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Juli, Die Viererkette

Juli, Die Viererkette

Titel: Juli, Die Viererkette
Autoren: Joachim Masannek
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sicher?“, fragte Marlon, und Leon schaute mich einfach nur an. Er schwieg.
    Kein „Juli, wir bauen auf dich!“
    Kein „Alles ist gut, solange du wild bist!“
    Er schaute mich einfach nur an, und ich wusste, er glaubte mir kein einziges Wort.
    Kreuzkümmel und Hühnerkacke! Das war zuviel. Ich war kein Lügner, und ich war kein Verräter! Ich war ein Wilder Kerl , und meine Freunde würden mich schon beschützen. Der Dicke Michi konnte mich mal – und das kreuzweise und den Rücken hinunter. Ja, das könnt ihr mir glauben!
    Ich war jetzt so weit. Ich würde Leon, Marlon und Vanessa alles erzählen. Da ließ der Dicke Michi eine Kaugummiblase zerplatzen. Erschreckt fuhr ich zu ihm herum und sah Krake, Sense und Kong. Ja, und diese Mistkerle kamen doch tatsächlich, wie drei grinsende Tigerhaie im Kinderplanschbecken, direkt auf mich zu.

Zu schön, um wahr zu sein
    Während des Unterrichts konnte ich mich kaum konzentrieren, und ich wurde richtig nervös, als uns Fabi in der ersten großen Pause zusammenrief.
    „Am nächsten Samstag, am Tag unseres ersten Spiels in der Dimension 8, hat Willi Geburtstag“, erklärte er uns. „Ja, und deshalb bringt ihr alle euer Taschengeld mit, wenn ihr heute in den Teufelstopf kommt. Ist das klar? Willi braucht unbedingt einen Anzug.“
    Wir schauten ihn an und verstanden kein Wort.
    „Heiliger Muckefuck!“, stöhnte Fabi. „Habt ihr denn überhaupt keine Ahnung von Fußball? Verflixt. Wir haben die Trikots mit den Logos und den knallorangen Stutzen. Aber Willi läuft immer noch in Zivil auf den Platz. Ja, und dieses Zivil ist so oft geflickt, dass man nicht mehr erkennen kann, ob Willi jetzt die Hose als Hemd oder das Hemd als Hose anhat. Ja, und deshalb und weil ein richtiger Bundesliga-Trainer immer wie aus dem Ei gepellt auf der Trainerbank sitzt, schenken wir Willi jetzt einen Anzug. Einen richtigen Anzug aus grauem Flanell mit einer fetten Krawatte.“
    Die anderen Wilden Kerle waren begeistert von Fabis Idee. Doch ich schwieg entsetzt. Wie sollte ich meinen Freunden das Geld stehlen können, das für Willis Geburtstagsgeschenk bestimmt war? Ich fühlte mich absolut miserabel. Aber dann, kurz vor Schulschluss, hatte ich die geniale Idee.
    Dieses Mal war ich es, der Joschka antrieb, endlich mit mir zum Training zu kommen. Wie ein Tiger im Käfig lief ich in der Küche des Fasanengartens herum und nahm sogar ein paar weitere Schläge in Kauf. Doch dann saßen wir beide auf unseren Rädern und rasten zum Teufelstopf .
    Dort trainierten wir so gut wie noch nie. Konterfußball stand auf dem Plan. Damit wollte Willi die um ein Jahr älteren Mannschaften schlagen. Markus, der Unbezwingbare, lief aus dem Tor und schoss den Ball aus der Hand weit über die Mittellinie hinweg.

    Dort sprangen wir, Maxi „Tippkick“ Maximilian, Marlon, die Nummer 10, Vanessa die Unerschrockene, oder ich, Juli „Huckleberry“ Fort Knox, dem Leder entgegen, nahmen ihn, noch bevor er den Boden berührte, aus der Luft an und spielten ihn direkt nach rechts oder links. Von dort kam die Flanke dann vor das Tor, und auf das rannten unsere Stürmer bereits sternförmig zu. Fabi, der schnellste Rechtsaußen der Welt, donnerte den Ball wie einen Torpedo ins Netz, oder er flankte so hart, dass Leon, der Slalomdribbler, nur noch die Fußspitze hinhalten musste, um den Ball zu versenken. Felix, der Wirbelwind, oder Jojo, der mit der Sonne tanzt, kamen von links und spielten zu Rocce. Ja, und Rocce der Zauberer, schloss immer mit einem Zaubertrick ab: einem Scherenschlag oder Hackentrick, oder er kombinierte mit dem nachrückenden Marlon zusammen so schnell, dass selbst Felix vom Zuschauen schwindelig wurde.

    Wir fühlten uns wieder wie die beste Fußballmannschaft der Welt, und selbst Willi, der sonst immer mehr und mehr von uns forderte, setzte sich schweigend vor dem Kiosk ins Gras und schaute uns zu. So begeistert war er.
    Aber am meisten begeistert war ich von mir selbst. Ich gehörte wieder zu den Wilden Fußballkerlen , und selbst als Fabi unser Taschengeld einsammelte, war ich davon überzeugt:

    Ich würde meine Freunde niemals verraten. Niemals im Leben würde ich das tun! Das sage ich euch! Jetzt könnt ihr es schwören. Los, blättert zu der Seite zurück, in die ihr ein Eselsohr reingeknickt habt, und leistet den Schwur!
    Denn das habe ich jetzt verdient, und ich werde es euch auf der Stelle beweisen.
    Das Taschengeld, das wir auf Fabis Vorschlag hin zum Training mitgebracht hatten,
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