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Juli, Die Viererkette

Juli, Die Viererkette

Titel: Juli, Die Viererkette
Autoren: Joachim Masannek
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definitiv in der Falle. Daran gab es nichts mehr zu zweifeln, auch wenn ich die anderen Mistkerle, die jetzt zwischen den Autos auf dem Parkplatz erschienen, noch gar nicht sah.
    Ich saß in der Falle, dem Monster der Monster direkt gegenüber, und kein Wilder Kerl war in Sicht. Ich hatte noch nicht einmal die kleine Chance, den Socke-Trick anzuwenden, der selbst Felix gelang. Denn Socke wäre niemals im Leben so dämlich gewesen und hätte sich durch den Finsterwald und über die Steppe bis zu den Graffiti-Burgen gewagt.
    Langsam drehte ich mich wieder zum Dicken Michi zurück. Der grinste wie ein Page aus einem Zombiehotel.
    „Das ist wohl das Freundlichste, was er hinkriegt!“, dachte ich mir.
    Und das war mein letzter Gedanke. Danach wusste ich nicht mehr, was mit mir passiert.

Der Pakt mit dem Teufel
    Als ich wieder klar denken konnte, befand ich mich am äußersten Ende des Parkplatzes zwischen den Graffiti-Burgen.
    Ich lag auf der Ladefläche eines LKWs und schaute zum Dicken Michi empor, der auf dem Führerhaus fläzte.

    Der Inhalt meiner Taschen lag vor ihm auf dem Dach, und nachdenklich wie ein Silberrückengorilla in einem Darth-Vader-T-Shirt stocherte er in dem Haufen herum.
    „Hey! Was willst du denn damit? Das ist doch nur Schrott!“, beeilte ich mich zu sagen. Und der Dicke Michi grummelte auch schon so was wie „Das seh ich doch selbst!“, als er – verflixt nochmal! – den Fuchsschwanz entdeckte.
    Vorsichtig nahm er ihn auf und betrachtete ihn lange wie eine Banane. Meine Aufregung ließ schon wieder nach. „Gleich beißt er rein“, dachte ich, „und dann wachsen ihm Haare auf seiner Zunge. Igitt!“ Doch der Dicke Michi war nicht so dumm, wie ich dachte. Er hatte in Biologie eine Sechs. Das stimmt. Und er konnte auch keinen Fuchsschwanz von einem Eichhörnchen unterscheiden. Aber er erkannte einen Fuchsschwanz wieder, der seiner Meinung nach ein Eichhörnchen war.
    „Da sieh doch mal einer an!“, raunte er und wedelte mit dem Schwanz durch die Luft. „Krake, erkennst du das wieder?“
    Krake erwachte aus einem Halbdämmerschlaf, in dem sich alle Unbesiegbaren Sieger befanden, sobald der Dicke Michi zu denken begann. Aber ich verlor deshalb nicht den Respekt vor ihrer Bösartigkeit. Alligatoren liegen genauso in den Sümpfen herum, bis sie urplötzlich zuschnappen. Und wie ein Alligator drehte Krake jetzt eines seiner Augen und schielte in Richtung LKW-Führerhaus zu seinem Räuberhauptmann.
    „Dieser kleine Bastard hat uns doch tatsächlich gelinkt!“, raunte der Dicke Michi nochmal. Doch dann flammten die Laseraugen zwischen den Speckfalten auf, und blitzschnell, als würde die Schwerkraft für diesen Fettsack nicht existieren, sprang er auf die Ladefläche hinab und kam direkt auf mich zu.
    „Dieser kleine Bastard hat nicht nur nichts bei sich, was wir in irgendeiner Form brauchen können. Dieser kleine Bastard hat uns auch noch gelinkt. Er hat uns belauscht, als wir mit unserer Beute zurückgekehrt sind. Und jetzt, – jetzt! –, und das will ich am wenigsten glauben, spioniert dieser wilde Zwerg auch noch bei uns rum!“
    Mit diesen Worten packte er mich mit seinen Radkappenhänden und zog mich zu sich empor. Meine Füße baumelten in der Luft und ich fühlte mich überhaupt nicht mehr wild. Ich war jetzt ein hundertprozentiger Zwerg! Da holte der Dicke Michi tief Luft und blies mir, als würde ein Rhinozeros pupsen, die karierte Mütze vom Kopf.
    „Aber jetzt hat es sich ausgeholmst, Sherlockzwerg! Ist dir das klar?!“, zischte er und schleuderte mich mindestens drei Meter durch die Luft.
    Ich krachte gegen das Führerhaus, und mit dem Aufprall, der meine Knochen wie Mikadostäbe auf der Ladefläche verteilte, erlosch mein letzter Rest Galgenhumor wie eine Kerze im Sturm. Danach war es still. So still wie meine Lage ernst war. Denn jetzt rührten sich auch die anderen Alligatoren um mich herum. „Keilerei“ war das Zauberwort, das sie wachrütteln konnte, und im Gegensatz zum Dicken Michi waren die Muskeln von Sense, Krake und Kong nicht unter dicken Pottwalfettschichten versteckt. Dazu kam das Rasseln der Fahrradkette, die sich Sense jetzt von der blanken Brust nahm und die er äußerst genüsslich durch seine Finger zog. Es klang und „tickerte“ wie eine Bombe, die gleich explodiert.
    Kreuzkümmelhuhn! Selbst das Auftauchen von Joschka, meinem kleinen Bruder, den wir „Die siebte Kavallerie“ nennen, wär jetzt ein Hoffnungsfunke gewesen. Doch er befand sich wie
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