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Juli, Die Viererkette

Juli, Die Viererkette

Titel: Juli, Die Viererkette
Autoren: Joachim Masannek
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das Netz.
    Das dritte Tor machte Marlon allein. Vom eigenen Strafraum bis zu dem des Gegners marschierte er durch und schlenzte den Ball mit dem Außenriss ins rechte obere Eck.
    Doch beim Drei zu vier schien es zu bleiben. Das gegnerische Tor war danach wie vernagelt, und zweimal traf Fabi das Holz. Da löste sich Felix fünf Minuten vor Schluss, wirbelte sich durch den Strafraum hindurch, passte per Hacke auf Leon zurück, und der bugsierte die Kugel irgendwie durch einen Wald von Beinen hindurch in das Netz.
    Die Faust, die Leon nach diesem Tor ballte, war die Faust von uns allen. Wir werden dieses Spiel nicht verlieren!, sagte sie uns, doch der SV 1906 wachte jetzt noch mal auf.
    Wie aufgescheucht rannte er auf unser Tor zu. Es war eine Sache der Ehre. Alle Spieler waren ein Jahr älter als wir, und ein Unentschieden konnte für sie nur eine Niederlage bedeuten. Doch für uns war dieses Unentschieden ein Sieg, und mit derselben Kraft stemmten wir uns ihrem Sturmlauf entgegen. Selbst Leon verteidigte mit, warf sich in den Torschuss des Rechtsaußen hinein, köpfte zu mir, und ich schoss den Ball weiter zu Marlon. Der drosch die Kugel zum Befreiungsschlag einfach nach vorn. Doch das war kein Befreiungsschlag. Das war ein erstklassiger Pass auf Fabi, den schnellsten Rechtsaußen der Welt. Der rannte los, und mit ihm bot sich für uns die Chance zum Konter. Die Chance zum Sieg. Blitzschnell rückten wir auf, da verlor Fabi den Ball, und jetzt konterte der SV 1906 , und dessen Spieler waren alle schneller als wir. Plötzlich stand ich allein gegen zwei ihrer Stürmer, und nur Markus, der Unbezwingbare, war noch hinter mir.
    Ein Doppelpass folgte dem anderen. Dagegen konnte ich einfach nichts tun. Ich musste alles riskieren, grätschte beim nächsten Pass in den Ball und verfehlte ihn um ein Haar. Jetzt war Markus allein, aber er war der Unbezwingbare. Wie eine Wand warf er sich in den Schuss und faustete den Ball aus dem Strafraum hinaus.
    Wow! Was war das für eine Parade.
    Jetzt hatten wir uns das Unentschieden aber wirklich verdient. Der Schiedsrichter nahm die Pfeife schon in den Mund. Gleich würde der Abpfiff ertönen. Da sah ich den Mittelfeldspieler des SV 1906 . Der Ball sprang direkt auf ihn zu und war wie eine Vorlage für einen Volley-Spannschuss gemacht. Ich schaute zu Markus. Kreuzkümmel und Hühnerkack! Der lag ja noch auf dem Boden. Er bemerkte den nächsten Angriff zu spät. Da sprang ich auf, und während die Nummer 10 des SV 1906 abzog, sprintete ich auf die Torlinie, zog die Beine nach vorn, schoss waagerecht durch die Luft und donnerte die Kugel aus dem Kasten heraus.

    In diesem Moment pfiff der Schiedsrichter ab, und der Ball, den ich aus dem Tor herauskatapultiert hatte, flog immer höher und höher und traf die Flutlichtanlage. Der Scheinwerfer explodierte und schüttete einen Sternenregen auf mich herab. Kreuzkümmel, jaaah!! Wir hatten das erste Spiel in unserem Stadion doch nicht verloren! Und so erschöpft und glücklich, wie ich jetzt war, breitete ich meine Arme aus, so weit ich konnte. Ich streckte und reckte mich, und während sich die anderen Wilden Kerle auf mich stürzten und mir gratulierten, wusste ich genau, wo ich war und wohin ich gehörte.

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JOACHIM MASANNEK,
    Jahrgang 1960, studierte Germanistik und Philosophie sowie an der Hochschule für Film und Fernsehen, arbeitete als Kameramann, Ausstatter und Drehbuchautor für Film, TV- und Studioproduktionen. Seine Kinderbuch-Reihe Die Wilden Fußballkerle ist mittlerweile in 22 Ländern erschienen. Als Drehbuchautor und Regisseur der drei Kinofilme Die Wilden Kerle (Teile 1-3) ist es ihm gelungen, in Deutschland, Schweiz und Österreich rund fünf Millionen Zuschauer ins Kino zu holen. Masannek hat als Trainer die Wilde Kerle-Mannschaft aufgebaut und ist Vater der beiden Fußballer Marlon und Leon.

    JAN BIRCK,
    Jahrgang 1963, Illustrator, Trickfilm-Künstler, Art Director (Werbung, Trickfilm, CD-Rom), Cartoonist, CD-Rom-Gestalter. Er gestaltet und verantwortet, gemeinsam mit Joachim Masannek, das gesamte Wilde (Fußball-)Kerle -Merchandising. Jan Birck lebt mit seiner Frau Mumi und seinen Söhnen, den Fußballern Timo und Finn, in München.
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