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Juli, Die Viererkette

Juli, Die Viererkette

Titel: Juli, Die Viererkette
Autoren: Joachim Masannek
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der Dicke Michi zuckte erschrocken zusammen.
    „Ich kann mich doch darauf verlassen, dass so was nie wieder passiert?“
    Der Dicke Michi nickte beflissen.
    „Gut!“, sagte ich. „Ich will so was nämlich nie mehr erleben. Ich will nur noch Fußball spielen. Hast du kapiert?“
    Der Dicke Michi nickte noch mal. Dann rannte er los, und ich drehte mich zu meinen Freunden herum.
    „Das meine ich ernst!“, sagte ich, und dann umarmte ich jeden von ihnen, um mich zu bedanken.
    „Alles ist gut!“, sagte ich, und „Solange du wild bist!“, gaben die anderen überzeugt zurück. Dann verabredeten wir uns im Teufelstopf für Punkt acht Uhr. Und danach gingen wir schlafen.

Noch ein Geheimnis
    Zuerst brachte meine Mutter Joschka ins Bett. Der war völlig aufgedreht, und immer und immer wieder erzählte er ihr die ganze Geschichte. Die ganze Schlacht um Camelot musste sie mindestens zwanzigmal hören, und meine Mutter schaffte es selbst beim letzten Mal noch, darüber zu lachen. Kreuzkümmel und Hühnerkacke! Wie liebte ich sie. Oder kennt ihr vielleicht eine Mutter, die zusehen kann, wie eine hundertfünfzig Kilogramm schwere Qualle ihren Sohn mit einem Donnersägenmonsterakkubohrer angreifen will, und die dann noch darüber lacht, wenn ein monumentaler Chinese über eine Kinderrutsche in eine Hundehütte reinkracht? Verflixt! So was nenn ich Respekt.
    Ja, aber dann kam meine Mutter zu mir. Leise zog sie die Tür hinter sich zu und setzte sich zu mir aufs Bett. Dabei ließ sie mich keinen Augenblick aus den Augen.
    Ich wurde immer nervöser. „Frag doch endlich!“, dachte ich nur und spielte mit meinen Zehen unter der Decke Mikado.
    Doch meine Mutter musste nicht fragen. Sie wusste, dass ich sie auch ohne Frage verstand, und schließlich hielt ich das Schweigen nicht länger aus.
    „Ich hab Papa in den Graffiti-Burgen gesucht.“
    Meine Mutter runzelte die Stirn.
    „Ja, verflixt!“, wehrte ich mich. „Ich kenn ihn doch gar nicht! Und die Graffti-Burgen sind der Ort auf der Welt, von dem man am wenigsten weiß.“
    „Außer von Hintersüdostwestaustralien“, antwortete meine Mutter. „Oder der österreichischen Mongolei. Dem kalifornischen Indien oder den Saharaalpen!“
    Sie schaute mich erwartungsvoll an. Dann lächelte sie. Ihr Lächeln wurde zum Lachen und steckte mich an. Wir lachten und lachten, umarmten uns und hielten uns schließlich beide ganz fest. Doch statt dem Lachen kullerten jetzt Tränen über unsere Gesichter.
    „Dein Papa kommt aus den Graffiti-Burgen“, flüsterte meine Mutter. „Du hattest Recht!“
    Ich hielt die Luft an. Urplötzlich hatte ich eine Ahnung, einen Verdacht.
    „Hat Papa ein Fax?“, fragte ich.
    Meine Mutter nickte kaum merklich.
    „Dann kannst du ihm das hier ja schicken!“, bat ich sie heiser und zog einen Zettel unter dem Kopfkissen raus.
    Meine Mutter las den Zettel bestimmt genauso oft durch, wie ihr Joschka die Geschichte vom Honigen und Federn erzählt hatte.
    Sehr geehrter Herr Marsmann!
    Können Sie bitte zu meinem Fußballspiel kommen?
    Heute im Teufelstopf um Punkt Acht.
    Das wär mir sehr wichtig, denn ich brauche Sie.
    Dein Sohn Juli,
    Juli „Huckleberry“ Fort Knox,
    die Viererkette in einer Person.

    Dann nickte sie, gab mir einen Kuss und ging aus dem Zimmer. Aber genau kann ich mich daran nicht mehr erinnern, denn ich schlief längst wie ein Stein.
    Und während ich schlief, kam der Dicke Michi zurück. Aber er kam nicht allein. Als Schneemann im Sommer war er der Polizei aufgefallen, und als die die Spuren der Schlacht um Camelot sah, wurden er und seine Freunde dazu verdonnert, das Unkraut in den Blumenbeeten am Marktplatz zu jäten. Und das für die nächsten acht Wochen. Zuerst waren es sogar noch zwölf. Doch als die Polizei sah, dass er das Geld zurückgebracht hatte, hatte sie Mitleid mit ihm.
    Ja, und mit diesem Geld ging Willi in den Secondhandladen hinein, um sich den Anzug zu kaufen. Ja, das tat er und – Kreuzkackendes Kümmelhuhn! – das tat er allein. Ja, ganz allein suchte er sich den Anzug aus, der seiner Meinung nach das Kleidungsstück war, das zum besten Trainer der Welt, zum Trainer der Wilden Fußballkerle gehörte.

Sternenregen
    Spät am Nachmittag wachten wir auf. Wir konnten den Abend kaum noch erwarten, und sobald es dunkel wurde, rannten wir los. Doch vor dem Stadion der Wilden Kerle e.W. , dem Hexenkessel aller Hexenkessel, hielten wir ehrfurchtsvoll an.
    Das Schild über dem Holztor zum Teufelstopf leuchtete in der
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