, dass du einmal im Leben ehrlich dir selbst gegenüber bist. Dass du eine Frau genauso gründlich prüfst wie eine Geldanlage.“ Sie stockte. „Tut mir leid, das ist weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt …“
    Er betrachtete sie forschend. „Du bist erwachsen geworden.“
    „Fünf Jahre sind eine lange Zeit.“
    „Ich hätte es gerne miterlebt.“
    „Du hättest dich schon früher mal melden können.“
    „Du auch.“
    „Celine“, sagte sie nur.
    Er seufzte und blickte aus dem Fenster auf die Küstenlinie, die von weißen Sandbuchten unterbrochen wurde.
    Von Anfang an hatte Lilian diese Frau verabscheut und geahnt, dass sie seinen Vater nur um sein Geld bringen würde. Sie hatte ihn angefleht, diese Frau nicht zu heiraten, und sie waren in Streit
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