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Jorina – Die Jade-Hexe

Jorina – Die Jade-Hexe

Titel: Jorina – Die Jade-Hexe
Autoren: Marie Cordonnier
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das der Bote des Herzogs nach Cado gebracht hatte.
    »Er möchte, dass ich das glaube!« knurrte er schließlich finster und warf die Botschaft mit einem Fluch ins Feuer. »Es gefällt mir nicht! Nein, es gefällt mir ganz und gar nicht! Nichts scheint sich so zu fügen, wie ich es geplant hatte!«
    »Weil Euch Jean de Montfort seine besten Wünsche zum neuen Jahr schickt und Euch seiner Freundschaft versichert?« forschte Gordien verblüfft, der bisher nur den einen Punkt des offiziellen Schreibens kannte.
    »Ich glaube kein einziges Wort seiner scheinheiligen Tiraden. Er hat de Nadier begnadigt! Er hat ihn aus dem Kerker geholt und mit irgendeiner kleinen adeligen Gans verheiratet, die ihm eine fette Mitgift verschafft hat. Er teilt es mir mit, weil er glaubt, dass ich mich darüber ärgere. Aber wenn er dies tut, muss er wissen, dass ich Nadier eine Falle gestellt habe. Weshalb klagt er mich dann nicht an seiner Stelle an?«
    »Weil er feige ist! Ein solcher Vorwurf ist gleichbedeutend mit einer Kriegserklärung.« Sogar Gordien fand das Haar in der Suppe. »Aber er kann sich keinen neuerlichen Krieg in seinem Lande leisten. Nicht mitten im Winter und nicht, nachdem er vor drei Monaten seine letzte Schlacht mit unserer Hilfe gewonnen hat.«
    Cocherel riss ihm den Weinschlauch aus den Händen und spritzte sich die rubinrote Flüssigkeit in den Rachen, bis sie ihm zu den Mundwinkeln wieder herauslief. Doch der Wein schien nicht die geringste Wirkung auf ihn zu haben.
    »Montfort ist nicht feige, aber er ist tückisch. Man muss bei ihm mit allem rechnen. Das neue Jahr bringt die Entscheidung. Soviel ist sicher. Und jetzt schick mir eine der Mägde herein. Aber keine Dürre ... ich will ein richtiges Weib ...«
    Gordien rappelte sich von der Bank hoch. Seit Cocherel in brutalem Jähzorn seine dicke Geliebte gefoltert und ihren Sohn zu Tode gepeitscht hatte, war er nicht mehr der Alte. Oder hatte es doch etwas mit dem anderen Mädchen zu tun, von dem man tuschelte, es sei eine Hexe gewesen? Oder mit der hochnäsigen Braut, die alles durcheinanderbrachte?
    »Weiber«, knurrte er unwillig. »Haltet Euch lieber an den Wein, der macht einem vernünftigen Mann weniger Kopfschmerzen!«
    »Raus!«
    Gordien schloss so hastig die Tür hinter sich, dass Cocherels Wurfgeschoss von innen gegen die Füllung donnerte. Er machte sich nicht die Mühe herauszufinden, ob es Tintenfass, Messer oder Stiefel gewesen war. Besser, man ging ihm aus dem Weg, solange er eine solche Laune hatte.
    In solchen Nächten glich er wirklich einem Wolf, der die Beute mit seinen scharfen Fängen zerriss und nur in Blut und Tod Befriedigung finden konnte. Maé war die einzige gewesen, die ihn in einer solchen Stimmung hatte beruhigen können, aber Maé war fort ...
    »Was tust du hier draußen, du närrisches Ding? Willst du krank werden?«
    Jorina hielt das Gesicht in die tanzenden Schneeflocken und lächelte. Die zarten Kristalle schmolzen auf ihren warmen Wangen, aber an den offenen Haaren blieben sie für kurze Zeit hängen. Sie nisteten sich zwischen den dichten Strähnen ein und verwandelten sich langsam in winzige glitzernde Diamanttröpfchen.
    Raoul de Nadier trat splitternackt auf den Söller hinaus und hob sie kurz entschlossen auf die Arme, um sie wieder in die Geborgenheit des warmen Gemaches zu tragen, in dem ihr Ehebett stand. Jorina war beim Anblick der fallenden Schneeflocken wie ein Kind auf bloßen Sohlen hinausgelaufen, kaum dass sie sich Zeit genommen hatte, den pelzgefütterten Hausmantel überzuziehen.
    »Es ist wundervoll, den Schneeflocken zuzusehen und selbst nicht zu frieren!« seufzte sie genüsslich und verschlang die Arme in Raouls Nacken. »Ich liebe es, diesen Pelz auf der bloßen Haut zu spüren. Es ist überhaupt wundervoll zu leben, findet Ihr nicht auch?«
    »Wie recht du hast, meine Süße!« murmelte er und küsste die Schneeflocken von ihrem Scheitel. »Aber ich für meinen Teil ziehe die Wärme unseres Alkovens der frischen Luft auf dem Söller vor. Komm zu Bett ...«
    Jorina kam der Aufforderung mit einer Eile nach, die seinem Verlangen in nichts nachstand. Die erste Woche ihres Ehestandes hatte die Traurigkeit in ihren Augen gelöscht und ihren Bewegungen die gelöste Zufriedenheit sinnlicher Anmut verschafft.
    »Nun, bereut Ihr es immer noch, dass ich Euch überredet habe, den Ball Seiner Gnaden frühzeitig zu verlassen?« schnurrte sie und knabberte mit weichen Lippen an seinem Hals. Sie wusste genau, was sie
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