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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught
Autoren: Legenden der Liebe
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als Huren, die Männer vom Pfad der Tugend abbringen'.«
    »Nun ja, Cornelia ...«, begann ihr
Vater, und seine Stimme klang fast so, als müsse er ein Lachen unterdrücken.
Das fand Cornelia Faraday offenbar auch, denn sie wurde fuchsteufelswild, wie
Rafe es immer nannte:
    »Versuch bloß nicht, mich mit deinem
falschen Charme einzuwickeln, du – du Tagedieb! Du hast meine Schwester dazu
gebracht, dich zu heiraten und mit dir um die halbe Welt zu ziehen, du, mit
deinem dummen Geschwätz von einem neuen Leben in Amerika, und ich werde mir
nie verzeihen, daß ich nicht versucht habe, sie daran zu hindern. Noch
schlimmer, ich bin sogar mitgekommen! Aber dieses Mal werde ich nicht
schweigen, nicht jetzt, wo du die einzige Tochter meiner Schwester zu einer –
einer Witzfigur gemacht hast! Dieses Mädchen, das beinahe alt genug ist, um zu
heiraten, benimmt sich nicht wie eine Frau, sie sieht noch nicht einmal aus
wie eine Frau. Ich frage mich, ob sie überhaupt weiß, daß sie eine Frau ist!
Sie hat nie etwas anderes als Hosen und Stiefel getragen, sie ist so braun wie
eine Wilde, und sie flucht wie ein Heide! Ihre Manieren sind beklagenswert, sie
äußert alle ihre Gedanken mit unglaublicher Impertinenz, sie trägt ihre Haare
niemals in einer ordentlichen Frisur, und sie kennt nicht einmal die Bedeutung
des Wortes 'feminin'. Sie hat mir freimütig und unverschämt erklärt, sie denke
jetzt noch nicht ans Heiraten, aber sie 'fände Gefallen' an jemandem namens Raphael
Benavente, und wahrscheinlich würde sie ihn eines Tages bitten, sie zu
heiraten. Diese junge Dame – und ich verwende diesen Ausdruck in Sheridans Fall
nur im weitesten Sinn – beabsichtigt allen Ernstes, einem Mann die Heirat
anzutragen, und um das Maß voll zu machen, ist der Gatte ihrer Wahl offenbar
ein spanischer Vagabund, der, wie sie mir stolz berichtete, alles weiß, was
wichtig ist – inklusive, wie man beim Kartenspiel betrügt! Und jetzt«, schloß
Tante Cornelia und hob ihre Stimme in zornigem Triumph, »fordere ich dich auf,
all das zu widerlegen.«
    Sherry hielt den Atem an und wartete
gespannt darauf, daß ihr Vater zu ihrer Verteidigung eine ebensolche Tirade auf
diese hassenswerte, sauertöpfische Frau niederprasseln ließ. Sie hatte sich
Sherrys Vertrauen mit ihren Fragen erschlichen und verwendete nun ihre
aufrichtigen Antworten gegen sie.
    »Sherry flucht nicht«, erwiderte ihr
Vater ein wenig lahm, aber zumindest klang er so, als ob seine Geduld bald erschöpft
wäre.
    Tante Cornelia ließ sich jedoch
nicht so leicht einschüchtern wie andere Leute, wenn Patrick Bromleigh das
Temperament durchging. »Aber natürlich tut sie das«, gab sie zurück. »Sie hat
sich heute morgen den Ellenbogen gestoßen, und daraufhin hat sie in zwei
Sprachen geflucht. Ich habe es selbst gehört!«
    »Ach, wirklich«, warf Patrick wütend
ein, »und wie konntest du verstehen, was sie sagte?«
    »Ich kann genug Latein, um 'Madre
Dios' als Blasphemie zu übersetzen.«
    »Das heißt 'Mutter Gottes«',
verteidigte Patrick seine Tochter, aber er klang auf einmal schuldbewußt und
nicht sehr überzeugend, als er hinzufügte: »Vielleicht wollte sie ja anfangen
zu beten, obwohl du glaubst, sie täte es nicht.« Sheridan beugte sich vor und
blickte durchs Schlüsselloch. Das Gesicht ihres Vaters war gerötet, entweder
vor Verlegenheit oder vor Zorn, und er hatte die Fäuste in die Seiten gestemmt,
aber Tante Cornelia stand so kalt und unbewegt vor ihm wie ein Fels.
    »Das zeigt, wie wenig du sowohl vom
Beten als auch von deiner Tochter weißt«, schleuderte sie ihm verächtlich entgegen.
»Ich schaudere, wenn ich daran denke, mit welchen Leuten du sie Umgang pflegen
läßt, aber ich habe eine so klare Vorstellung von ihnen, daß ich weiß, daß du
sie Glücksspiel und Flucherei aussetzt, und daß du es schnapstrinkenden
Falschspielern wie diesem Mr. Raphael gestattest, sie in unschicklicher
Kleidung zu betrachten. Gott allein weiß, wie viele unzüchtige Gedanken sie bei
ihm und jedem anderen Mann schon hervorgerufen hat, der sie mit ihrem roten
Haar sehen konnte, das wie bei einem Flittchen um sie herumwallt. Und dabei
habe ich ihren anderen Lieblingsgefährten noch nicht einmal erwähnt – einen
Indianer, der mit Hunden schläft! Ein Wilder, der ...«
    Sherry sah, wie sich die
Kiefermuskeln ihres Vaters zornig spannten, als Tante Cornelia Schlafender Hund
erwähnte, und für den Bruchteil einer Sekunde fürchtete Sherry fast – halb
hoffte sie es
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