Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Juli, Die Viererkette

Juli, Die Viererkette

Titel: Juli, Die Viererkette
Autoren: Joachim Masannek
Vom Netzwerk:
Fabi hinauf. Der nahm sein Taschenmesser aus der Hose heraus und zerschnitt eine Nylonschnur vor seiner Nase.
    „Guten Flug!“, wünschte er den beiden noch. Dann sauste ein Sandsack aus der Baumkrone heraus, zog ein Seil hinter sich her, das über einen Flaschenzug zurück zum Boden umgelenkt wurde und deshalb mit derselben Geschwindigkeit, mit der der Sandsack unten aufschlug, ein Netz vom Rasen hochriss, in dem sich Krake und Sense wie zwei Hühner verfingen.
    „Wow!“, raunte Fabi begeistert. „Jetzt fehlt nur noch Kong, der monumentale Chiiiih ...!“
    Und dem starrte er direkt auf den Po. Der Mistkerl hatte sich angeschlichen und war unbemerkt auf die Terrasse des zweiten Stockwerks gelangt. Dort aber saßen Marlon und Maxi und ahnten nichts von der großen Gefahr. Was sollte Fabi jetzt tun? Wenn er sie warnen würde, würden sich die beiden vielleicht nur erschrecken. Dann war alles zu spät. Nein, es war sowieso schon alles zu spät! Gleich würde der Mistkerl sie packen. Da sprang Fabi aus der Baumgabel raus, hüpfte vom dritten Stock in den zweiten hinab und zeigte Kong eine ganz lange Nase.
    „Hey, King Kong!“, rief er. „Du müsstest doch wissen, dass du auf Häuser nicht raufklettern darfst. Das bekommt dir nicht gut! Weißt du das nicht?“
    Kong starrte ihn an und vergaß Marlon und Maxi. Wütend ging er auf Fabi los. Doch der wich aus, spielte das Stück Seife in der Badewanne perfekt und lockte den Chinesen auf den Steg zu der Halle, in der sich seit heute eine Falltür befand. Die war maßgeschneidert für Kong, er fiel durch sie durch und rutschte über Joschkas alte Rutsche direkt in die Hundehütte hinein. Schnell sprang Fabi hinter ihm her und verschloss den Eingang zum Hundehaus mit einem Riegel.
    Jetzt gab es nur noch den Dicken Michi. Er war der einzige Bösewicht, der sich noch in Freiheit befand. Ja, und er schien dazu noch unbewaffnet zu sein!
    „Hey, Michi!“, rief Raban aus dem Baumhaus heraus. „Was ist denn bloß mit dir los? Machst du dir vor Angst in die Hosen?“
    Die Laseraugen des Dicken Michi zuckten mehrmals, als hätte seine Energiezufuhr einen Wackelkontakt. Doch in Wirklichkeit schaltete er nur seinen Sol-Antrieb ein. Den Sol-Antrieb der Bösartigkeit und der rohen Gewalt, und der sog beim Hochfahren zehnfachen Saft.
    Fabi, der noch neben der Hundehütte stand, sprang auf und kletterte auf das Baumhaus zurück.
    „Passt auf!“, rief er. „Passt ja auf ihn auf!“
    Da wirbelte der Dicke Michi auch schon herum. Wie ein aus sich heraus explodierender Kreisel drehte er sich dreimal um die eigene Achse herum, hievte dabei etwas Schweres vom Rücken nach vorn auf die Brust und blieb stehen.
    Dann öffnete er den Koffer, der wie ein Bauchladen vor ihm hing, nahm den riesigen Akkubohrer mit den zwei Griffen heraus und steckte das Sägeblatt auf die Spitze. Einen Augenblick später schleuderte er den Kofferbauchladen auf den Rücken zurück und drückte den Knopf. Der Akkubohrer röhrte auf, und das Sägeblatt begann gefährlich zu winseln.
    „Leon!“, flüsterte Fabi, „Leon!“
    Doch es war still. Absolut still. Bis auf das Röhren und Winseln der Säge.
    Entsetzt erschien meine Mutter im Fenster der Küchentür. Doch Willi hielt sie zurück.
    „Er hat keine Chance!“, sagte er. „Bitte glauben Sie mir!“, und nahm sie in den Arm.
    Da setzte sich der Dicke Michi auch schon in Bewegung und stapfte und donnerte und winselte auf die Holzpfähle zu, auf denen Camelot stand. Mit dem Monsterakkubohrer würde er sie wie Streichhölzer knicken.

    Wir schossen aus allen Rohren! Die Wasserfontänen trafen den Dicken Michi ständig und überall. Doch den schien das überhaupt nicht zu stören. Ihm gefiel das sogar, und er lachte uns aus.
    „Oh, ja! Macht nur weiter so. Kanalrattensommerschwimmfest! Ich glaub, ich hab schon drei Wochen lang nicht mehr gebadet!“
    Mit diesen Worten hob er das kreischende Ding in seinen Händen hoch und setzte zum ersten Schnitt an. „Wie Frühstücksbutter“, dachte ich, „wird die Säge den zehn Zentimeter dicken Vierkantbalken in handliche Würfel zerteilen.“ Doch meine Mutter hinter der Küchentür dachte noch schlimmere Dinge. Sie war kreidebleich, noch weißer als die Gardinen, und sie grub ihr Gesicht in Willis Schulter hinein. Ja, zum Glück tat sie das, denn selbst Willi wusste nicht mehr so recht, ob der Dicke Michi wirklich so chancenlos war.
    Da meldete sich Raban zu Wort. Er meldete sich, eine Handbreit bevor die Säge
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher