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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught
Autoren: Legenden der Liebe
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deutete eine spöttische Verbeugung an, »wenn
mein Ton Ihnen gegenüber jemals unkorrekt gewesen sein sollte.«
    Helene richtete sich auf und griff
nach seinem Jackett, um ihn dazu zu bewegen, sich neben sie zu setzen. Als der
Versuch fehlschlug, ließ sie ihre Hand wieder sinken. Das Thema jedoch ließ sie
nicht fallen, und sie lächelte ihn strahlend an, um seinen Zorn zu besänftigen.
»Dein Tonfall anderen gegenüber ist nie unhöflich, Stephen. Im Gegenteil, je
verärgerter du bist, desto 'höflicher' wirst du – bis du so außerordentlich
höflich bist, so präzise und so korrekt, daß du äußerst beunruhigend wirkst.
Man könnte sogar sagen ... angsteinflößend!«
    Sie schauderte, um ihre Worte zu
unterstreichen, und Stephen mußte gegen seinen Willen grinsen.
    »Genau das meinte ich«, sagte sie
und lächelte ihn an. »Wenn du kalt und zornig wirst, weiß ich, wie ...« Sie zog
scharf die Luft ein, als seine große Hand unter die Decke glitt und liebkosend
über ihre Brust streichelte.
    »Ich möchte dich nur wärmen«, sagte
er, als sie die Arme um seinen Nacken legte und ihn aufs Bett zog.
    »Und mich ablenken.«
    »Ich glaube, da täte ein Pelz
bessere Dienste.«
    »Um mich zu wärmen?«
    »Um dich abzulenken«, erwiderte er.
Sein Mund senkte sich auf ihren, und er begann mit der angenehmen Aufgabe, sie
beide zu wärmen und abzulenken.
    Es war fast fünf Uhr morgens, als er sich wieder anzog.
»Stephen?« flüsterte sie schläfrig, während er sich über sie beugte und ihr
einen Abschiedskuß auf die glatte Stirn drückte.
    »Ja?«
    »Ich muß dir ein Geständnis machen.«
    »Keine Geständnisse«, erinnerte er
sie. »Das haben wir von Anfang an so vereinbart. Keine Geständnisse, keine Vorwürfe,
keine Versprechen. So haben wir es beide gewollt.«
    Helene bestritt das zwar nicht, aber
diesen Morgen konnte sie nicht anders. »Ich muß dir gestehen, daß ich ziemlich
eifersüchtig auf Monica Fitzwaring bin.«
    Stephen richtete sich mit einem
ungeduldigen Seufzer auf und wartete. Er wußte, sie mußte sagen, was sie zu
sagen hatte, aber er half ihr nicht dabei. Er blickte sie nur mit hochgezogenen
Augenbrauen an.
    »Ich weiß, daß du einen Erben
brauchst«, begann sie und verzog ihre vollen Lippen zu einem entschuldigenden
Lächeln, »aber könntest du nicht eine Frau heiraten, die ein bißchen schlechter
aussieht als ich? Oder so richtig streitsüchtig ist? Eine Schreckschraube mit
einer leichten Hakennase oder kleinen Augen würde mir gut gefallen.«
    Stephen schmunzelte, aber er wollte
das Thema ein für allemal beenden, deshalb entgegnete er: »Monica Fitzwaring
stellt keine Bedrohung für dich dar, Helene. Zweifellos weiß sie von unserer
Beziehung, und sie würde niemals versuchen, einzugreifen, selbst wenn sie
glaubte, daß sie es könnte.«
    »Was macht dich so sicher?«
    »Sie hat es mir selbst gesagt«,
erwiderte er rundheraus, und als Helene ihn immer noch ungläubig anblickte,
fügte er hinzu: »Um deinen Sorgen und dem ganzen Thema ein Ende zu bereiten,
bleibt mir nur zu sagen, daß ich den Sohn meines Bruders als durchaus
akzeptablen Erben betrachte. Außerdem habe ich weder jetzt noch in Zukunft vor,
mich an eine Ehefrau zu ketten, nur um einen legalen Erben zu zeugen.«
    Während Stephen diese schonungslos
offene Rede hielt, schwankte Helenes Gesichtsausdruck zwischen Überra schung
und amüsierter Verwirrung. Ihre nächste Bemerkung erklärte ihren erkennbaren
inneren Zweikampf. »Welchen anderen Grund, außer einen Erben zu zeugen, könnte
denn ein Mann wie du zu einer Heirat haben?«
    Stephens desinteressiertes
Schulterzucken und sein kurzes Lächeln taten alle normalen Gründe für eine Ehe
als banal, lachhaft oder absurd ab. »Für einen Mann wie mich«, erklärte er
mit mildem Spott, der nur unzureichend seine tiefverwurzelte Verachtung für
Ehewonnen und die Heiligkeit der Ehe verbarg – Illusionen, die sogar in der
spröden, kultivierten Gesellschaftsschicht, der er angehörte, genährt wurden –
»gibt es keinen einzigen zwingenden Grund, eine Ehe einzugehen.«
    Helene musterte ihn aufmerksam, und
langsam begannen sich auf ihrem Gesicht Neugier, Vorsicht und beginnendes
Verständnis abzuzeichnen. »Ich habe mich immer gefragt, warum du Emily Lathrop
nicht geheiratet hast. Man rühmt nicht nur ihr Aussehen und ihre Figur, sie ist
auch eine der wenigen Frauen in England, die aufgrund ihrer Herkunft und
Erziehung alle Voraussetzungen dafür hätten, in die Familie
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